Billigflieger steigt aus«Ryanair ist für uns nicht so bedeutend»
Ryanair streicht alle Verbindungen ab Basel-Mulhouse. Flughafendirektor Jürg Rämi erklärt im Interview, warum er den Kampf um den grössten Billigflieger verloren hat und und was der Kahlschlag für die Mitarbeiter bedeutet.
Ryanair forderte vom Euroairport, die Flughafengebühren zu senken – im Gegenzug würde der Billigflieger mehr Ziele ab Basel anfliegen. Warum sind sie der Fluggesellschaft nicht entgegengekommen?
Jürg Rämi: Wir haben seit Monaten intensiv mit Ryanair verhandelt. Die Forderungen der Fluggesellschaft gingen aber deutlich zu weit: Sie verlangte eine Reduktion der Gebühren von über 50 Prozent im Vergleich zum aktuellen Tarif. Diesen Forderungen konnten und wollten wir nicht nachkommen. Der Euroairport behandelt alle Airlines gleich.
Wie hohe Gebühren musste Ryanair mit ihren Boeing 737 dem Flughafen zahlen?
Die Passagier- und Sicherheitsgebühren belaufen sich bei einem vollen Flieger (189 Passagiere, die Red.) auf knapp 5000 Franken. Dazu kommen rund 250 Franken Landegebühr.
Ryanair streicht alle sechs Verbindungen von Basel aus. Wie schwer wiegt der Rückzug des grössten Billigfliegers Europas?
Natürlich ist es immer bedauerlich, wenn uns eine Airline aus dem Streckennetz streicht. Trotzdem: Ryanair übertreibt ihre Bedeutung für den Euroairport, so transportierte sie etwa 2008 nur 160'000 Passagiere . Easyjet ist mit 1.6 Millionen Passagieren viel wichtiger für uns. Wir hoffen, dass Easyjet oder eine andere Gesellschaft die Verbindung nach Stockholm übernimmt, denn in Skandinavien gibt es viel Wachstumspotenzial.
Fürchten Sie nun, dass auch Easyjet weniger Zahlen will?
Easyjet hat keine neue Forderungen gestellt und hat Ende Oktober mit der Verbindung Basel-Düsseldorf gar eine neue Destination ins Streckennetz aufgenommen.
Ryanair schreibt, dass mit der Streichung der sechs Verbindungen 250 Stellen am Euroairport verloren gingen. Stimmt das?
Diese Aussage teile ich nicht. Bei uns wird es höchstens einen marginalen Abbau geben, nicht zuletzt weil Ryanair in Basel gar keine Flugzeuge stationiert hat. Die 250 Jobs gehen, wenn überhaupt, in den Ryanair-Hubs Dublin oder Marseille verloren.
Wegen der Finanzkrise befinden sich viele Fluggesellschaften in Turbulenzen. Wir stark ist der Euroairport davon betroffen?
Wir rechnen für 2009 mit rund 400'000 beziehungsweise 10 Prozent weniger Passagieren. Air France beispielsweise spürt auf ihren Verbindungen die Konkurrenz durch den TGV immer stärker. Zudem ist der Charterverkehr zurückgegangen.