«Konsumdruck macht, dass Leute nicht sparen»

Aktualisiert

Schuldenberater«Konsumdruck macht, dass Leute nicht sparen»

Knapp 15 Prozent der Schweizer sparen nicht. Laut Schuldenberater Sébastien Mercier ist das gefährlich, denn unvorhergesehene Ausgaben können jederzeit anfallen.

von
K. Wolfensberger
Schuldenberater Sébastien Mercier sagt zu 20 Minuten, dass der Konsumzwang viele Jugendliche in die Schuldenfalle bringe. Er reagiert damit auf die Studie von Comparis.ch, laut der viele Menschen nicht genug Geld sparen (können).
Ende Monat und fast das ganze Geld ist weg. In einer Umfrage des Internetvergleichsdienstes Comparis.ch geben knapp 15 Prozent der Befragten an: «Ich gebe meistens alles aus, was reinkommt.»
Weitere vier Prozent gaben ausserdem zu, immer wieder über ihren Verhältnisse zu leben.
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Schuldenberater Sébastien Mercier sagt zu 20 Minuten, dass der Konsumzwang viele Jugendliche in die Schuldenfalle bringe. Er reagiert damit auf die Studie von Comparis.ch, laut der viele Menschen nicht genug Geld sparen (können).

zvg

Herr Mercier*, laut einer Studie sparen viele Leute gar nicht. Wieso?

Dafür gibt es verschiedene Gründe. Gewisse Leute sparen nicht, weil sie einfach keine Lust dazu haben und das Leben geniessen wollen. Alles was sie in einem Monat verdienen, geben sie gleich wieder aus. Es gibt aber auch viele Leute, die können gar nicht sparen, weil sie nicht genug verdienen. Sie leben am Existenzminimum und müssen jeden Monat schauen, wie sie über die Runden kommen.

Wieso sollte man überhaupt sparen?

Weil man ohne Ersparnisse jederzeit in die Schuldenfalle geraten könnte. Gewisse Leute leben jahrzehntelang gut ohne Geld auf der Seite, doch dann bringt sie eine Scheidung, eine Entlassung oder ein Unfall aus der Bahn. Unvorhergesehene Kosten tauchen auf und sie verschulden sich.

Wieso legen auch gutverdienende Leute nichts auf die Seite?

Sehr häufig liegt das am vorherrschenden Konsumdruck. Die Leute wollen ein teures Auto, ein schönes Handy und eine tolle Wohnung. Im Gegensatz zu früher haben die Leute das Gefühl, diese Dinge gehörten zum normalen Standard.

Wie viel Geld sollte man mindestens auf dem Sparkonto haben?

Eine konkrete Zahl zu nennen ist schwer. Aber was klar ist: Man sollte immer die Krankenkassenprämie, die dazugehörige Franchise sowie den maximalen Selbstbehalt von 700 Franken bezahlen können. Des weiteren sollte man auch Geld für den Zahnarzt haben. Ich sehe immer wieder Fälle von Leuten, die es sich nicht leisten können, ihre Löcher in den Zähnen zu flicken. Wer ein Auto hat, muss ausserdem Geld auf der Seite haben, um allfällige Reparaturen zahlen zu können. Diese Kosten können schnell mal deutlich mehr als 1000 Franken betragen.

Wie kann man trotz knapper Finanzen Geld sparen?

Der wichtigste Schlüssel dazu ist, einen Budgetplan zu haben, den man streng einhält. In diesem Plan sollten alle Ausgaben enthalten sein, die wirklich gemacht werden müssen. Auch Sparziele können dort definiert werden.

Was raten Sie jungen Leuten, um nicht in die Schuldenfalle zu geraten?

Jugendliche, die von zuhause ausziehen, unterschätzen oft die Ausgaben, die auf sie zukommen. Man muss die Wohnung, die Steuern und die Krankenkasse bezahlen. Gerade die letzten beiden Punkte unterschätzen die Jugendlichen oft. Wer beispielsweise seinen ersten Job antritt und noch nicht weiss, wie hoch die Steuern ausfallen werden, sollte beim Steueramt anrufen und sich nach der ungefähren Höhe erkundigen. Ansonsten droht bereits in sehr jungem Alter die Schuldenfalle.

*Sébastien Mercier ist Geschäftsleiter von Schuldenberatung Schweiz.

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