Asbest in Babypuder? Apotheken reagieren

Aktualisiert

Johnson & JohnsonAsbest in Babypuder? Apotheken reagieren

Das grösste Apothekennetzwerk der Schweiz nimmt das Babypuder von Johnson & Johnson aus den Regalen. Das Produkt soll Spuren von Asbest enthalten.

von
Dorothea Vollenweider
Laut einem neuen Bericht von Reuters hat Johnson & Johnson seit Jahren gewusst, dass ihr Babypuder asbestbelastet sei, und die Informationen der Öffentlichkeit bewusst vorenthalten.
Der Schweizer Gesundheitsdienstleister Galenica reagiert auf die neuesten Vorwürfe gegen Johnson & Johnson und wird das Babypuder in den von Ihnen betriebenen Schweizer Apothekenketten Amavita und Sun Store per sofort aus dem Sortiment streichen.
J & J wehrte sich bereits am Freitag gegen Vorwürfe und bezeichnet den Reuters-Bericht als einseitig und falsch.
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Laut einem neuen Bericht von Reuters hat Johnson & Johnson seit Jahren gewusst, dass ihr Babypuder asbestbelastet sei, und die Informationen der Öffentlichkeit bewusst vorenthalten.

AP/Matt Rourke

Das Babypuder von Johnson & Johnson (J & J) ist in vielen Schweizer Haushalten ein fester Bestandteil der Babyausstattung. Das Produkt ist unter anderem in verschiedenen Apotheken erhältlich. Nun streicht der Schweizer Gesundheitsdienstleister Galenica das Produkt in den von Ihnen betriebenen Apothekenketten Amavita und Sun Store per sofort aus dem Sortiment.

Galenica reagiert damit auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, gemäss dem J & J seit Jahren wusste, dass ihr Babypuder asbestbelastet sei, und die Informationen der Öffentlichkeit bewusst vorenthielt. «Wir haben für weitere Abklärungen eine Stellungnahme beim verantwortlichen Lieferanten von Johnson & Johnson angefordert», sagt Sprecher Guy Hüsler zu 20 Minuten. Galenica betreibt laut eigenen Angaben das grösste Apotheken-Netzwerk der Schweiz. Dazu gehören unter anderem rund 160 Amavita- und rund 100 Sun-Store-Apotheken.

Auch Coop hat das Babypuder im Sortiment. Ob das Produkt aus den Regalen verschwinden wird, konnte der Detailhändler am Montag noch nicht sagen. «Wir nehmen die Meldung sehr ernst und sind bereits in Kontakt mit dem Markenhersteller Johnson & Johnson, um genaue Abklärungen zu treffen», sagt Sprecherin Andrea Bergmann zu 20 Minuten.

Johnson & Johnson wehrt sich

Zwar wehrte sich J & J letzten Freitag umgehend gegen die Vorwürfe und bezeichnet den Reuters-Bericht als einseitig und falsch. Allerdings ist es nicht das erste Mal, dass sich der US-Pharmakonzern den Asbest-Vorwürfen stellen muss. Bereits im Sommer machte das mutmasslich krebserregende Puder Schlagzeilen: Damals verpflichtete eine Geschworenenjury im US-Bundesstaat Missouri den Konsumgüterkonzern J & J zur Zahlung von 4,69 Milliarden Dollar an 22 Frauen. Diese sollen durch das Produkt angeblich an Eierstockkrebs erkrankt sein.

Ist Babypuder für das Baby gefährlich?

Wie gefährlich ist Johnsons Babypuder tatsächlich? Das Babypuder von J & J besteht aus Talk. Darin wurde in den Jahren zwischen 1971 und 2000 in verschiedenen interne Labortests immer wieder Hinweise auf Asbest gefunden. «Asbestfasern können als Verunreinigung in Talkpuder auftreten», erklärt Stefan Kunfermann, Sprecher des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen.

Wenn die gesetzlichen Bestimmungen für diese Produkte eingehalten würden, gehe davon jedoch keine unmittelbare Gefahr aus: «Talkum darf in einem Babypuder für Kinder unter drei Jahren eingesetzt werden, unter der Bedingung, dass das Produkt keinen Kontakt mit Nase und Mund hat.» Bestehen Zweifel an der Sicherheit der Produkte, müsse der Anbieter jedoch reagieren. In der Schweiz gelte das Prinzip der Selbstkontrolle, gemäss dem jeder Anbieter verpflichtet ist, die gesetzlichen Vorgaben in Bezug auf die Sicherheit einzuhalten.

Die erneuten Vorwürfe gegen J & J hatten am Montag dramatische Auswirkungen auf den Börsenwert des Unternehmens: Die Aktie stürzte zeitweise um bis zu 11 Prozent ab.

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