Hello fliegt nicht mehr - 140 Entlassungen

Aktualisiert

GroundingHello fliegt nicht mehr - 140 Entlassungen

Moritz Suters Hello sitzt am Boden fest: Die Schweizer Charterfluggesellschaft hat Insolvenz angemeldet, 140 Mitarbeiter werden entlassen. Mitschuld an der Misere ist ein betrügerischer Finanzchef.

kub/sas
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Die Flugzeuge am Boden, die Website gesperrt: Hello stellt den Flugbetrieb ein.

Die Flugzeuge am Boden, die Website gesperrt: Hello stellt den Flugbetrieb ein.

Seit 23 Uhr Sonntagabend fliegen die vier Maschinen vom Typ Airbus 320 nicht mehr: Die Charterfluggesellschaft Hello hat Insolvenz angemeldet. Der Flugbetrieb ab Basel und Zürich wurde am späten Sonntagabend eingestellt. Betroffen sind rund 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Reisekonzerne suchen für tausende von Reisenden fieberhaft nach Ersatzlösungen.

Für das Grounding verantwortlich sind, wie Hello mitteilte, weggefallene Grossaufträge, der immer härter werdende Konkurrenzdruck im Tourismusgeschäft und hohe Treibstoffkosten. So habe der hohe Frankenkurs zur Kündigung eines Vertrages mit TUI Deutschland geführt und zwei französische Grosskunden seien zahlungsunfähig.

TUI Deutschland plant, wie am vergangenen Mittwoch mitgeteilt wurde, im kommenden Sommer ihr Flugangebot mit ihrer eigenen Chartergesellschaft in der Schweiz deutlich auszubauen. Die Anzahl der Flugziele ab Basel wird um zehn auf 19 Flugziele aufgestockt.

Bilanzfälschung

Laut Angaben von Hello legte der ehemalige Finanzchef gefälschte Geschäftszahlen vor. Geschäftsleitung und Verwaltungsrat seien deshalb überzeugt gewesen, dass Hello über genügend Liquidität verfüge. Alle Versuche, die Fluggesellschaft kurzfristig neu zu kapitalisieren, seien gescheitert.

Hello betrieb eine Flotte von vier Flugzeugen des Typs Airbus A320. Sämtliche Flugzeuge und Besatzungsmitglieder sind laut Hello derzeit in der Schweiz. Ein «unkontrollierter Betriebsabbruch» habe vermieden werden können.

Die Chartergesellschaft Hello war 2004 vom früheren Crossair-Besitzer Moritz Suter gegründet worden. Der Aviatik-Übervater bekleidet derzeit das Amt des Verwaltungsratspräsidenten und war Hello-Grossaktionär. Vizepräsident ist der Medtech-Milliardär Hugo Mathys. Zu den grösseren Teilhabern gehören laut Berichten der Zeitung «Sonntag» aus dem vergangenen Jahr auch die Familie von SVP-Nationalrat Christoph Blocher sowie der Unternehmer Michael Pieper, der als CEO die Franke-Gruppe führt. In grösserem Umfang bei Hello investiert waren auch Peter Merian (Ex-Bank-Sarasin) oder der Zürcher Anwalt Fredy Wiederkehr.

Tausende Kunden betroffen

Eine Umfrage bei drei grossen Reisekonzernen in der Schweiz hat ergeben, dass nun einige Tausend Reisende umgebucht werden müssen. Vor einer Woche gingen die Herbstferien in der Schweiz zu Ende. Wäre das Grounding damals erfolgt, wären die Auswirkungen vermutlich gravierender gewesen.

Bei Hotelplan Suisse sind innerhalb der nächsten zehn Tage rund 2500 Kundinnen und Kunden von der Einstellung des Flugbetriebs betroffen. Für diese hat der Reisekonzern aber bereits eine Lösung gefunden. Alle Reisenden können an den geplanten Flugdaten mit Edelweiss Air und Air Berlin an ihre Feriendestination und auch wieder zurück nach Zürich fliegen, wie Hotelplan in einer Mitteilung schreibt.

Für die beiden geplanten Ägypten-Flüge während der Wintersaison sowie für den Charterflug ab 2013 nach Finnisch-Lappland (Kittilä) werden noch neue Fluglösungen gesucht.

Hello war wichtig für Hotelplan und Kuoni

Vom Reiseunternehmen Kuoni sind entgegen ersten Angaben am Montag in Anatalya rund 20 Kundinnen und Kunden gestrandet. Für die Betroffenen konnte ein Ersatzflug organisiert werden, wie ein Mediensprecher erklärte. In der laufenden Woche sind insgesamt rund 100 Kuoni/Helvetic-Tours-Kunden betroffen. Für diese werden Ersatzlösungen geprüft.

Mit einer Ersatzmaschine statt in einem Flugzeug der gegroundeten Charter-Airline Hello sind am Montag Kundinnen und Kunden des Reisekonzerns TUI Suisse in die Ferien nach Antalya geflogen.

Für die nächsten Tage werde nach Lösungen gesucht. Lediglich 100 Gäste von TUI Suisse und fünf Destinationen seien bis Saisonende von der Stilllegung betroffen, erklärte TUI-Suisse-Sprecher Roland Schmid auf Anfrage.

Sowohl für Hotelplan Suisse als auch Kuoni ist Hello ein sehr wichtiger Anbieter von Charterflügen gewesen. Hotelplan Suisse plante für die kommende Wintersaison drei Flugrotationen mit Hello. (kub/sas/sda)

Gericht gewährt Hello Konkursaufschub

Die Chartergesellschaft Hello, die am Montag beim zuständigen Gericht in Basel ihrer Bilanz deponiert hat, hat einen Konkursaufschub bis Ende November erhalten. Dies teilte Hello am Montagnachmittag mit.

Nachdem alle Versuche fehlgeschlagen waren, Hello kurzfristig neu zu kapitalisieren, hatten Geschäftsleitung und Verwaltungsrat entschieden, den Flugbetrieb am späten Sonntagabend einzustellen.

Nach dem das zuständige Gericht am Montagvormittag einen Konkursaufschub einstweilen bis Ende November gewährt hat, erhalten Verwaltungsrat und Management Zeit, für eine Rekapitalisierung der Firma zu sorgen.

Wie Hello weiter mitteilte, konnte dank dem kontrollierten Betriebsabbruch, der guten Zusammenarbeit mit den Reiseveranstaltern und den entsprechend vorbereiteten Notfallplänen am Montag ein grosser Teil der betroffenen Passagiere mit anderen Fluggesellschaften pünktlich in Zürich und Basel abfliegen.

Hello habe keine einzeln buchenden Passagiere. Sämtliche Sitze seien über Pauschalvereinbarungen mit Reisebüros verkauft worden, hält das Unternehmen fest. (SDA)

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