Drei von vier Schweizern verzichten auf Apple Pay

Aktualisiert

UmfrageDrei von vier Schweizern verzichten auf Apple Pay

Trotz Hype um Apple Pay sind die Schweizer skeptisch. Drei von vier haben kein Interesse an Handy-Zahlungen. Zudem ist Konkurrent Twint beliebter.

von
K. Wolfensberger und S. Spaeth
In einer aktuellen Umfrage gaben 73,2 Prozent der Befragten an, dass sie nicht mobil bezahlen möchten: Ein Kunde bezahlt mit Apple Pay.
Die Schweizer Konsumentenschützerin Sara Stalder: Sie hat gegen Apple Klage bei der Wettbewerbskommission eingereicht.
Nur knappe zwei Prozent der Befragten haben hingegen schon einmal mit Apple Pay bezahlt: Tim Cook bei der Präsentation des Dienstes.
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In einer aktuellen Umfrage gaben 73,2 Prozent der Befragten an, dass sie nicht mobil bezahlen möchten: Ein Kunde bezahlt mit Apple Pay.

epa/Monica Davey

Apple Pay vs. Twint: So lautet das grosse Duell im Bereich Mobile Payment in der Schweiz. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile und kämpfen derzeit um Kunden. Das Problem: Vielen Schweizern ist das Thema Mobile Payment anscheinend komplett egal. In einer exklusiven Umfrage des Umfrageinstituts Marketagent.com für 20 Minuten gaben 73,2 Prozent der Befragten an, dass sie in der Vergangenheit mit keiner der beiden Apps bezahlt haben und das auch in Zukunft nicht tun werden. An der Umfrage im August nahmen 500 Personen aus der Deutschschweiz teil.

Nur knappe zwei Prozent der Befragten haben hingegen schon einmal mit Apple Pay bezahlt. 8,4 Prozent geben zusätzlich an, in den nächsten sechs Monaten einmal mit dem Dienst des US-Giganten bezahlen zu wollen. Twint und Paymit – die beiden Anbieter werden bis Januar 2017 fusionieren – nutzen derzeit bereits knappe 9 Prozent. Weitere 11,6 Prozent planen die App im nächsten halben Jahr einmal auszuprobieren.

«Wird eine Nische bleiben»

Die eher geringe Nutzung erklärt Telecom-Experte Ralf Beyeler vom Vergleichsdienst Verivox wie folgt: «Die Schweizer sind sehr konservativ. Obwohl man seit 25 Jahren in der Schweiz mit Karten bezahlen kann, erfolgen immer noch mehr als die Hälfte aller Transaktionen mit Bargeld.» Selbst kontaktloses Zahlen an den Kassen mit der Kreditkarte sei noch eine Randerscheinung. Beyeler ist daher überzeugt: «Mobile Payment wird eine Nische bleiben.»

Für Beyelers Position spricht eine Video-Strassenumfrage, die 20 Minuten zur Lancierung von Apple Pay durchgeführt hatte. Nur wenige Passanten hatten damals schon vom Bezahlsystem gehört:

Allerdings sei Apple Pay von der Bedienerfreundlichkeit besser als Twint oder die Bezahlapps einzelner Detailhändler, ergänzt Beyeler. Das Problem sei aber, dass man das System von Apple derzeit nur mit wenigen Kreditkarten, zum Beispiel von der Cornèrbank, nutzen könne: «Einen Wechsel zu dieser Bank wird die grosse Masse nicht vollziehen. Sie wird abwarten.»

Auch für Sandro Graf, Marketing-Dozent an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und Zahlungsexperte, ist das einer der Hauptgründe für die bisher eher geringe Verbreitung von Apple Pay. Denn grundsätzlich hätte Apple in der Schweiz aufgrund des grossen Marktanteils der iPhones einen Vorteil. «Zudem sperrt Apple die NFC-Funktion. Andere Anbieter wie Twint können also fürs Bezahlen nicht auf die NFC-Technologie in den Apple-Geräten zurückgreifen, weshalb sie in der Bedienung weniger angenehm sind», so Graf.

Wäre das nicht der Fall, würden sich vielleicht mehr Personen gegenüber mobilen Bezahllösungen öffnen. Was dabei ausserdem oft vergessen gehe: «Auch der Verkauf von Tickets über die SBB-App kann je nach Definition als Form des mobilen Bezahlens verstanden werden», so Graf. Schliesslich finde damit der Kauf ausschliesslich über das Handy statt.

Teuer für die Zahlungsanbieter

Im Vergleich dazu gibt es allerdings bei Apple Pay wiederum einen Nachteil, und zwar für die Zahlungsanbieter und die Banken, die dahinterstehen. «Ein Zahlungsdienstanbieter muss an Apple geschätzte 0,3 Prozent abgeben. Das sind rund zwei Drittel des Betrags, den die Anbieter kassieren dürfen», erklärt Ralf Beyeler von Verivox. Diese hohen Kosten seien die grosse Chance für Samsung Pay, das in der Schweiz den Startlöchern stehe und angeblich keine Kommission verlangen wolle.

Im Video-Interview erklärt Glenn Oberholzer, Partner bei der Stimmt AG, welche Bezahlmöglichkeit am angenehmsten ist:

Der Kampf um die Vorherrschaft im Bezahlmarkt spitzt sich zu.

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