BildungsrenditeFachhochschule lohnt sich mehr als Uni
Ökonomen haben ausgerechnet, wie gut sich eine Ausbildung im späteren Berufsleben auszahlt. Überraschend: Ein Fachhochschul-Abschluss rentiert mehr als die Uni - zumindest für Eilige.
Wer investieren will, soll Aktien und Immobilien kaufen, lautet ein Credo aus der Finanzwelt. Gewinnbringend kann jedoch auch eine Investition in die eigene Bildung sein, wie eine aktuelle Studie der UBS zeigt. Die Grossbank hat dafür die sogenannte Bildungsrendite für verschiedene Abschlüsse wie Berufslehre, Maturität oder Studium berechnet.
Das Ergebnis zeigt: Bildung lohnt sich. Auf jeder Ausbildungsstufe ist der zukünftige Ertrag höher als die zuvor getätigte Investition. Das heisst: Der höhere, durch die Ausbildung resultierende Lohn ist im Durchschnitt höher als die Kosten für die Ausbildung und der in der Ausbildungszeit entgangene Lohn.
Am meisten profitieren die Abgänger einer Fachhochschule FH. Bei Männern wirft der FH-Abschluss eine durchschnittliche jährliche Rendite von über zehn Prozent ab. Bei ihren Kolleginnen sind es knapp neun Prozent. Das ist mehr als ein Aktien-Investment. Wer an der Börse Papiere kauft, erzielt damit im Schnitt acht Prozent Rendite.
Frauen bei der Berufsbildung vorne
Ein Uni-Titel bringt Männern eine Bildungsrendite von knapp sechs Prozent, Frauen nur etwas mehr als zwei Prozent. Dass die Frauen den Männern hinterherhinken, hat laut den UBS-Ökonomen damit zu tun, dass Frauen auch bei höherer Ausbildung eine geringere Erwerbsbeteiligung (Teilzeit, Mutterschaft) aufweisen und niedrigere Löhne als die männlichen Kollegen erzielen.
Sehr lohnend ist für Frauen hingegen eine Berufslehre. «Frauen erhöhen damit ihre Chancen auf ein höheres Einkommen massiv», begründete UBS-Chefökonom Daniel Kalt am Montag in Zürich an einer Medienveranstaltung. Männer können jedoch auch ohne Lehre einen relativ hohen Lohn erzielen - beispielsweise als Hilfskraft auf dem Bau.
Warum aber schlägt ein FH-Abschluss mehr zu Buche als ein Uni-Abschluss? Diese Frage lässt mit der Dauer der Ausbildung erklären. Ein Studium an einer Universität nimmt um die sieben Jahre in Anspruch, meist gefolgt von weiteren Praktika. Einen FH-Titel hat man jedoch bereits nach drei Jahren in der Tasche. Da die Ausbildung oft sehr praxisnah ist, finden FH-Abgänger meist schnell eine adäquate Stelle. Viele absolvieren das Studium zudem berufsbegleitend, wodurch sich die Investitionskosten für die Ausbildung senken.
Grosse Lohndifferenzen
Ein Ausbildung ist also auch aus ökonomischer Sicht eine Investition in die Zukunft, die von immer mehr Personen genutzt wird. Laut der UBS ist der Anteil der Uni- und FH-Absolventen in der Schweiz im letzten Jahrzehnt auf 40 Prozent hochgeschnellt.
«Dies auch, weil in immer mehr Berufsfeldern ein solcher Abschluss verlangt wird», sagt Ökonom Kalt.
Dennoch sei aber auch eine gute Ausbildung noch keine Lohngarantie. Gemäss der neusten Lohnstrukturerhebung liegt der Median-Lohn bei einem universitären Abschluss bei rund 10'500 Franken. Ein Viertel der Uni-Abgänger verdient aber mehr als 14'000 Franken und im Gegensatz dazu ein Viertel weniger als 8'000 Franken. Die UBS-Experten schliessen aus diesen Schwankungen, dass die Höhe des Lohnes auch von der Berufserfahrung, dem Alter und den individuellen Kompetenzen abhänge.
Schweiz profitiert von Einwanderung
Laut dem aktuellen Outlook der Grossbank UBS sind im vergangenen Jahrzehnt jährlich 20'000 Personen mit höherer Berufsbildung, Fachhochschul- oder Universitätsabschluss eingewandert. Dadurch habe die Schweiz Ausbildungskosten von 6 bis 8 Milliarden Franken eingespart. Basierend auf Zahlen des Bundesamts für Statistik entspricht dies laut UBS einem Viertel des öffentlichen Schweizer Bildungsbudgets. (hoy)