Beamte bewerten sich gut und erhalten so mehr Lohn

Publiziert

41,6 Millionen FrankenBeamte bewerten sich gut und erhalten so mehr Lohn

Mitarbeiter vom Bund, die für ihre Arbeit gut bewertet werden, erhalten eine Lohnerhöhung. Das sei Verschwendung von Steuergeldern, kritisiert der Bund der Steuerzahler.

B. Scherer
von
B. Scherer
Das Jahresgespräch für Bundesangestellte ist oftmals mit einer Lohnerhöhung verbunden: Wird die Leistung eines Mitarbeiters als sehr gut bewertet, wird der Lohn bis zu vier Prozent erhöht
Gleichzeitig erhalten Angestellte des Bundes eine Lohnkürzung, wenn ihre Leistung als ungenügend eingestuft wird.
Doch das passiert sehr selten, heisst es weiter: Nur 0,3 Prozent der Belegschaft gilt als Problemfall. Dagegen erhalten 96 Prozent der Beschäftigten eine gute Bewertung und damit einen höheren Lohn.
1 / 10

Das Jahresgespräch für Bundesangestellte ist oftmals mit einer Lohnerhöhung verbunden: Wird die Leistung eines Mitarbeiters als sehr gut bewertet, wird der Lohn bis zu vier Prozent erhöht

Keystone/Gaetan Bally

Gegen Ende Jahr folgen in den meisten Unternehmen die Mitarbeitergespräche. Genauso läuft es auch beim Bund ab. Dabei ist das Jahresgespräch für Bundesangestellte oftmals mit einer Lohnerhöhung verbunden: Wird die Leistung eines Mitarbeiters als sehr gut bewertet, wird der Lohn bis zu vier Prozent erhöht, wie die «SonntagsZeitung» (Bezahlartikel) schreibt.

Gleichzeitig erhalten Angestellte des Bundes eine Lohnkürzung, wenn ihre Leistung als ungenügend eingestuft wird. Doch das passiert sehr selten, heisst es weiter: Nur 0,3 Prozent der Belegschaft gilt als Problemfall. Dagegen erhalten 96 Prozent der Beschäftigten eine gute Bewertung und damit einen höheren Lohn. So hat der Bund seinen Angestellten letztes Jahr 41,6 Millionen Franken mehr Lohn zugesprochen. Damit hat jeder der 38'223 Mitarbeitern im Durchschnitt 1088 Franken mehr Jahreslohn erhalten.

Schützen sich die Mitarbeiter gegenseitig?

«Das ist eine Verschwendung von Steuergeldern», sagt Thomas Fuchs, Geschäftsführer vom Bund der Steuerzahler, im Gespräch mit 20 Minuten. Denn es könne fast nicht sein, dass alle Angestellten eine sehr gute Leistung erbringen. So werde in der Privatwirtschaft oftmals bis zu einem Viertel der Belegschaft als ungenügend eingestuft. Dass beim Bund so viele Angestellte sehr gut bewertet werden, erwecke den Eindruck, dass sich die Mitarbeiter gegenseitig schützen.

Weil es beim Bund kaum zu Kündigungen käme, müsse das Parlament das Lohnsystem überarbeiten und anpassen. «Das ist der Bund dem Steuerzahler schuldig», so Fuchs. Mit seiner Kritik steht er nicht alleine da: Vor allem bürgerliche Politiker bemängeln das Lohnsystem, wie die «SonntagsZeitung» schreibt. So habe die Finanzkommission des Nationalrats den Bundesrat im September beauftragt, eine Entkopplung der Lohnentwicklung von der jährlichen Leistungsbeurteilung zu prüfen.

Schlechtes Personal wird gefördert oder entlassen

Barbara Gysi, Präsidentin des Personalverbandes des Bundes verteidigt das Lohnsystem: «Es ist doch logisch, dass gutes Personal gut bewertet wird und damit eine Lohnerhöhung erhält.» Beim Bund werde eine strenge Vorauswahl getroffen, damit nur fähiges Personal angestellt wird.

Auch den Vorwurf, dass es kaum Entlassungen bei den Bundesangestellten gebe, weist Gysi zurück: «In den letzten Jahren wurden Stellen gestrichen und auch Mitarbeitende, die eine schlechte Leistung erbrachten, entlassen.» Erhalten Angestellte eine schlechte Bewertung, würde zudem Massnahmen ergriffen: «Die Mitarbeitenden werden gezielt gefördert, damit sie bessere Leistungen erbringen können.»

27 Millionen Franken Prämien verteilt

Fast die Hälfte der Bundesangestellten haben ihr Lohnmaximum erreicht. Trotz guter Bewertungen kann dann nicht mehr mit einer Lohnerhöhung gerechnet werden. Zur Motivation werden in diesem Fall Prämien verteilt. 20 bis 40 Prozent und in einigen Fällen sogar die ganze Belegschaft erhalten solche Geldprämien: Letztes Jahr kosteten diese Prämien den Bund rund 27 Millionen Franken.

«Das ist nicht zulässig: Diese Prämien sollten Angestellte nur erhalten, wenn sie eine Zusatzleistung erbracht haben», sagt Fuchs vom Bund der Steuerzahler. Als «nicht ideal» beurteilt auch Barbara Gysi vom Personalverbandes des Bundes die Leistungsprämien. Allerdings: «Das Prämiensystem ist eine Annäherung an die Privatwirtschaft.» Denn vonseiten bürgerlicher Politiker seien solche Prämien, die als Anreiz für eine bessere Leistung bezahlt werden, gewünscht worden.«Und jetzt kritisieren genau diese das System.»

Bleiben Sie über Wirtschaftsthemen informiert

Wenn Sie die Benachrichtigungen des Wirtschaftskanals abonnieren, bleiben Sie stets top informiert über die Entwicklungen der Business-Welt. Erfahren Sie dank des Dienstes zuerst, welcher Boss mit dem Rücken zur Wand steht oder ob Ihr Job bald durch einen Roboter erledigt wird. Abonnieren Sie hier den Wirtschafts-Push (funktioniert nur in der App)!

Social Media

Sie finden uns übrigens auch auf Facebook, Instagram und Twitter!

Deine Meinung zählt