BetrugsfallABB-Manager veruntreut 100 Millionen Dollar
Der Technologiekonzern hat kriminelle Aktivitäten bei ihrer südkoreanischen Niederlassung entdeckt. Das reisst ein Loch ins Konzernergebnis.
Ein veruntreuter Betrag von 100 Millionen Dollar in Südkorea beeinflusst das wirtschaftliche Resultat des Technologiekonzerns. Als Konsequenz der laufenden Untersuchung wird ABB den Geschäftsbericht für das Jahr 2016 bis spätestens 16. März veröffentlichen. Der Treasurer (Kassenwart) der Tochtergesellschaft in Südkorea wird verdächtigt, Unterlagen gefälscht sowie mit Dritten zusammengearbeitet zu haben, um Unternehmensgelder zu veruntreuen, wie es in einer ABB-Mitteilung vom Mittwoch heisst.
Nachdem die verdächtigte Person am 7. Februar verschwunden sei, habe ABB erhebliche finanzielle Unstimmigkeiten in Südkorea aufgedeckt. Der Konzern habe unmittelbar danach eine umfassende Untersuchung eingeleitet. Zudem bestehe eine Kooperation mit den Strafverfolgungsbehörden.
Keine Unruhe bei den Anlegern
Beobachter nahmen den Betrugsfall in Südkorea recht gelassen auf. Es sei davon auszugehen, dass zumindest ein Teil der 100 Millionen etwa dank Versicherungen wieder zurückfliessen könne, kommentierte ZKB-Analyst Richard Frei. Für ihn wirft der Fall dennoch Fragen bezüglich der Corporate Governance auf.
Für Panagiotis Spiliopoulos von der Bank Vontobel ist der Betrugsfall sehr «unglücklich», er erwartet aber keine anhaltenden Auswirkungen. Der Industriekonzern habe insgesamt seine stringente Kostendisziplin bewiesen und das Management zeige ein sehr starkes Engagement, weiteren Unternehmenswert freizusetzen, lobt der Vontobel-Analyst.
Für Unterstützung für die ABB-Titel dürfte zudem eine neue Studie der US-Investmentbank Morgan Stanley sorgen, die auf die jüngsten Ereignisse allerdings noch keinen Bezug nimmt. Die US-Analysten trauen ABB eine «Wachstumsüberraschung» zu, während der Markt noch immer von stagnierenden Umsätzen und Betriebsergebnissen ausgehe. Die Bewertung für die ABB-Titel halten sie im Vergleich zu den Konkurrenten als «recht attraktiv». (fal/sda)
ABB nominiert neuen VR
Der ABB-Grossaktionär Cevian Capital dürfte seinen Einfluss im Management des Automations- und Elektronikkonzerns ausbauen. Lars Förberg, Managing Partner von Cevian, wird nämlich an der nächsten ordentlichen Generalversammlung vom 13. April zur Wahl in das Gremium vorgeschlagen.
Nicht mehr zur Wiederwahl stellen sich die aktuellen Verwaltungsräte Robyn Denholm und Michel de Rosen, wie ABB am Mittwoch mitteilte. Dadurch wird der ABB-Verwaltungsrat von bisher elf auf zehn Mitglieder reduziert. (sda)