So kämpfen Warenhäuser um ihre Zukunft

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Online-OffensiveSo kämpfen Warenhäuser um ihre Zukunft

Der Detailhandel ist unter Druck. Besonders spüren das die Warenhäuser. Mit Erlebnissen und neuen Online-Angeboten wollen sie aus der Krise finden.

F. Lindegger
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F. Lindegger
Aus für Schild: Die Modekette wird künftig als Globus auftreten.
Die neue Strategie von Globus wirkt sich auch auf die Angestellten aus. Bisher ist bekannt, dass 110 Jobs wegfallen werden.
Das Flaggschiff der Migros-Warenhauskette in Zürich.
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Aus für Schild: Die Modekette wird künftig als Globus auftreten.

Keystone/Christian Beutler

Die Warenhäuser stehen mit dem Rücken zur Wand: Globus kündigte im Mai eine grundlegende Neustrukturierung an, nun zieht Manor nach. Das Unternehmen streicht dabei am Hauptsitz in Basel bis zu 200 von 1000 Stellen. Die beiden grössten Warenhaus-Ketten der Schweiz reagieren damit auf laufend sinkende Umsätze. Bei der Vorstellung der Pläne von Globus erklärte CEO Thomas Herbert, dass die Zahl der Kunden in den Filialen innerhalb der letzten vier Jahre um 10 Prozent abgenommen habe.

Wie dem gesamten Detailhandel setzen den Kaufhäusern der starke Franken, der Online-Handel und neue Konkurrenz aus dem Ausland zu. Warenhäuser treffe es aber eher, da sie oft stark auf Bekleidung setzten, erklärt GfK-Detailhandelsexperte Thomas Hochreutener. «Bei Lebensmitteln sind die Auswirkungen von Digitalisierung und Auslandeinkäufen weniger gross als etwa bei der Mode.»

Teure Erlebnisse

Die grossen Schweizer Warenhäuser reagieren darauf etwa mit dem Ausbau ihrer Online-Shops. Hochreutener erwartet, dass es mehr und mehr zu einer Verschmelzung von Online- und stationärem Handel kommt. «Die Kunden informieren sich beispielsweise online und holen Waren im Geschäft ab oder bringen sie wieder dorthin zurück.» Allerdings würden im Non-Food-Bereich weiterhin rund 85 Prozent des Umsatzes stationär erwirtschaftet. «Am Mehrheitsverhältnis wird sich trotz stark wachsendem Online-Handel in naher Zukunft nichts ändern», so Hochreutener.

Um Kunden wieder vermehrt in die Geschäfte zu locken, setzen die Detailhändler unter anderem auf Erlebnis-Konzepte. Globus etwa liess im Zürcher Einkaufszentrum Glatt unlängst eine Art Käsekeller errichten, wo der Käse reift und veredelt wird. Um den Kunden solche Erlebnisse zu bieten, sind allerdings grosse Investitionen nötig.

So reagieren die vier grössten Warenhäuser der Schweiz auf die sinkenden Umsätze:

• Manor

Manor ist die grösste Warenhaus-Kette der Schweiz und beschäftigt rund 10'000 Angestellte. Das Unternehmen erzielte 2015 einen Umsatz von 2,64 Milliarden Franken. Neuere Zahlen sind nicht bekannt. Der Umsatz dürfte im vergangen Jahr aber tiefer ausgefallen sein. Im Januar trat der langjährige Konzernchef von Manor zurück. Der neue Manor-Chef Stéphane Maquaire krempelt nun das Unternehmen um und stellte seinen «Transformationsplan» vor. Kurz zusammengefasst: Kosten sparen und Online ausbauen. Am Hauptsitz in Basel werden 200 von 1000 Stellen gestrichen.

• Globus

Die Globus-Gruppe ist Teil der Migros und setzte 2016 rund 879 Millionen Franken um – was insgesamt einem Rückgang von über 5 Prozent entsprach. Die Globus-Gruppe, zu der auch die Modekette Schild und der Herren-Globus zählen, zählt rund 3400 Angestellte. Im Mai stellte das Unternehmen seine Umbau-Pläne vor. Die Marken Schild und Herren-Globus verschwinden bis 2019. Durch die Reorganisation gehen in der Zentrale in Spreitenbach 80 von 400 Stellen verloren. Zudem schliesst das Unternehmen einen Teil der Filialen, wobei weitere 30 Jobs gestrichen werden. Dafür will Globus den Online-Handel forcieren und baut einen neuen Online-Shop auf.

• Coop City

Das Warenhaus von Coop entstand 2003 durch die Übernahme der EPA. Der Umsatz von Coop City betrug 2016 rund 778 Millionen Franken – 2015 waren es noch über 800 Millionen Franken. Gut 2000 Angestellte arbeiten für das Unternehmen. Bisher versuchte Coop, die sinkenden Umsätze durch eine Neugestaltung der Warenhäuser zu stoppen. Im Gegensatz zu den Konkurrenten verfügt Coop City bislang über keinen eigenen Online-Shop. Im Frühjahr erklärte die Basler Genossenschaft, dass sie prüfe, auch für Coop City ein Online-Angebot zu lancieren.

• Jelmoli

Jelmoli erwirtschaftete 2016 rund 152 Millionen Franken. Unter dem Strich resultierte ein Betriebsverlust von 2,4 Millionen Franken. Bereits im Vorjahr erzielte das Unternehmen keinen Gewinn. Jelmoli, das zum Immobilienkonzern Swiss Prime Site gehört, beschäftigt knapp 600 Angestellte. Das Zürcher Warenhaus setzt stark auf das sogenannte Shop-in-Shop-Konzept. Auf rund der Hälfte der Ladenfläche von Jelmoli betreiben Marken wie Nike oder Swatch eigene Geschäfte. Die übrige Fläche bewirtschaftet Jelmoli selbst. Das Unternehmen will zudem expandieren und wird am Flughafen Zürich 2019 neue Verkaufsflächen beziehen.

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