Arbeitgeber wegen Lohnrunde in der Kritik

Aktualisiert

0,5 bis 1 Prozent mehr LohnArbeitgeber wegen Lohnrunde in der Kritik

0,5 bis 1 Prozent Lohnerhöhung sind den Arbeitnehmerverbänden nicht genug. Arbeitgeber und Politik müssten sich mehr für die Schweizer Angestellten einsetzen.

von
rkn
An einer Pressekonferenz des Arbeitnehmer-Verbands Travail.Suisse wurde die Lohnrunde 2017 scharf kritisiert.
«Die Auftragsbücher sind prall gefüllt und die Produktion brummt», sagt Gabriel Fischer, Leiter Wirtschaftspolitik Travail.Suisse, an der Pressekonferenz des Verbands.
Doch von der positiven Entwicklung und den «blendenden Aussichten» hätten Arbeitnehmer bisher zu wenig profitieren können.
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An einer Pressekonferenz des Arbeitnehmer-Verbands Travail.Suisse wurde die Lohnrunde 2017 scharf kritisiert.

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Travail Suisse ist mit dem diesjährigen Lohnherbst nicht zufrieden. Der Hauptkritikpunkt des Arbeitnehmer-Verbands ist, dass Angestellte wenn überhaupt nur sehr geringe Erhöhungen erhalten, obwohl es der Schweizer Wirtschaft immer besser geht. Für einen Grossteil der Arbeitnehmer steigen die Löhne um 0,5 bis 1 Prozent, was laut dem Dachverband zu wenig ist.

«Die Auftragsbücher sind prall gefüllt und die Produktion brummt», sagte Gabriel Fischer, Leiter Wirtschaftspolitik Travail Suisse, an der Pressekonferenz des Verbands. Das Seco, KOF und BAK Basel würden für das nächste Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von bis zu 2,4 Prozent rechnen. Doch von der positiven Entwicklung und den «blendenden Aussichten» hätten Arbeitnehmer bisher zu wenig profitieren können.

«Arbeiter werden nicht mehr Geld haben»

Laut Arno Kerst, Präsident der Gewerkschaft Syna, werden Arbeitnehmer mit diesen nominal vereinbarten Lohnerhöhungen nicht mehr Geld im Portemonnaie haben. Dies, weil auch die Preise in der Schweiz und die Krankenkassenprämien steigen.

Kerst kritisiert zudem die Politik. Sie würde den Arbeitsvertrag und den Gesundheitsschutz «frontal angreifen». Konkret befürchtet Kerst, dass durch eine Aufhebung der Arbeitszeiterfassung, wie sie die Initiative von Ständerätin Keller-Sutter für viele Schweizer Angestellte vorsieht, der ausbezahlte Lohn von der geleisteten Arbeitszeit getrennt wird. Die Folge wäre laut Kerst vor allem vermehrte Gratisarbeit.

Gratisarbeit würde die leichten Erhöhungen der Saläre allerdings im Nu rückgängig machen. Die gewährten Lohnerhöhungen würden schon durch wenige Minuten unbezahlter Überzeit pro Tag komplett ausgeglichen.

Verpasste Gelegenheit, Frauenlöhne zu erhöhen

Da die Lohnerhöhungen so bescheiden ausgefallen seien, hätte man wenigstens bei den Mindest- und Frauenlöhnen oder bei der Regelung zum Vaterschaftsurlaub ein Zeichen setzen können, wie Fischer von Travail Suisse sagt. Doch auch das hätten die Arbeitgeber versäumt.

Auf freiwilligem Weg sei die Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern nicht zu erreichen. Fischer bezeichnete die Versprechen der Arbeitnehmer diesbezüglich als «heisse Luft». Darum appellierte er an die Politik: «Es ist höchste Zeit, dass sich das Parlament endlich mit der Botschaft der Revision des Gleichstellungsgesetzes befasst.»

Lohn und Pensionskassen sollen getrennt bleiben

Stefan Müller-Altermatt, Nationalrat und Präsident des Personalverbands Transfair, sprach ebenfalls scharfe Worte an der Pressekonferenz. Er betonte vor allem, dass die Pensionskassenproblematik nicht mit der Lohnfrage verknüpft werden dürfe. «Der Vorschlag des Bundesrates, die Abfederungsmassnahmen für die Pensionskassen an den Verzicht auf Lohnmassnahmen in der Bundesverwaltung zu binden, kommt einer Sünde gleich», so Müller-Altermatt.

Immerhin gibt es laut Travail Suisse auch Lichtblicke: Der Anteil genereller Lohnerhöhungen habe zugenommen. Das reiche aber nicht. Sollte die Inflation anziehen, müssten laut dem Verband flächendeckende generelle Lohnerhöhungen zur Norm werden. Derzeit dominieren aber noch die individuellen Lohnmassnahmen.

20 Minuten hat Passanten in Zürich gefragt, ob sie eine Gehaltserhöhung erhalten werden.

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