Jobwunder SchweizDerzeit sind 188'000 Jobs frei – so viele wie noch nie
Wer jetzt einen neuen Job sucht, hat eine Rekordauswahl: Mit 188'000 offenen Stellen gibt es so viele wie noch nie in der Schweiz.
Egal ob für Hoch- oder Niedrigqualifizierte: Derzeit gibt es eine Rekordzahl an ausgeschriebenen Stellen. Per 15. Dezember 2018 waren im Internet 188'367 Stelleninserate geschaltet. Der Rekord vom Vorjahr wird damit nochmals klar überflügelt: Damals waren es 164'886. Das zeigt der Jobradar von X28, der per Suchmaschine die Firmenwebsites und Jobportale für die gesamte Schweiz erfasst.
Der Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt setzt sich fort. Er geht durch fast alle Branchen. Nicht nur Pflegepersonal, Bauarbeiter und Informatiker sind gesucht, sondern auch Kräfte für den Detailhandel, die öffentliche Verwaltung oder in der Architektur/Planung.
Hohes Plus im Bau und Detailhandel
Im Vergleich zu Mitte Dezember 2017 haben die offenen Stellen für Bauarbeiter mit einem Plus von rund 4000 am stärksten zugenommen. Auffällig ist, dass auch im Detailhandel deutlich mehr Mitarbeiter gesucht werden (plus knapp 3000). Stark zugenommen haben die Stelleninserate auch im Gesundheitswesen (plus 2200) und in der Gastronomie/Hotellerie (plus 2000).
Da verwundert es nicht, dass die Zahl der Arbeitslosen auf sehr tiefem Niveau liegt. Die entsprechende Quote stieg im November 2018 zwar minimal auf 2,5 Prozent, nachdem sie seit Mai bei 2,4 Prozent verharrt hatte. Bereinigt um saisonale Effekte nahm sie jedoch von 2,5 auf 2,4 Prozent ab.
Trotzdem gibt es kaum mehr Lohn
«Rein ökonomisch gesehen müssten mit dem Aufschwung und der steigenden Zahl offener Stellen die Löhne steigen», sagt Daniel Lampart, der Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, zu 20 Minuten. Doch durch die jahrelang fehlende Inflation hätten Arbeitgeber leichteres Spiel gehabt, auf einen Lohnausgleich und eine allgemeine Erhöhung zu verzichten. «Wir stellen bei den Arbeitgebern eine neue Härte in den Lohnverhandlungen fest.» Statt auf mehr Lohn zu drängen, hätten viele Angestellte gekündigt und auf einen besser bezahlten Job gewechselt.
Wie geht es im neuen Jahr weiter? Die Aussichten dürften gut bleiben und die Zahl der offenen Stellen weiter steigen, wie der UBS-Ökonom Alessandro Bee im Interview (siehe unten) erklärt.
Meistinserierte Branchen
1. Baugewerbe 9398
2. Gesundheitswesen 8501
3. Detailhandel 8082
4. Gastronomie/Hotellerie 7463
5. Informatik 7423
6. Elektro/Medtech/Optik 4842
7. Maschinenbau 4561
8. Öffentliche Verwaltung 4502
9. Grosshandel 4356
10. Architektur und Planung 4052
11. Sozialwesen 3983
12. Finanzdienstleistungen 3700
13. Rechts-/Firmenberatung 3660
14. Bildung 3133
15. Pharma/Chemie 2678
16. Metallindustrie 2823
17. Lebensmittel 2513
Top 25 Jobs
1. Pflegefachkraft 5857
2. Elektromonteur/in 3883
3. IT-Entwickler/in 3126
4. Projektleiter/in 2630
5. Verkaufsberater/in 2550
6. Polymechaniker/in 2501
7. Schreiner/in 2414
8. Detailhandelsfachkraft 2399
9. KV-Angestellte 2232
10. Sanitärinstallateur/in 2213
11. Service-Techniker/in 2033
12. Mechaniker/in 1729
13. Metallbauer/in 1706
14. Automatikfachkraft 1701
15. Bauprojektleiter/in 1666
16. Koch/Köchin 1662
17. Zimmermann/frau 1645
18. Teamleiter/in 1596
19. Heizungsinstallateur/in 1565
20. Fachangestellte Gesundheit 1510
21. Servicefachangestellte 1492
22. Logistiker/in 1475
23. Anlagenführer/in 1453
24. Systemingenieur/in 1453
25. Maurer/in 1350
Herr Bee*, werden die offenen Stellen 2019 weiter zunehmen?
Wir rechnen auch fürs kommende Jahr mit einem Wachstum bei der Beschäftigung. Allerdings dürfte das nicht mehr so stark ausfallen, die Konjunktur sollte sich etwas abkühlen. Statt 2,6 Prozent Wirtschaftswachstum wie 2018 erwarten wir 2019 noch 1,5 Prozent.
Warum ziehen die Löhne nicht stärker an?
Tatsächlich ist es erstaunlich, dass die Löhne nicht stärker wachsen. Nach unserer Lohnumfrage vom Herbst gehen wir davon aus, dass es 2019 im Schnitt ein Prozent mehr Lohn gibt. Die Inflation erwarten wir bei 1 Prozent - real stagnieren also die Löhne. Bei über längere Zeit hinweg gesuchten Jobs müssten die Löhne jedoch stärker steigen.
Was ist der Treiber des Arbeitsmarkts?
Zu Beginn 2018 hatten wir eine Erholung in der Industrie, jetzt scheint sich das auf die Binnenwirtschaft auszuwirken und Dienstleistungsjobs sind gefragt. In den letzten Monaten hat es auch wieder eine höhere Nettozuwanderung gegeben, was der Binnenwirtschaft zugutekommt. Wenn die Wirtschaft sich 2019 abkühlt und die Exporte bremst, ist das eine wichtige Stütze. (ISH)
*Alessandro Bee ist Arbeitsmarktexperte bei der UBS.