Homeoffice ist bei Mitarbeitern unbeliebt

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FlexibilitätHomeoffice ist bei Mitarbeitern unbeliebt

Zwei Drittel der Beschäftigten, die nicht von zu Hause aus arbeiten, wollen das auch nicht. Grund: Sie wollen Beruf und Privates nicht vermischen.

von
dv
Laut einer neuen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit in Deutschland hat die Anzahl Menschen, die im Homeoffice arbeiten, leicht zugenommen.
Rund 22 Prozent der Beschäftigten in grösseren Betrieben arbeiteten demnach 2017 zumindest teilweise von zu Hause aus. Im Jahr 2013 betrug der Anteil noch 19 Prozent.
Überraschend ist: Unter denjenigen, die nicht von zu Hause aus arbeiten, würden zwei Drittel eine entsprechende Veränderung laut eigener Aussage auch gar nicht wollen.
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Laut einer neuen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit in Deutschland hat die Anzahl Menschen, die im Homeoffice arbeiten, leicht zugenommen.

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Firmen, die ihren Mitarbeitern Homeoffice ermöglichen, werden als fortschrittlich wahrgenommen. Denn Homeoffice steht für mehr Flexibilität und Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Doch gerade diese Flexibilität ist eben nicht nur ein Vorteil. Denn sie gilt für beide Seiten – Arbeitnehmer und Arbeitgeber.

Nach Feierabend zu Hause noch schnell die Mails abrufen oder Termine für den nächsten Tag koordinieren. Auch das ist Homeoffice. Und führt dazu, dass die Trennung von Beruf und Privatem schwieriger wird.

Homeoffice wird häufiger genutzt

Laut einer neuen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit in Deutschland hat die Anzahl Menschen, die im Homeoffice arbeiten, in den letzten Jahren leicht zugenommen. Rund 22 Prozent der Beschäftigten in grösseren Betrieben arbeiteten demnach 2017 zumindest teilweise von zu Hause aus. Im Jahr 2013 betrug der Anteil noch 19 Prozent.

Überraschend ist: Unter denjenigen, die nicht von zu Hause aus arbeiten, würden zwei Drittel eine entsprechende Veränderung laut eigener Aussage auch gar nicht wollen. «In der öffentlichen Diskussion wird häufig unterstellt, dass ein Grossteil der Beschäftigten zumindest ab und an gerne von zu Hause arbeiten würde. Dabei wird regelmässig übersehen, dass dies gar nicht zutrifft», erklären die Autoren der Studie.

Wunsch nach Trennung von Beruf und Privatem

Rund 56 Prozent der Erwerbstätigen führen den Wunsch nach einer Trennung von Beruf und Privatem als Grund gegen Homeoffice an. Von jenen Angestellten, die zumindest teilweise von zu Hause aus arbeiten, berichten 48 Prozent, dass diese Arbeitsform zu einer stärkeren Vermischung von Arbeit und Privatleben führe. Es ist damit die mit Abstand meistgenannte negative Erfahrung in Zusammenhang mit Homeoffice. Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass 44 Prozent der Beschäftigten, die zu Hause arbeiten, dies laut eigener Aussage «ausschliesslich in ihrer Freizeit» tun.

«Es ist klar: Ein grosser Nachteil des Arbeitens im Homeoffice ist die Vermischung von Privatem und Geschäftlichem», sagt Professor Lukas Scherer, Institutsleiter an der Fachhochschule St. Gallen. Er berät unter anderem Firmen darin, erfolgreiche Homeoffice-Konzepte sowie neue Arbeitsformen nutzbar zu gestalten.

Arbeiten im Pyjama ist tabu

In der Schweiz arbeitet laut einer Studie von Deloitte aus dem Jahr 2016 rund ein Viertel mindestens einen halben Tag pro Woche im Homeoffice. «Der Anteil wird in der Schweiz sicher noch zunehmen», so Scherer.

Es sei wichtig, dass Mitarbeiter auch fürs Homeoffice klare Spielregeln erhalten. Wie sind die Arbeitszeiten geregelt? Wer hat alles Zugang im Homeoffice? Wie wird mit dem Datenschutz und der Datensicherheit umgegangen? Wie ist es eingerichtet? «Solche Fragen müssen geklärt sein», so Scherer. Es gebe auch Firmen, die Mitarbeiter klare Anweisungen bezüglich der Kleidung im Homeoffice geben. «Arbeiten im Pyjama ist tabu.»

Nicht jede Tätigkeit ist für Homeoffice geeignet

Weitere Gründe gegen Homeoffice sind laut der Studie die fehlende Eignung der Tätigkeit, der Wunsch des Vorgesetzten nach Anwesenheit des Beschäftigten und die erschwerte Zusammenarbeit mit den Arbeitskollegen. «Das dürfte in der Schweiz in Branchen wie der Industrie oder im Verkauf nicht anders sein», sagt Scherer.

Für die Studie wurden Personalverantwortliche und Beschäftigte in privatwirtschaftlichen Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern in Deutschland befragt.

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