Coop-Mitarbeiter deckt 475 Rechtsverstösse auf

Aktualisiert

Lange ArbeitszeitenCoop-Mitarbeiter deckt 475 Rechtsverstösse auf

Massive Überstunden und überlange Arbeitstage: Ein internes Dokument belegt 475 Arbeitsrechtsverstösse im November in der Region Bern. Nun will Coop handeln.

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Bei Coop sind zahlreiche Verstösse gegen das Arbeitsgesetz bekannt geworden.
Immerhin: 2020 hob Coop die Löhne für seine Mitarbeiter wiederum an.
0,75 Prozent der Lohnsumme gibt es für individuelle Lohnerhöhungen, 0,25 Prozent werden für strukturelle Anpassungen verwendet.
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Bei Coop sind zahlreiche Verstösse gegen das Arbeitsgesetz bekannt geworden.

Keystone/Gaetan Bally

Im Detailhandel wird um jeden Franken gekämpft. Die Mitarbeiter an der Front bekommen den Druck besonders stark zu spüren. Bei Coop arbeiten sie oft länger als die je nach Filialgrösse wöchentliche Höchstarbeitszeit von 45 oder 50 Stunden. Arbeitstage dauern bei Personalknappheit länger als die erlaubten maximal 14 Stunden und Ruhezeiten werden auch nicht immer eingehalten. Das belegt ein firmeninternes Dokument an die Coop-Verkaufsgruppenleiter, das 20 Minuten vorliegt.

Das Dokument zeigt 475 Verstösse gegen das Arbeitsgesetz allein für den vergangenen November in der Region Bern auf. Die Quote der Verstösse pro Mitarbeiter liegt demnach bei über 10 Prozent. Coop-Sprecherin Andrea Bergmann sagt auf Anfrage zu 20 Minuten, dass es bei rund 4400 Mitarbeitern pro Tag zu 18 Abweichungen komme. In anderen Regionen sei die Situation ähnlich. Der «Blick» hat am Dienstagmorgen zuerst über das Coop-Dokument berichtet.

Unzufriedene und ausgelaugte Mitarbeiter

Die Quelle, die das Dokument der Presse zuspielte, ist nach eigenen Angaben ein langjähriger Coop-Mitarbeiter. Er wolle, dass die Öffentlichkeit von den seit Jahren bestehenden Missständen erfahre. Er schreibt: «Es würde dringend mehr Personal benötigt, damit keine Gesetzesverstösse mehr passieren können.» Viele Stellen würden wochenlang nicht besetzt. «Viele Mitarbeiter sind unzufrieden, ausgelaugt und haben Angst,

mit den grossen Chefs zu sprechen. Auch die Geschäftsführer laufen am Anschlag und leisten Unmenschliches mit horrenden Einsatzzeiten.»

Coop-Sprecherin Andrea Bergmann zeigt sich betroffen von den Vorwürfen. Die Personalabteilung nehme jeden Fall ernst. Die Mitarbeiter könnten sich auch vertraulich und anonym an die Meldestelle, den Sozialdienst, die Personalkommissionen und an die Gewerkschaften wenden.

Extraschichten in der Vorweihnachtszeit

In der Vorweihnachtszeit oder im Sommer bei Ferienabwesenheiten haben es die Mitarbeiter im Detailhandel besonders schwer. Extraschichten sind dann die Regel. Der Vorwurf: Coop trägt die saisonabhängigen Schwankungen auf dem Buckel der Mitarbeiter aus. Die Coop-Sprecherin schreibt dazu, dass das Unternehmen bei saisonalen Schwankungen alles daran setze, frühzeitig zu planen, damit es zu keinen Engpässen komme. Die Geschäftsführer sollen bei der Einsatzplanung mehr unterstützt und geschult werden.

Hast du auch schon Verstösse gegen das Arbeitsrecht am Arbeitsplatz erlebt? Was war besonders? Erzähl uns deine Story. Hier geht es zum Formular:

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