KursabsturzSNB-Entscheid vernichtet 101 Milliarden Franken
Der Leitindex SMI büsste knapp 8,7 Prozent ein – das entspricht auf alle Aktien hochgerechnet einem Verlust von 101 Milliarden Franken.

Donnerstag, 15. Januar: Der Swiss Market Index ist nach der Aufhebung des Euromindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank in Zürich total abgestürzt.
Die überraschende Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat die Schweizer Börse am Donnerstag massiv einbrechen lassen. Der wichtigste Aktienindex der Schweiz, der Swiss Market Index (SMI), büsste knapp 8,7 Prozent ein. Er schloss auf 8400.61 Punkten (-798).
Rechnet man dies auf den Gesamtwert aller Aktien der 20 SMI-Unternehmen hoch, so bedeutet dies: Heute ist an der Schweizer Börse ein Wert von 101 Milliarden Schweizer Franken vernichtet worden. Verwendet wurde für diese Rechnung die sogenannte Marktkapitalisierung.
Ausverkauf am Aktienmarkt
Betrachtet man die einzelnen Titel, so gehören zum Beispiel die Banken zu den grossen Verlieren. Julius Bär büsste 11,5 Prozent ein, die UBS 11,7 Prozent und die Credit Suisse 11,0 Prozent. Noch extremer fielen die Verluste allerdings bei Swatch (-16,4 Prozent), Richemont (-15,5 Prozent) oder Lonza (-17,9 Prozent) aus.
Auch der Kurs des Euro stürzte im Verlauf des Tages bis auf ein Rekordtief von Fr. 0.85 ab. Um 18 Uhr kostete er schliesslich wieder Fr. 1.04 , das ist gut 16 Rappen oder 13,5 Prozent weniger als am Morgen. Der Dollarkurs stand zur selben Zeit bei 90 Rappen pro Dollar.
Was waren die Gründe?
Über die Gründe für die Aufhebung des Mindestkurses wird nach wie vor spekuliert. SNB-Chef Thomas Jordan verwies an einer Medienkonferenz in Zürich nur auf die «diversen Entwicklungen in den letzten Wochen», ohne jedoch auszuführen, was er damit genau meint. Eine naheliegende und von diversen Fachleuten geäusserte Vermutung ist, dass die Nationalbank schlicht vor dem Druck der Finanzmärkte eingeknickt ist.
Jordan wies diese Unterstellung jedoch zurück. Der grosse Druck auf den Mindestkurs sei nicht ausschlaggebend gewesen, sagte er und verwies einmal mehr auf die internationale Entwicklung.
Näher liegt darum die Vermutung, dass die SNB über diese Entwicklung Genaueres weiss als die Öffentlichkeit. Zum Beispiel, dass sich die Eurokrise in den nächsten Monaten tatsächlich wieder deutlich zuspitzen wird. Eine Bemerkung des SNB-Präsidenten kann jedenfalls als Hinweis darauf gedeutet werden. «Die Aufhebung des Mindestkurses hätte in sechs oder zwölf Monaten grössere Nebenwirkungen», sagte er.