GleichbehandlungBank streicht Mitarbeitern die sechste Ferienwoche
Egal ob jung oder alt – bei der Valiant Bank erhalten jetzt alle Mitarbeitenden gleich viel Ferien. Das sorgt für Kritik.
Die Schweizer Valiant Bank prescht in der Finanzbranche mit einem Novum vor: Seit dem 1. Januar erhalten alle Mitarbeitenden gleich viele Ferientage – egal, ob jung oder alt. Dazu streicht die Bank die sechste Ferienwoche, die Angestellte ab dem 60. Lebensjahr zusätzlich erhalten hatten. Sie haben nun wie alle anderen grundsätzlich fünf Wochen Ferien.
Laut der Bank hat der Entscheid mit Gleichbehandlung aller Angestellten zu tun, wie das «Tagblatt» schreibt. «Valiant ist es wichtig, dass alle Mitarbeitenden unabhängig von Geschlecht, Alter oder anderen Persönlichkeitsmerkmalen bei gleicher Leistung und gleichem Verhalten auch gleichgestellt sind», sagt ein Sprecher der Bank der Zeitung. In den neuen Arbeitsbedingungen seien aber nun der Kauf von bis zu 20 zusätzlichen Ferientage sowie das Recht auf Teilzeit verankert. Möglich war aber beides teils schon vorher.
Weit und breit allein
Mit der neuen Regelung steht die Valiant unter Banken weit und breit allein da. Die Gewerkschaft Unia weiss von keiner anderen Bank, die die Anzahl Ferientage so glättet. Der Schweizerische Bankpersonalverband kann zudem nicht von einem neuen Trend in der Branche sprechen und übt Kritik: Man wolle so schleichend bei den Mitarbeitern sparen. «Es ist kein Geheimnis, dass ältere Mitarbeiter es bei den Banken schwierig haben», so eine Sprecherin zum «Tagblatt».
Finden Sie diese neue Ferien-Anpassung fair? Was für Ferien-Regeln gibt es bei Ihnen im Job? Erzählen Sie uns von Ihren Erfahrungen.
Hinzu kommt, dass etwa die UBS, Credit Suisse oder die Zürcher Kantonalbank nicht einfach eigenmächtig die Ferien kürzen können. Gemäss des Kaufmännische Verbands haben die meisten Institute eine entsprechende Branchenvereinbarung betreffend Anstellungsbedingungen unterzeichnet. Wie eine Stichprobe gezeigt hat, planen aber auch Banken ohne diese Vereinbarung keine Ferien-Kürzungen. Die Migros Bank vergibt den Angestellten dieser Altersgruppe sogar sieben Wochen Ferien.
Kein Verstoss gegen das Gesetz
Mit der neuen Regelung verstösst die Valiant aber nicht gegen das Gesetz, wie Arbeitsrechtexperte Thomas Geiser dem «Tagblatt» erklärt. Vorgeschrieben sind laut Obligationenrecht lediglich ein Minimum von vier Wochen Ferien pro Jahr ab dem 20. Lebensjahr.
Allerdings handelt es sich bei der neuen Valiant-Regel um eine Vertragsänderung. Sollten Arbeitnehmer damit nicht einverstanden sein, müsste die Bank die bestehenden Verträge kündigen und neue Papiere mit angepassten Konditionen aufsetzen. Laut Valiant waren aber keine solchen Änderungskündigungen notwendig. Die betroffenen Angestellten hätten die neuen Bedingungen akzeptiert.

«Diese Ferien-Kürzung ist lächerlich und kleinlich»
Herr Kolb*, was halten Sie von der Vereinheitlichung der Ferien?
Die Gleichbehandlung nun auch bei den Ferien durchzusetzen, ist scheinheilig. Die unterschiedliche Anzahl der Ferientage hat ja einen Grund: Zwischen 50 und 60 ist man nicht mehr so leistungsfähig und man braucht längere Erholungsphasen. Es ist lächerlich und kleinlich, wenn man den Älteren diese Ferienwoche wegnimmt.
Welches Signal sendet das aus?
Dass die über 60-Jährigen die Bank langsam verlassen sollten. Vor allem bei Banken und Versicherungen schaut man, dass man die Alterspyramide reduzieren kann. Das Gegenteil ist bei kleineren und produzierenden Betrieben der Fall: Dort herrscht Fachkräftemangel, weshalb man ältere Mitarbeiter mit viel Know-how nicht vergraulen will.
Warum gibt man nicht einfach den Jüngeren eine sechste Ferienwoche?
Das könnte man, ist aber auch eine Kostenfrage. Mit Goodies wie mehr Ferien kann ein Arbeitgeber aber seine Attraktivität auf dem Markt steigern. Die Banken haben das allerdings nicht so nötig. Es gibt viele arbeitslose Banker. Und bei einem Überangebot versucht der Arbeitgeber nicht, sich attraktiver zu machen.
*Bernhard Kolb ist Personalexperte