«Wir werden kein Blutbad veranstalten»

Aktualisiert

CS-Chef Thiam«Wir werden kein Blutbad veranstalten»

CS-CEO Tidjane Thiam hat bis Ende 2018 ein ehrgeiziges Sparziel. In der Schweiz sind 1600 Stellen gefährdet.

kwo
von
kwo
Drückt auf die Kostenbremse: CS-CEO Tidjane Thiam. (Archivbild)

Drückt auf die Kostenbremse: CS-CEO Tidjane Thiam. (Archivbild)

Die Credit Suisse will bis 2018 die Kosten um 3,5 Mrd. Franken senken. Ein Grossteil der Einsparungen will die Grossbank mit der Verlegung von Arbeitsplätzen von London nach günstigeren Arbeitsorten erreichen. In der Schweiz fallen bis in drei Jahren 1600 Stellen weg.

Gemäss CS-Chef Tidjane Thiam ist dieser Stellenabbau in der Schweiz ohne Kündigungen zu bewerkstelligen. «Mit der natürlichen Fluktuation beim Personal sollte das zu schaffen sein», sagte Thiam an einer Medienkonferenz. In welchen Bereichen diese Stellen wegfallen, wollte Thiam nicht bekannt geben, weil intern noch nicht vollständig über den Abbau informiert worden sei. Weiter sagte Thiam: «Es ist nicht unser Ziel, Jobs einzusparen. In den nächsten Jahren werden wir aber durch natürliche Fluktuation 1600 Stellen abbauen. Wir veranstalten also kein Blutbad und schmeissen nicht sofort viele Leute raus.»

Verlagerung von London nach Indien

In London plant die Credit Suisse nicht die Entlassung von Personal, sondern eine Verlagerung. Am personalmässig sehr teuren Standort London beschäftige die Credit Suisse zurzeit rund 2400 Leute in rückwärtigen Bereichen, sagte Thiam. «1800 jedoch müssten nicht in London sein.» Die CS plant diese Stellen an günstigere Standorte auszulagern. Thiam nannte konkret Indien.

Insgesamt will die Grossbank bis 2018 die Kosten um jährlich 3,5 Milliarden Franken senken. 0,8 Milliarden Franken stammen laut Thiam aus bereits laufenden Sparprogrammen. Mit zusätzlichen Massnahmen sollen jetzt weitere 2,7 Milliarden eingespart werden.

Abkommen mit Wells Fargo

In den USA will die CS ausserdem nicht mehr direkter Ansprechpartner für vermögende Kunden sein. Demgegenüber sollen die Dienstleistungen – wie zum Beispiel das Investmentbanking – für reiche Kunden weitergeführt werden. Das Privatbanking-Geschäft der Credit Suisse in den USA sei zurzeit nicht so positioniert, dass es ohne beträchtliche Investitionen mit der Konkurrenz mithalten und die von der CS angestrebten Profitabilitätsziele erreichen könne, schreibt die CS in einer Mitteilung. Darum habe die Grossbank entschieden, dass Geschäftsmodell dieser Geschäftseinheit anzupassen.

Konkret hat die Credit Suisse mit der US-Bank Wells Fargo ein Abkommen unterzeichnet, das es den US-Beratern der CS und ihren Klienten erlaubt, per Anfang 2016 zu Wells Fargo zu wechseln. Credit Suisse trennt sich also in den USA vom direkten Kundengeschäft. Die Dienstleistungen für diesen Geschäftsbereich dagegen, das Investmentbanking und die Anlagenverwaltung, will die CS weiterführen. Die Credit Suisse hat mit Wells Fargo vereinbart, dass die Schweizer Grossbank diese Dienstleistungen für das Netz der US-Bank anbieten soll.

Doch noch Gewinn

Im dritten Quartal 2015 erwirtschaftete die CS 779 Millionen Franken Gewinn, wie die Bank des Weiteren mitteilte. Das ist weit mehr als von einigen Analysten erwartet, aber ein Viertel weniger als im Vorjahresquartal.

Der Gewinn lag damals bei über einer Milliarde Franken. Das Private Banking & Wealth Management wie auch das Investment Banking seien von geringeren Kundenaktivitäten und ungünstigen Marktbedingungen beeinträchtigt gewesen, schreibt die CS in ihrer Mitteilung. Mit der Investmentbank schrieb die Grossbank denn auch einen Vorsteuerverlust von 125 Mio. Franken.

Lesen Sie die Pressekonferenz im Ticker:

Zum Liveticker im Popup (kwo/sda)

Deine Meinung zählt