Angst um UmsatzE-Auto-Hersteller zieren sich bei Ersatzbatterien
Der Ersatz einer E-Autobatterie gestaltet sich schwierig: Viele Hersteller machen keine Angaben zu den Kosten oder verlangen extrem hohe Preise.
Wer zu den ersten Käufern eines E-Autos gehört, dürfte jetzt langsam die nachlassende Batterieleistung zu spüren bekommen. Das könnte ein Problem sein, denn viele Hersteller geben nicht an, was eine Ersatzbatterie kosten würde, wie das SRF festgestellt hat. Stattdessen würden Firmen die Kunden dazu bewegen wollen, gleich ein neues Auto zu kaufen, statt etwas zu ersetzen.
So bieten etwa Nissan, Opel und Tesla gar keine Informationen dazu, was eine neue Batterie kostet. Andere Hersteller, darunter BMW, Hyundai und Peugeot, verlangen so viel, dass der Endpreis teils nah an dem eines Neufahrzeugs ist:
Marcel Gauch, Elektromobilitätsspezialist an der eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa, sagt zu SRF, ein angemessener Preis für eine Batterie von 16 Kilowattstunden wäre rund 3200 Franken. Warum verlangen Hersteller so viel mehr für eine neue Batterie beziehungsweise machen sogar ein Geheimnis aus dem Preis? Die Firmen hätten Angst um ihren Umsatz, so Gauch. Es sei nicht im Interesse der Hersteller, dass Kunden das Produkt länger nutzen könnten.
Der Erfolg von Autobauern wird laut dem Experten daran gemessen, wie viele Fahrzeuge sie verkaufen. Für die Firmen gibt es also kaum einen Anreiz, ein bereits verkauftes E-Auto instand zu halten.
Viele Kunden kaufen gar keine Batterie
Eine Sprecherin von Renault sagt zu 20 Minuten, dass über 90 Prozent der Kunden die Batterie gar nicht mitkaufen, sondern mieten. Sie vergleicht die dadurch entstehenden laufenden Kosten mit den Aufwendungen für Benzin. Für die Minderheit, die die Batterie gekauft habe, mache Renault nur nach sorgfältiger Untersuchung des Fahrzeugs eine Offerte für eine Ersatzbatterie. Der Preis kann variieren, dürfte aber bei rund 10'000 Franken liegen, wie die Sprecherin weiter erklärt.
Bei Nissan heisst es auf Anfrage, dass Batterien nicht komplett ersetzt würden. Stattdessen wechsle man einzelne Batteriemodule aus. Der Preis werde von Fall zu Fall ermittelt. Einen Annäherungswert nannte die Sprecherin des Unternehmens nicht.
«Gewaltige Fortschritte» absehbar
Laut Andreas Herrmann, Wirtschaftsprofessor an der Universität St. Gallen, könnten Batterien den Herstellern künftig das Geschäft noch schwerer machen: «Bei den Batterien dürfte es noch gewaltige Fortschritte geben – die halten zukünftig viel länger», sagt der Experte zu 20 Minuten. Dann würden die Kunden noch weniger häufig Ersatz benötigen.
Nicht nur die Autobauer machen sich Sorgen um den Umsatz mit E-Autos: Auch für Garagisten sind sie weniger attraktiv, weil viele Modelle weniger Instandhaltung benötigen.
Der Marktanteil von Elektroautos ist in der Schweiz noch sehr niedrig. Gegen Ende 2017 machten die rund 13'000 reinen Elektrofahrzeuge lediglich knapp 0,3 Prozent der gesamten Personenwagenflotte aus, wie eine Auswertung von Auto Schweiz zeigt. Gründe, warum E-Mobilität aber kurz vor dem Durchbruch steht, lesen Sie hier.
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