Alt gegen neuAuto-Experte verkündet «Krieg der Welten»
Am «Tag der Schweizer Garagisten» richtet Stefan Bratzel deutliche Worte an die Autoindustrie: Nur wer sich verändert, wird überleben.
Es ist ein düsteres Bild, das der Gründer des Center of Automotive Management (CAM) im Kursaal Bern vor über 800 Garagisten aus der ganzen Schweiz zeichnet: Wie eine Mastgans, die sich an ihr schönes Leben gewöhnt habe und eines Tages zur Schlachtbank geführt wird, sei die Autoindustrie. Denn: «Der Umbruch wird nicht kommen, er ist längst da.» Die fetten Jahre seien vorbei, so der Deutsche.
Tatsächlich würden heute bereits 85 Prozent aller Investitionen in die vier Treiber dieses Umbruchs fliessen: E-Mobilität, autonomes Fahren, Digitalisierung und Sharing. Die vier Mega-Trends führen laut Bratzel zu einem «Krieg der Welten», in dem viele etablierte Anbieter «nicht überleben werden».
Der Dieselskandal habe sich als Katalysator für die E-Mobilität erwiesen, auch wenn davon in der Schweiz (Marktanteil 2018: 3,2 Prozent) noch wenig zu spüren sei. Tesla habe den Paradigmenwechsel angetrieben, die Amerikaner seien in der RIP-Problematik (Reichweite, Infrastruktur, Preis) anderen E-Anbietern voraus. Ab Mitte der 2020er-Jahre sieht Bratzel einen merklichen Anstieg von E-Fahrzeugen.
E-Mobilität sei jedoch nicht «der Heilsbringer». Grosses Potenzial sieht der CAM-Direktor im On-Demand- und Sharing-Bereich, dem junge Städter zum Durchbruch verhelfen würden. «Carsharing ist kein Entweder-oder, sondern eine Option und deshalb attraktiv.»
Der Wandel passiere nicht linear, sondern exponenziell, und er ermöglicht Chancen. Daten seien das neue Gold – und auch damals hätten «die Schaufelverkäufer mitverdient». Bratzel: «Nur wer flexibel ist, wird überleben.»