Neuer CO2-GrenzwertAutos könnten über 10'000 Fr teurer werden
Autohändlern drohen wegen des neuen CO2-Grenzwerts ab 2020 hohe Bussen. Diese könnten auf die Autofahrer abgewälzt werden.
In der Schweiz gilt ab Anfang des nächsten Jahres ein tieferer CO2-Grenzwert. Weil die hiesigen Autohändler diesen kaum einhalten können, drohen ihnen hohe Bussen. Das hätte auch Folgen für die Kunden: Gewisse Automodelle drohen Tausende von Franken teurer zu werden, wie die Zeitung «Liechtensteiner Vaterland» schreibt.
Bisher durften Autos im Schnitt 130 Gramm CO2 pro Kilometer ausstossen. Ab 1. Januar liegt die Zielvorgabe bei 95 Gramm CO2 für die meisten neuen Personenwagen (siehe Box). «In der Schweiz können wir diesen Wert nie erreichen», sagt Christoph Wolnik von Auto Schweiz, der Vereinigung der Auto-Importeure, zu 20 Minuten. Schon die bisherigen Vorgaben habe man nicht einhalten können.
Bussen steigen weiter
Wolnik schätzt, dass mit dem neuen Grenzwert die Bussen für die Importeure weiter steigen – auf rund 200 Millionen Franken 2020. Denn: Jedes Gramm oberhalb der Grenze kostet die Importeure im nächsten Jahr 109 Franken.
Weil viele Händler die hohen Bussen kaum selber stemmen können, droht eine Preiserhöhung bei den Autos. «Je nach Modell können das bis weit über 10'000 Franken sein», sagt etwa Rainer Ritter, Autohändler und Präsident der Liechtensteiner Wirtschaftskammer, auf Anfrage.
SUV und Sportwagen betroffen
Betroffen wären vor allem Autos mit grossen Motoren und hohem CO2-Ausstoss. «Etwa grosse SUV oder Sportwagen», so Ritter. Letztlich entscheide aber jeder Importeur selber, ob er die Preise wegen der drohenden Bussen anheben wolle. «Ich kenne Marken, bei denen die Preise ab 1. Januar 2020 erhöht werden», so Ritter.
Von höheren Autopreisen und noch höheren Bussen warnt auch Marcel Guerry, Geschäftsführer der Emil Frey Gruppe: «Die Schweizer Importeure müssten für 2020 theoretisch Sanktionen in der Höhe von 726 Millionen Franken bezahlen», zitiert ihn das «Vaterland». Die Gefahr bestehe, dass der Kunde am Ende zur Kasse gebeten würde.
E-Autos könnten günstiger werden
Keine Preiserhöhungen sieht man bei der Amag: «Es sind keine direkten Preismassnahmen auf Modelle mit hohem CO2-Ausstoss, eine direkte Abwälzung von Lenkungsabgaben auf Endkundenpreise und ähnliche Massnahmen geplant», teilt Sprecher Dino Graf mit.
Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer glaubt nicht, dass der neue Grenzwert die Preise in die Höhe schnellen lässt: «Kein Händler kann sich erlauben, die Preise zu erhöhen. Dafür ist der Wettbewerbsdruck in der Branche viel zu hoch.» Im Gegenteil: «Die CO2-Zielvorgabe wird Autos mit alternativen Antrieben günstiger machen.»
Händler würden den Verkauf solcher Autos mit grossen Rabatt-Aktionen antreiben, um den durchschnittlichen CO2-Ausstoss ihrer Flotte im Schnitt zu senken, so der Experte. «Der Kunde wird nächstes Jahr wegen der vielen Rabatte der König sein.»
CO2-Ausstoss höher als in Deutschland
In der Schweiz werden laut Wolnik von Auto Schweiz wegen der Berge besonders viele Autos mit grossen Motoren und Allradantrieb verkauft. Zudem sei die Kaufkraft hier hoch. «Daher ist der CO2-Ausstoss bei uns im Schnitt noch etwas höher als in Deutschland», so Wolnik.
Laut Wolnik von Auto Schweiz wird der neue CO2-Grenzwert Einfluss auf die Auto-Flotten der Importeure haben. Sie dürften mehr Fahrzeuge mit alternativen Antrieben verkaufen wollen. In diesem Jahr liege der Marktanteil von solchen Autos in der Schweiz bei 12 Prozent. 5 Prozent machen allein Elektroautos und Plug-in-Hybride aus. Ziel seien hier 10 Prozent im nächsten Jahr. «Wir hoffen, dass wir damit den CO2-Schnitt kräftig drücken und damit die Bussen möglichst gering halten können», so Wolnik.
So sehen die CO2-Vorschriften aus
Sowohl in der Schweiz als auch in der EU gelten seit 2012 CO2-Emissionsvorschriften für neue Personenwagen. Erstmals zum Verkehr in der Schweiz zugelassene Personenwagen dürfen daher im Schnitt maximal 130 Gramm CO2 pro Kilometer ausstossen, wie das Bundesamt für Energie auf seiner Website schreibt. Ab 1. Januar 2020 gilt für Personenwagen ein neuer Zielwert, nämlich 95 Gramm CO2 pro Kilometer. Auf Basis des Zielwerts muss die Flotte jedes Importeurs eine individuelle Zielvorgabe einhalten. Überschreitet er diese, wird eine Sanktion fällig.