Sparen, Haus, FamilieSo kann ich schon jetzt die Pensionslücke ausgleichen
Heute 30-Jährige erwartet bei der Pensionierung ein deutlich tieferes Pensionskassenvermögen. Das können sie tun.
30-Jährigen schmilzt bis zur Pension ein grosser Teil des Pensionskassenguthabens weg. Sollten die tiefen Zinsen anhalten, haben sie im Rentenalter ein Drittel weniger aus der 2. Säule zur Verfügung, wie eine Untersuchung des Vergleichsportals Comparis zeigt. Welche Alternativen zur Pensionskasse gibt es? Experten nennen die Vor- und Nachteile.
1. Auf eigene Faust sparen
Junge sollten jedes Jahr in die Säule 3a (freiwillige Vorsorge) einzahlen, rät Karl Flubacher vom VZ Vermögenszentrum. Das müsse nicht unbedingt der von der Steuer befreite Maximalbetrag von jährlich 6826 Franken – oder rund 570 Franken im Monat – sein. Auch weniger helfe schon. Allerdings gebe es praktisch keinen Zins. Flubacher rät deshalb zur dritten Säule mit Wertschriften, da die Rendite meist besser sei. Wer ab 30 den Maximalbetrag einzahle, könne bei einer Rendite von 2 Prozent pro Jahr bis zur Pensionierung 341'000 Franken ansparen. Der Experte weist aber darauf hin, dass dieses Geld zweckgebunden ist, es sich also nicht schnell abheben und für alles Mögliche ausgeben lässt.
2. Eigene Immobilie
Wer sich sein Pensionskassenvermögen für den Haus- oder Wohnungskauf auszahlen lässt, sitzt zwar in den eigenen vier Wänden. Doch Flubacher vom VZ rät von diesem Schritt ab, weil der Immobilienkauf die Pension verschlechtere. Dann fehlt das Geld zum Leben im Alter. Sollten sich Junge die Immobilie leisten, ohne das Pensionsgeld anzuzapfen, wäre das empfehlenswert. Doch könnten sich viele Junge eigenes Wohneigentum durch die stark gestiegenen Preise derzeit nicht mehr leisten. Laut Comparis-Experte Leo Hug ist ausserdem Fachwissen nötig, wolle man eine Immobilie als Anlageart nutzen. Eine Investition in eine Immobilie sei immer ein Risiko und könne etwa bei einem Immobiliencrash zu hohen Verlusten führen. Als mögliche Alternative rät Hug zu Immobilienfonds.
3. Länger arbeiten
Politisch ist eine Erhöhung des Rentenalters umstritten. Länger freiwillig zu arbeiten, kann sich lohnen, auch in Teilzeit. Ein Mann, der seine AHV-Rente erst mit 70 statt mit 65 bezieht, bekommt 31,5 Prozent mehr Rente, sagt Karl Flubacher. Bei der Frau sei es von 64 bis 69 um ein Jahr verschoben. Mit längerem Arbeiten lässt sich nämlich weiter in die dritte Säule einzahlen. Gegen ein höheres Rentenalter ist jedoch der Schweizerische Gewerkschaftsbund. Er hat dabei vor allem die erste Säule, nämlich die AHV im Fokus, wie Sprecher Thomas Zimmermann betont. Mit einer höheren AHV-Rente solle ein würdiges Leben im Alter möglich sein, ohne beim Staat noch Ergänzungsleistungen beziehen zu müssen. Die Arbeitgeber dagegen sind für eine Erhöhung des Rentenalters. Und zwar zusammen mit einer Zusatzfinanzierung, wie Martin Kaiser vom Schweizerischen Arbeitgeberverband sagt. Um wie viel länger gearbeitet werden müsse und wie hoch der Zustupf sein solle, um die Rentenlücke zu füllen, müsse alle paar Jahre neu beurteilt werden.
4. Familie unterstützt
Reicht die Rente nicht, könnten auch Kinder, Neffen, Nichten und weitere Familienmitglieder finanzielle Unterstützung bieten. Das ist in anderen Ländern üblich, kommt in der Schweiz aber selten vor. Laut Leo Hug von Comparis ist es in der Schweiz gerade anders herum und viele Eltern unterstützen ihre erwachsenen Kinder noch finanziell oder auch durch familiäre Hilfe, etwa mit Kinderbetreuung. Da aber liesse sich ansetzen: Für diese Betreuung könnten die Eltern ein Zusatzeinkommen von ihren Kindern erhalten, sagt Karl Flubacher vom VZ. Denn die jüngere Generation spare schliesslich so Geld für Kita-Plätze. Allerdings sind dann auch keine Steuerabzüge für die Kita-Kosten mehr möglich. (20 Minuten)