«Europa-Park-Brand war wie ein Tod in der Familie»

Aktualisiert

Gründer im Interview«Europa-Park-Brand war wie ein Tod in der Familie»

Seit dem Brand hat der Europa-Park-Gründer nichts von sich hören lassen. Nun spricht Roland Mack mit 20 Minuten zum ersten Mal darüber.

von
R. Knecht
Europa-Park-Gründer Roland Mack spricht erstmals nach dem verheerenden Brand im Freizeitpark.
«Der Brand war wie ein Tod in der Familie», sagt Mack zu 20 Minuten.
«Ich hab die letzten Wochen nur daran gearbeitet, zu verhindern, dass das Unglück andere Projekte behindert», so Mack.
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Europa-Park-Gründer Roland Mack spricht erstmals nach dem verheerenden Brand im Freizeitpark.

Europa-Park

Erstmals nach dem verheerenden Brand im Europa-Park spricht Roland Mack, der Gründer des Freizeitparks, mit 20 Minuten über das Unglück. Vor einem Monat brach im Europa-Park im deutschen Rust ein Feuer aus, das verschiedene Bahnen beschädigte und die Attraktion «Die Piraten von Batavia» komplett zerstörte. Im Interview spricht der Chef des Freizeitparks über den Brand, die Feriensaison und die Fussball-WM:

Herr Mack, wie schlimm war für Sie der Brand?

Das ist wie wenn in der Familie jemand stirbt. Wenn Sie da nebendran stehen und sehen, wie ein grosser Teil Ihres Lebenswerks innert einer Stunde in Flammen aufgeht, ist das eine neue Lebenserfahrung und etwas, was Sie von einer Stunde auf die andere auch gar nicht verstehen können. Wir tun zwar alles für die Sicherheit und proben den Ernstfall auch oft, aber man möchte sich diesen ja trotzdem gar nicht vorstellen.

Hat der Brand Gäste vergrault?

Wie wir mit so einer Situation umgegangen sind, hat bei den Gästen ein unglaubliches Vertrauen geweckt, wie ich online gesehen habe. Ich bin dankbar, dass die Rettungs- und Löschmassnahmen wie ein Uhrwerk funktioniert haben – gerade jetzt, zum ungünstigsten Zeitpunkt für so etwas. Wir bauen derzeit an einem zweiten Park und an einem neuen Hotel, zudem wird die Achterbahn im französischen Dorf umgebaut.

Verzögert das Unglück andere Projekte?

Überhaupt nicht. Ich hab die letzten Wochen nur daran gearbeitet, genau das zu verhindern. Wir haben relativ schnell die betroffenen Attraktionen bis auf Batavia wieder einführen können. Für Batavia haben wir ein Team von Architekten, Ingenieuren und Planern aufgebaut, das unabhängig von den anderen Projekten ist.

Und woran macht sich das Team jetzt?

Wir gehen im Moment davon aus, dass wir das Original von Batavia wieder aufbauen, auch ausgelöst durch die Stimmen im Netz. Ich hätte mir nie so herzzerreissende Kommentare vorstellen können. Ein kleiner Junge schrieb mir kürzlich einen Brief: Er habe sein Sparschwein geopfert. Er wisse schon, dass 50 Euro nicht reichen würden, um Batavia wieder aufzubauen, aber wenigstens könnte ich den Menschen, die am Unglückstag mitgeholfen haben, eine Glace spendieren.

Was kostet der Schaden?

Es gibt noch keine konkrete Zahl. Klar ist, dass der Schaden einen Millionenbetrag kostet, aber beziffern kann ich es nicht.

Gibt es Ersatzangebote?

Wenn eine Anlage ausfällt, stellen wir sicher, dass den Besuchern andere Attraktionen zur Verfügung stehen. Darum haben wir die High Diving Show sechs Wochen früher gestartet, damit das Programm mit dem bisherigen Angebot auf Augenhöhe bleibt.

Jetzt kommt die Hochsaison, kommt es zu langen Schlangen?

Die Ferienzeiten sind schon die stärkeren Tage. Aber ich wundere mich, wie gut der Park auch ausserhalb der Ferienmonate besucht ist. Wir haben nicht mehr so viele Spitzen und Täler bei den Besucherzahlen wie früher. Auch der Unterschied zwischen Wochenenden und Arbeitstagen ist längst nicht mehr so eine Berg- und Talfahrt wie früher.

Die WM läuft, wie beliebt ist Public Viewing im Europa-Park?

Vor allem Hotelgäste nutzen das Angebot gern. Die Arena ist immer voll, zumindest wenn Deutschland spielt. Man hat das Gefühl, man sei im Stadion. In den umliegenden Gegenden gibt es dieses Jahr gar kein Public Viewing, weil man den Europa-Park ja eh nicht toppen kann.

Die Kleinen gehen auf Rundfahrt, Papi und Mami schauen das Spiel?

Das war ja schon immer, was uns auszeichnet: Wir sind ein Park für die ganze Familie. Das heisst, es gibt die Massage für Mami, das Bier für Papi, das Public Viewing für den grösseren Sohn und Bahnen für die Kleinen.

Wer wird Fussballweltmeister 2018?

Oje, das ist wahnsinnig schwierig. Franz Beckenbauer hat grad kürzlich zu mir gesagt, wenn jemand vom Platz gestellt wird oder es einen Elfmeter gebe, sei die Situation plötzlich komplett anders. Ich denke die Schweiz spielt überragend und auch Argentinien hat die Kurve noch gekriegt. Favoriten wie Brasilien waren dafür bisher enttäuschend. Aber es ist auch zu viel Glück im Spiel, als dass ich den Sieger voraussagen könnte.

Er ist neben den Achterbahnen aufgewachsen: Europapark-Chef Roland Mack. Seine Freizeitattraktionen werden in die ganze Welt verkauft.

Roland Mack führt 20 Minuten durch die Produktionsanlage seiner Achterbahnen. (Video: 20M)

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