Migros verkauft Filialen in Deutschland

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Rewe übernimmtMigros verkauft Filialen in Deutschland

Die Migros Genossenschaft Basel verkauft die vier Filialen ennet der Grenze an den deutschen Detailhandelskonzern Rewe. Es wird Entlassungen geben.

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Kein Glück in Deutschland: Die Migros Basel verabschiedet sich von ihrem Engagement in Süddeutschland.

Kein Glück in Deutschland: Die Migros Basel verabschiedet sich von ihrem Engagement in Süddeutschland.

Lange hat man bei der Migos Basel geglaubt, das Ruder noch herumreissen zu können. Jetzt zieht sich der orange Riese aus dem defizitären Deutschland-Geschäft zurück. «Dieser Entscheid ist uns nicht leicht gefallen», sagt Dieter F. Wullschleger. Der Leiter Unternehmenskommunikation der Genossenschaft Migros Basel ist überzeugt, dass der Verkauf der vier Läden in Lörrach, Freiburg, Ludwigsburg und Ludwigshafen an Rewe die beste Lösung insbesondere für die Mitarbeiter sei. 220 der 295 Migros-Angestellten in Deutschland werden von Rewe übernommen. Für die übrigen werde jetzt intern und extern nach einer Lösung gesucht, verspricht Wullschleger. Zudem wird ein Sozialplan ausgearbeitet.

Stillschweigen zum Kaufpreis

Wie viel Rewe für die vier Migros-Filialen bezahlt, ist nicht bekannt. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, heisst es in der Mitteilung. Aus Sicht der Migros Basel wurde mit dem Verkauf an Rewe, der noch vom deutschen Kartellamt abgesegnet werden muss, für die Belegschaft die beste Lösung gefunden.

Ihre Expansion nach Deutschland startete die Migros Basel vor bald 18 Jahren in Lörrach bei Basel. Dieser ersten Filiale auf deutschem Boden folgten fünf Neueröffnungen und zwei Schliessungen. Die noch verbliebenen Ableger in Lörrach, Freiburg, Ludwigsburg und Ludwigshafen werden nun per 1. Oktober von Rewe übernommen.

Für den Detailhandelsexperten Gotthard F. Wangler kommt der Entscheid, die vier Filialen zu verkaufen, jedoch nicht überraschend. Er sei erst vor Kurzem gefällt worden, sagt Wullschleger. «Auch wenn wir 20 Märkte in Deutschland gehabt hätten, wären wir ein Niemand gewesen.»

Dem Verkaufsentscheid gingen gemäss der Mitteilung «intensive strategische Überlegungen voraus». Das Deutschland-Geschäft, in das mit einem 49-Prozent-Anteil auch der Migros-Genossenschafts-Bund eingestiegen war, stand bei der Migros Basel seit einiger Zeit auf dem Prüfstand, weil es nie aus den roten Zahlen gekommen war.

Einen Rückzug aus Deutschland hatte die Migros Basel schon vor Jahresfrist als letzte Konsequenz ins Auge gefasst. Ein letzter Rettungsversuch wurde mit einem vollständig neuen Kader gestartet, dem seit September 2012 ausschliesslich deutsche Detailhandels-Profis angehören.

Schlecht gelaufen seien vor allem die Filialen in Ludwigsburg und Ludwigshafen, so Wullschleger. Dort sei die Marke «Migros» zu wenig bekannt. In Lörrach und Freiburg habe man dagegen immer ein positives Betriebsergebnis verbucht. 2012 erzielte die Migros Basel in Deutschland einen Umsatz von rund 50 Millionen Euro.

Erwartungen nicht erfüllt

Insgesamt habe sich das Deutschland-Geschäft nicht so entwickelt, wie man sich das vorgestellt habe, sagte der Sprecher weiter. In die schwarzen Zahlen wäre man in Deutschland wohl nie gekommen. Die Migros Basel müsse aber aus dem Deutschland-Geschäft keine Millionenverluste verkraften.

Mit ihrer Expansion über die Landesgrenze wollte die Migros Basel 1995 unter anderem dem Kaufkraftabfluss ins nahe Ausland entgegenwirken. Die Rede war einst von bis zu 20 Läden ennet der Grenze. Der oberste Migros-Chef Herbert Bolliger hatte diese Form der Deutschland-Strategie schon im März in einem Interview für gescheitert erklärt.

Die Migros hat nicht nur von Basel aus versucht, im Ausland Fuss zu fassen. Zu einem Verlust in dreistelliger Millionenhöhe führte in den 1990er- Jahren die Expansion nach Österreich. Anfang 2013 übernahm die Migros Zürich die deutsche Supermarktkette Tegut. Der Verkauf der vier Migros-Läden habe keinen Einfluss auf Tegut, sagt Rolf Fuchs, Mediensprecher der Migros Zürich. (dno/sda)

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