Wikileaks«Shame on you, Postfinance»
Die «Operation Payback» legt Postfinance.ch seit Stunden lahm. Viele User haben kein Erbarmen mit dem gelben Riesen - im Gegenteil.
Internet-Aktivisten haben es auf die Webseite der Postfinance abgesehen: Seit Montagabend um 19.30 Uhr läuft laut Twitter-Meldungen die «Operation Payback». Hacker überfluten die Webseite mit Millionen von Aufrufen und legen sie dadurch lahm. «Postfinance ist down – keep on firing», freut sich das «Anonymous-Kollektiv» auf Twitter. Die Postfinance bekommt die Attacke anscheinend langsam in den Griff. Um 14.30 Uhr war die Seite zeitweise erreichbar. Es braucht jedoch viel Geduld, die abgespeckte Seite läuft sehr langsam.
Die so genannte DDos-Attacke ist ein Racheakt von Wikileaks-Anhängern: Postfinance hatte am Montag das Schweizer Konto von Wikileaks-Chef Julian Assange geschlossen. Bei der Kontoeröffnung habe Assange als Domizil Genf angegeben, was sich bei einer Überprüfung der Daten aber als unwahr herausgestellt hat.
Empörung bei Internet-Gemeinde
Der Umstand, dass Postfinance Assanges Konto gesperrt hat, löste eine Flut von Reaktionen aus. Auf 20 Minuten Online gingen über 130 Kommentare zum Thema ein. «Die Dokumente beweisen, dass die ehemalige Grossmacht sich wie ein Tölpel verhält und Verbrechen gegen die Menschen begeht. Wikileaks hat dies nur offengelegt. Und nun haben sie auch noch einen gelben Handlanger in der Schweiz gefunden, der sie unterstützt. Shame on Postfinance!», meint etwa User Daniel.
Nicht alle hegen jedoch Sympathien für die Attacke auf den gelben Riesen: «Postfinance zu hacken ist falsch. Wikileaks-Anhänger hin oder her. Jemanden zu jagen, der die Wahrheit ans Licht bringt, ist auch falsch», meint User Hans Ruckstuhl.
Für Zahlungen an den Schalter
Die Postfinance versucht mit allen Mitteln, die Attacke abzuwehren: «Unsere Informatiker versuchen mit Hochdruck, das Problem zu lösen», sagt Alex Josty, Mediensprecher der Post, zu 20 Minuten Online. Finanzdienstleistungen seien davon betroffen. Wer eine Zahlung tätigen muss, bekommt Probleme: «Den Kunden bleibe derzeit in dringenden Fällen nur der Gang an den Postschalter oder ein schriftlicher Zahlungsauftrag. Bereits in Auftrag gegebene Zahlungen auf dem Internetportal seien vom Hackerangriff aber nicht betroffen», so Josty weiter.
Postfinance sei derzeit daran, die Kapazitäten zu erhöhen, um wieder einen Zugriff auf die Internetseite zu ermöglichen.
Geldhahn von Assange zugedreht
Am Dienstagmorgen hat auch das Kreditkartenunternehmen Mastercard Zahlungen an die Enthüllungsplattform Wikileaks gesperrt. Das berichtete die Nachrichten-Website CNET am Montag unter Berufung auf einen Sprecher der Firma.
Grund für das Vorgehen sei die Regel, wonach Kunden gesperrt würden, die «illegale Handlungen direkt oder indirekt unterstützen oder erleichtern», sagte der Sprecher demnach. Die Plattform, die ihre Sympathisanten in den vergangenen Tagen um Spenden gebeten hat, kann nun noch über Visa, Bank- oder Postüberweisungen Geld erhalten.
Am Wochenende hatte bereits der Internet-Bezahldienst PayPal Zahlungen an Wikileaks gesperrt.
(am/sda)
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