FachkräfteDas hat die Schweiz den Arbeitnehmern zu bieten
Löhne, Karriere, Lebensqualität: Die Schweiz ist das attraktivste Land für Fachkräfte. Es gibt allerdings auch Verbesserungspotenzial.
Die Schweiz kann 2020 ihre Spitzenposition als attraktivstes Land für Fachkräfte behaupten. Seit der Personalvermittler Adecco vor sieben Jahren erstmals den Global Talent Competitiveness Index veröffentlichte, schaffte es die Schweiz jedes Jahr auf den ersten Platz. Das Podest vervollständigen dieses Jahr die USA und Singapur. Das Schlusslicht des in Davos vorgestellten Index bildet der Jemen unmittelbar nach Angola und dem Kongo.
Löhne, Karriere, Lebensqualität: Die Schweiz ist das attraktivste Land für Fachkräfte. Es gibt allerdings auch Verbesserungspotenzial.
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Besonders attraktiv für gut ausgebildete Arbeitnehmer sei die Schweiz wegen ihrer hohen Lebensqualität. Das Land biete zudem interessante Jobs, hohe Löhne und gute Karrierechancen.
Gute Ausbildung und stabile Rahmenbedingungen
Ebenfalls eine grosse Stärke der Schweiz sei die gute Aus- und Berufsbildung. Lobende Erwähnung finden die Weiterbildungs- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten sowie das duale Ausbildungssystem. In der Schweiz sei es möglich, unabhängig vom wirtschaftlichen Status eine Ausbildung zu absolvieren und Karriere zu machen.
Ein weiterer wichtiger Punkt für die Attraktivität der Schweiz seien die guten rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Adecco-Schweiz-Sprecherin Annalisa Job nennt als Beispiel die geringe Korruptionsanfälligkeit im Land. Job sagt: «Durch die hohen Löhne sind Schweizer Beamte kaum korruptionsanfällig.» Als weiteres Beispiel nennt sie das Schweizer Betreibungssystem: «Bezahlt jemand die Rechnung nicht, bestehen klare und funktionierende Regeln bezüglich Betreibung.»
Frauen im Nachteil
Allerdings hat die Schweiz auch auf dem Spitzenplatz noch Verbesserungspotenzial. Die Studienautoren bemängeln etwa die soziale Integration von Minderheiten.
Weit hinten klassiert sich die Schweiz bei der Gleichstellung der Geschlechter etwa in Bezug auf Gesundheit, Wissen und Einkommen. Statistiken würden auch zeigen, dass sich Frauen in der Schweiz in jungen Jahren zwar besser ausbildeten als Männer, schliesslich aber stark an Boden verlören, was die kontinuierliche Weiterbildung angehe.
«Arbeitskräfte ungleich verteilt»
Trotz hoher Attraktivität spitzt sich der Fachkräftemangel in der Schweiz zu, wie der entsprechende Index von Adecco Schweiz vom vergangenen November aufgezeigt hat. Dafür gibt es mehrere Gründe, wie Adecco-Schweiz-Sprecherin Job sagt: «Die Schweiz kann Expats gut anziehen.» Die Leute kommen gerne in die Schweiz arbeiten. Doch setze die Politik etwa der Einwanderung mit Kontingenten Grenzen.
Ein akutes Problem im Schweizer Arbeitsmarkt sei ausserdem das ungleichmässig verteilte Angebot an Arbeitskräften. Job nennt einen akuten Fachkräftemangel in Ingenieurs-, Technik- und Treuhandberufen. In Berufen mit tiefen Ausbildungsanforderungen gebe es hingegen ein stark ausgeprägtes Fachkräfteüberangebot. Leute in Berufsgruppen mit Fachkräfteüberangebot gelte es entsprechend umzuschulen.
Zürich weit hinten
Bei den Städten führt New York die Rangliste an. Die erste Schweizer Stadt ist Zürich auf dem 17. Rang. Adecco-Schweiz-Sprecherin Annalisa Job erklärt die tiefe Klassierung mit der Grösse von Zürich. Mit rund 400'000 Einwohnern sei Zürich viel kleiner als die Städte auf den Spitzenplätzen und biete entsprechend weniger Möglichkeiten, sagt sie zu 20 Minuten.
Job traut Zürich aber einen Sprung nach vorne zu. Die Stadt belegt Platz 3 in der Kategorie Wachstum. In Bezug auf Bildung, Lehre, Aus- und Weiterbildung sowie Zugang zu Entwicklungsmöglichkeiten sei Zürich sehr gut. Die Stadt verzeichne gute Aktivitäten in Bereichen wie künstliche Intelligenz oder neue Technologien wie Fin- und Medtech. Als Beispiel nennt sie das Google-Forschungszentrum in Zürich.