Flughafen Zürich«Verlieren zweistelligen Millionenbetrag im Monat»
Der Flughafen Zürich muss derzeit praktisch auf sämtliche Einnahmen verzichten. Stephan Widrig, CEO des Flughafens Zürich, im Interview.
Herr Widrig, wie gross ist die finanzielle Belastung für den Flughafen Zürich durch die Coronavirus-Krise?
Die ganze Branche leidet unter der aktuellen Situation. Auch die Flughafen Zürich AG ist massiv betroffen. Die Einnahmen tendieren gegen null, gleichzeitig haben wir sehr hohe Fixkosten, die nicht gekürzt werden können und die wir tragen, um die für die Schweiz jetzt so essentielle internationale Anbindung und Logistikversorgung zu ermöglichen.
Wie gross ist der Verlust?
Wir verlieren derzeit pro Monat einen zweistelligen Millionenbetrag.
Einige Flüge gibt es ja doch noch ...
Es ist notwendig, dass Flughäfen und Airlines eine Mindestkonnektivität aufrechterhalten können – Rückholflüge, Ambulanzeinsätze und die für Lieferketten wichtigen Luftfrachttransporte müssen weiterhin möglich sein. Wir tragen ein Defizit, damit Flughafenpartner – wie Airlines – auf einer weiterhin funktionierenden Infrastruktur den Betrieb sicherstellen können.
Hoffen Sie auf staatliche Unterstützung?
Eine staatliche Überbrückungsfinanzierung für Flughafenpartner, die in einen ernsthaften Liquiditätsenpgass geraten, ist im Interesse der ganzen Schweiz. Damit wird sichergestellt, dass aus der temporären Krise nicht ein struktureller, nachhaltiger Schaden für die regionale und nationale Wirtschaft entsteht. Wir gehen derzeit aber nicht davon aus, dass wir selber die vom Bund zur Verfügung gestellte Überbrückungsfinanzierung beanspruchen müssen.
Ganz schlecht stehts derzeit um Swissport. Was wären die Auswirkungen für den Flughafen Zürich, wenn Swissport in die Insolvenz rutschen würde?
Swissport ist ein für die Schweizer Luftfahrt systemrelevantes Unternehmen. Aus diesem Grund begrüssen wir die staatliche Überbrückungsfinanzierung, die sich unserer Ansicht nach nicht nur an die Airlines richten darf, sondern an alle systemrelevanten Unternehmen wie Bodenabfertigungsfirmen, Catering-Unternehmen oder Luftfrachtdienstleister.
Sie suchen ausgerechnet jetzt einen neuen Chef fürs Krisenmanagement. Ist jemand wegen der Krise abgesprungen?
Nein, diese Kündigung ist nicht der aktuellen Situation geschuldet. Unser Head Emergency Management hat sich entschieden, eine neue Herausforderung ausserhalb des Unternehmens anzunehmen.
Passagierzahlen brechen im März ein
Die Anzahl der lokalen Passagiere in Zürich sank im März 2020 um 60,6 Prozent auf 656'399, wie der Flughafen Zürich am Dienstag mitteilte. Der Anteil der Umsteigepassagiere lag bei 26 Prozent – gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 5,0 Prozentpunkten. Die Zahl der Umsteigepassagiere sank um 69,2 Prozent auf 230'910.
Die Zahl der Flüge sank im Vergleich zum Vorjahresmonat um 49,5 Prozent auf 11'135 Starts oder Landungen. Die durchschnittliche Zahl Passagiere pro Flug lag mit 97,6 Fluggästen minus 21,6 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Sitzplatzauslastung ist im März um 19 Prozentpunkte auf 56,5 Prozent gesunken.
Insgesamt wurden am Flughafen Zürich im März 25'491 Tonnen Fracht abgewickelt. Das entspricht einem Rückgang von 39,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.