Übernahme-DealChinesen bieten 43,7 Milliarden für Syngenta
Das Gerücht bestätigt sich: ChemChina übernimmt den Basler Agrochemie-Konzern Syngenta. Dessen Aktie legt kräftig zu.

Macht den Kauf der Basler Syngenta fix: Ren Jianxin, Chef von ChemChina.
KeystoneDie chinesische ChemChina kauft den Basler Agrochemie Syngenta für 43,7 Milliarden Franken. Der Verwaltungsrat von Syngenta empfiehlt den Aktionären einstimmig, das Angebot anzunehmen, wie Syngenta heute mitteilte. Laut Bloomberg würde es sich um die bisher grösste Übernahme durch ein chinesisches Unternehmen überhaupt handeln.
An der Pressekonferenz zur Bundesratssitzung nahm Bundespräsident Schneider-Ammann Stellung zur Übernahme: «Das ist eine Mega-Übernahme», so der Wirtschaftsminister. Grundsätzlich werde er zwar den Deal nicht kommentieren, trotzdem sagte er: «Das ist ein guter Deal.»
Mit 43 Milliarden Dollar sei die Übernahme auch nicht billig. Das sage er darum, weil er zum Ausdruck bringe, dass «da investiert wird, was Zukunft hat». Sowohl die Übernahmefirma wie auch der übernommene Konzern seien «grundsolide» Unternehmen.
Schneider-Ammann äusserte sich auch zu den Arbeitsplätzen in Basel. Das Syngenta-Management habe ihm bestätigt, dass Syngenta grundsätzlich weiterbetrieben werde. Die Arbeitsplätze blieben erhalten.
Das Übernahmeangebot von ChemChina besteht aus 465 Dollar in bar und einer Sonderdividende von 5 Franken pro Aktie, wie am Morgen mitgeteilt wurde. Die Sonderdividende wird vorbehältlich der Annahme des Angebots, aber vor dessen Abschluss ausbezahlt. Das Angebot entspricht einem Wert von 480 je Aktie. Zusätzlich würden die Aktionäre von Syngenta im Mai die beantragte ordentliche Dividende von 11 Franken erhalten.
Nach dem Handelsbeginn um 9 Uhr an der Schweizer Börse haussieren die Aktien des Agrochemiekonzerns um rund 6 Prozent auf 417 Franken. Vorbörslich wurde noch ein Kurs von 428 Franken geboten. Der Gesamtmarkt (SMI) steht bei 8195 Punkten praktisch unverändert gegenüber dem Schlussstand vom Vortag.
So reagieren Syngenta-Angestellte in Basel.
Das Übernahmeangebot in der Schweiz und in den USA werde in den kommenden Wochen veröffentlicht. Die Transaktion soll bis Ende des Jahres abgeschlossen werden. Der Deal muss noch von den Wettbewerbsbehörden abgesegnet werden.
Syngenta bleibt ein weltweit tätiges Unternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz, wie es im Communiqué heisst. Das derzeitige Management von Syngenta wird das Unternehmen weiterhin leiten. Nach Abschluss der Übernahme wird Ren Jianxin, Verwaltungsratspräsident von ChemChina, dem zehnköpfigen Verwaltungsrat vorstehen. Vier der aktuellen Verwaltungsräte werden dem Aufsichtsgremium weiterhin angehören.
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Im vergangenen Sommer hatte Rivale Monsanto bereits versucht, Syngenta zu übernehmen. Doch das Management hatte die Monsanto-Offerte von 449 Franken je Syngenta-Aktie strikt abgelehnt. Angesichts des hartnäckigen Widerstands der Schweizer hatte sich die US-Konkurrentin im August 2015 schliesslich wieder zurückgezogen.
Druck auf die Branche übt laut Beobachtern die geplante Fusion der US-Chemieriesen Dow Chemical und DuPont aus. Mitte Dezember hatten die beiden US-Grosskonzerne ihre Fusionspläne öffentlich gemacht. Mit dem neuen Riesen Dowdupont soll der weltgrösste Chemiekonzern entstehen.
Auch Syngenta-Präsident Michel Demaré hatte zuletzt eingeräumt, dass Syngenta kaum mehr Möglichkeiten für einen Alleingang sehe. «Anfang Jahr noch war dies für Syngenta vorstellbar. Doch seither hat sich die Dynamik in der Branche verändert», sagte er Ende 2015 in einem Interview.
Umsatz- und Gewinnrückgang
Die Agrarkrise in Schwellenländern wie Brasilien sowie Wechselkursschwankungen haben Syngenta im Geschäftsjahr 2015 zu schaffen gemacht. Der Umsatz verringerte sich wegen des starken US-Dollars um 11 Prozent auf 11,8 Milliarden Dollar.
Zu konstanten Wechselkursen stieg der Umsatz um 1 Prozent, bei einem Rückgang der Absatzmengen um 2 Prozent und Preiserhöhungen um 3 Prozent, heisst es in einer Mitteilung. Angesichts der schwierigen Umständen habe sich Syngenta gut behauptet. Das Unternehmen habe früh den aktuellen Abschwung der Märkte antizipiert und bereits im Februar 2014 ein Sparmassnahmenpaket lanciert.
Der Betriebsgewinn sank um 13 Prozent auf 1,84 Milliarden Dollar. Unter dem Strich resultierte ein Reingewinn von 1,34 Milliarden Dollar, im Vergleich zu 1,62 Milliarden Dollar im Vorjahr. Die Dividende soll sich wie im Vorjahr auf 11 Franken pro Aktie belaufen.
(chk/sda)
Grösste Übernahme
Mit dem Kauf von Syngenta wird ChemChina zu einem wichtigen Mitspieler der Agrochemie-Branche weltweit. Gelingt die Transaktion, wäre dies die bisher grösste chinesische Übernahme im Ausland.
Die staatliche China National Chemical Corporation, kurz ChemChina, hat 470 Dollar (entspricht 480 Franken) pro Aktie geboten. Überraschend kommt das am Mittwoch publizierte Angebot nicht. Bereits im Vorfeld berichteten Medien darüber und die Aktie sprang aufgrund der Gerüchte am Vortag um 6 Prozent hoch.
Die Übernahme würde das chinesische Staatsunternehmen zu einem wichtigen Mitspieler in der weltweiten Agrochemie-Branche für Insektenvernichtungsmittel und auch genetisch verändertes Saatgut machen.