Mars-BoykottDas steckt hinter den Regal-Lücken bei Coop
Coop hat M&M's, Whiskas und Uncle-Ben's-Reis aus dem Regal verbannt. Die wichtigsten Antworten zum Mars-Boykott.
Coop-Chef Joos Sutter äusserste sich im Live-Chat mit 20 Minuten vom Sommer 2018 zum Boykott der Nestlé-Produkte.
Coop verlangt von seinem Zulieferer Mars tiefere Einkaufspreise und versucht, den US-Konzern mit einem Bestellstopp unter Druck zu setzen. Die Folge: Viele Mars-Produkte sind nicht mehr im Coop erhältlich. 20 Minuten klärt die brennendsten Fragen zum Mars-Boykott:
Welche Produkte sind betroffen?
Gemäss der deutschen Fachzeitung «Lebensmittel Zeitung» sind 56 Mars-Artikel betroffen. Coop-Sprecher Urs Meier wollte nicht sagen, welche davon bei Coop fehlen. Gemäss mehreren Quellen und Recherchen von 20 Minuten sind es Produkte wie Whiskas, Kellogg's, Uncle Ben's, M&M's und Sugus. Gewisse Lücken dürften sich erst nach einer gewissen Zeit zeigen.
Was sagt Coop zum Preiskampf mit Mars?
Der Detailhändler gibt sich sehr zurückhaltend. «Die Lücken in den Regalen stehen in Zusammenhang mit Verhandlungen, die wir gegenwärtig nicht weiter kommentieren», sagt Sprecher Urs Meier auf Anfrage von 20 Minuten. Dies war im Fall des Preisstreits mit Nestlé, den Coop im letzten Frühling ausgetragen hat, anders. Damals bestätigte Coop jeweils die Menge der aufgelisteten Artikel.
Zum Nestlé-Fall sagte Coop-Chef Joos Sutter im Live-Stream vom letzten Sommer zu 20 Minuten (siehe Video): «Dass die Sache mit Nestlé in der Presse gelandet ist, war nicht in unserem Sinn.» Es sei nie darum gegangen, zusätzlichen Druck aufzubauen. Die Verhandlungen mit Nestlé gestalteten sich laut Sutter äusserst zäh, und die öffentliche Diskussion habe die Fronten noch verhärtet. «Da konnten wir keinen Schritt zurückmachen.»
Warum ist der Preiskampf eskaliert?
Hinter dem Streit mit Mars steckt nicht Coop allein, sondern das internationale Einkaufsbündnis Agecore, dem Coop und etwa die deutsche Detailhändlerin Edeka angehören. Agecores Chefverhandler Gianluigi Ferrari fordert nach Informationen von Industriemanagern eine Verbesserung der Konditionen von bis zu 0,8 Prozent auf den gesamten Jahresumsatz, den der Lieferant mit den sechs Händlern des Bündnisses erreicht. Es geht also darum, Druck aufzubauen, um tiefere Einkaufspreise zu erreichen.
Was sagt Mars zum Preiskampf mit Coop?
Eine Mars-Sprecherin sagte gegenüber 20 Minuten zum Coop-Boykott: «Wir schätzen unsere guten Beziehungen zu unseren Handelspartnern sehr und möchten weiterhin auf Basis einer vertrauensvollen Beziehung zusammenarbeiten.» Und: «Wir haben die rechtliche Verpflichtung, keine Verhandlungsdetails zu Handelspartnern preiszugeben.»
Was sagen die Konsumentenschützer?
«Es ist ein weiteres Mal, dass Coop etwas Lärm macht und sich als Kämpfer für tiefere Preise darstellen will», sagt Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS). Die Frage sei, was Coop dann wirklich für die Konsumenten erreiche. Der Verdacht liegt laut Stalder nahe, dass es sich um eine weitere gut orchestrierte PR-Aktion von Coop handelt. «Wenn Coop wirklich etwas gegen die Hochpreisinsel Schweiz machen wollte, könnte sich der Detailhändler politisch für die Fairpreis-Initiative starkmachen», so Stalder zu 20 Minuten.
Wie lange bleiben die Regale leer?
Der Preisstreit mit Mars geht laut Informationen der «Lebensmittel Zeitung» wohl noch länger so weiter. Und wohl auch die Verhandlungen mit anderen Lieferanten.