Apple Pay droht Twint abzuhängen

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Mobiles BezahlenApple Pay droht Twint abzuhängen

Um Apple Pay den Markt nicht kampflos zu überlassen, beschlossen Twint und Paymit zusammenzugehen. Doch die Fusion könnte Verspätung haben.

K. Wolfensberger
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K. Wolfensberger

Glenn Oberholzer, Partner bei der Stimmt AG, erzählt, welche Mobile-Payment-App in der Nutzung am angenehmsten ist.

Der Wettstreit in der Schweiz um Handy-Bezahllösungen ist in vollem Gang. Vor allem der US-Dienst Apple Pay und die Schweizer App Twint kämpfen um die Gunst der Nutzer. Um den Angriff aus den USA abzuwehren, entschied Twint im Frühling sogar mit Paymit von UBS zu fusionieren. Doch nun droht Twint laut einem Bericht der «Handelszeitung» ins Hintertreffen zu geraten. Grund: Die Fusion mit Paymit komme nicht vom Fleck.

So rechne zum Beispiel Coop, der engste Partner von Twint, dass das Ziel «Herbst» kaum einzuhalten ist. Entsprechend seien notwendige neue Verträge noch nicht ausgehandelt worden. Auch unter Banken und Kreditkartenfirmen herrsche Rätselraten. Die Migros-Bank sei bis heute nicht an Twint angebunden worden, obwohl sie den Willen dazu im März verkündet hat.

Herbst bleibt offizieller Termin

Auch, dass die Fusion der Wettbewerbskommission (Weko) erst am 10. August gemeldet wurde, sei ein Indiz für die Verzögerungen. Und die Weko selbst könnte mit ihrem Entscheid Twint noch Probleme bereiten. Möglich ist, dass sie die Fusion nur unter Auflagen erlaubt.

Von Verzögerungen will Twint-Sprecher Victor Schmid allerdings nichts wissen. Auf Anfrage von 20 Minuten sagt er: «Wir sind auf Kurs, die Fusion wird bis Ende Herbst abgeschlossen sein.» Dass neue Verträge fehlen, liege nicht daran, dass es bei der Fusion nicht vorwärtsgehe. Vielmehr sei es vor dem offiziellen Entscheid der Weko aus rechtlichen Gründen nicht möglich, entsprechende Dokumente zu unterschreiben.

Wie das neue Twint dereinst aussehen und funktionieren wird, bleibt trotzdem unklar. Von Branchenkennern hat 20 Minuten erfahren, dass die für die App typische grüne Farbe wohl aufgegeben wird. Anstelle dessen sollen die beteiligten Partner unterschiedliche, eigene Farben wählen können. Die wichtigeren Fragen, zum Beispiel nach den in Zukunft anfallenden Gebühren für Partnerfirmen, sind laut «Handelszeitung» hingegen noch ungeklärt.

Verzögerung hilft Apple Pay

Für Apple Pay wäre eine Verzögerung eine gute Nachricht. Der Dienst gewinnt bei den Schweizern derzeit an Beliebtheit und konnte in einem Test von 20 Minuten Twint in Sachen Nutzung knapp schlagen. Vor allem, dass der Bezahlvorgang sehr schnell abläuft und die Einsatzmöglichkeiten deutlich grösser sind als bei Twint, ist ein Plus von Apple Pay.

Das sieht auch Glenn Oberholzer so. Er ist Partner bei der Stimmt AG in Zürich, einer Managementberatung für strategischen Kundenfokus. Oberholzer hat im Rahmen eines Tests gleich acht verschiedene Handy-Bezahlmöglichkeiten ausprobiert. Zu 20 Minuten sagt er: «Apple Pay ist vom Bezahlvorgang und -erlebnis her sehr einfach und angenehm.» Durch die verwendete NFC-Technologie sei Apple gegenüber der Konkurrenz klar im Vorteil. NFC funktioniert in der Schweiz bisher an mehr als 100'000 Terminals, überall dort, wo auch Kontaktlos-Kreditkarten unterstützt werden.

Einen Monat nur mobil bezahlt

In einem früheren Test im März – noch vor Markteintritt von Apple Pay – war es Oberholzer gelungen, einen ganzen Monat lang nur mobil zu bezahlen. Er erklärt: «Es ist möglich, nur mobil zu bezahlen in der Schweiz. Allerdings ist es schwieriger als mit dem Portemonnaie.» Grundsätzlich gelte für Bezahllösungen: «Je mehr Hürden überwunden werden müssen, bis der Kaufvorgang abgeschlossen ist, desto unbeliebter ist eine App bei den Kunden.»

Das ganze Interview mit Glenn Oberholzer sehen Sie im Video.

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