Ausbildung, Image, Lohn«Piloten fühlen sich heute wie Bus-Chauffeure»
Piloten sind gesucht wie nie. Leser vermuten, dass das an schlechten Löhnen und Arbeitsbedingungen liegt.
Die Swiss hat eine Kampagne lanciert, mit der die Airline nach Nachwuchspiloten sucht (siehe Box). Grund ist laut Swiss der steigende Bedarf. Leser vermuten aber auch, dass der Pilotenjob härter geworden und schlechter bezahlt sei. Die Airline nimmt Stellung zu den Lesermeinungen:
Fliegen ist zu billig
Leser Pesche: «Fliegen sollte das Doppelte kosten. Dann hätten die Piloten einen anständigen Lohn.»
Swiss: Den Lohn für die Piloten verhandele die Swiss mit dem Sozialpartner, sagt Swiss-Sprecherin Karin Müller. Die Löhne würden in mehrjährigen Gesamtarbeitsverträgen festgehalten, die mit der Ticketpreissteuerung in keinem Zusammenhang ständen.
Schlechte Löhne
Leser Fred: «Die Airlines senken die Löhne – kein Wunder gibt es zu wenige Piloten.»
Swiss: Bei der Swiss verdient laut der Firmen-Sprecherin jeder ausgebildete Pilot als Co-Pilot rund 76'000 Franken im Jahr. Beim Captain liegt das Salär auf der Kurzstrecke bei rund 148'000 Franken und auf der Langstrecke bei rund 210'000 Franken. Im Verlauf der Karriere komme ein Pilot also immer noch auf über 200'000 Franken, so Müller.
Traumberuf?
Leser Thomas: «Pilot ist doch kein Traumberuf. Bei drei oder mehr Kurzstrecken pro Tag fühlt man sich wie ein Bus-Chauffeur.»
Swiss: Der Beruf habe sich mit der Zeit gewandelt, räumt die Swiss-Sprecherin ein. Aber: «Für viele ist der Job immer noch ein Traumberuf.» So seien etwa die Berufsinformationsanlässe der Airline weiterhin sehr beliebt.
Keine Familie
Pascal: «Ich wäre gern Pilot geworden. Aber das ist nicht möglich, wenn man eine Familie gründen will.»
Swiss: Bei der Swiss haben Piloten die Möglichkeit, ihren Einsatzplan zu beeinflussen, so die Sprecherin. Um das Privatleben individueller zu gestalten, gebe es zudem unterschiedliche Teilzeitmodelle.
Teure Ausbildung
Leser Mario: «Die Swiss wirbt damit, dass die Ausbildungskosten teilweise übernommen werden. Dabei kommt das Geld vom Bund, nicht von der Swiss.»
Swiss: Die Airline übernehme 30'000 Franken, der Bund maximal 60'000 Franken. Insgesamt koste die Ausbildung 120'000 Franken. Die restlichen 30'000 Franken seien aber nicht sofort zu begleichen, sondern würden bei der Swiss später vom Lohn als Co-Pilot abgezogen.
Kostenbeteiligung
Leser Anwerter: «Wieso müssen Pilotenanwärter einen Teil der Ausbildung selbst übernehmen? Bei Berufslehren ist das doch auch nicht der Fall.»
Swiss: Die Pilotenausbildung sei eine Weiterbildung, betont Müller. Entsprechend sei sie mit ähnlichen Fortbildungen nach der Erst- oder Zweitausbildung zu vergleichen. Bei Weiterbildungen ist eine Kostenbeteiligung oft üblich.
Piloten aus dem Ausland
Leser Pumpkin: «Die Swiss will uns vorgaukeln, es gebe in der Schweiz keine Piloten – damit sie dann günstige Arbeitskräfte aus dem Ausland einstellen kann.»
Swiss: Diesen Vorwurf dementiert die Airline: «Wir haben derzeit über 70 Prozent Pilotinnen und Piloten mit Schweizer Nationalität im Cockpit und möchten dieses Niveau auch zukünftig halten», sagt Müller. Neue Swiss-Piloten würden nur aus der Flugschule der Airline selbst stammen. Bereits ausgebildete Piloten könnten sich auch gar nicht bewerben, es sei denn, es gebe einen kurzfristigen Bedarf, wie das etwa nach der Übernahme von Air-Berlin-Flugzeugen der Fall war.
790'000 neue Piloten gesucht
Die Swiss wirbt derzeit mit einer Kampagne um Nachwuchspiloten. «Wie in anderen hochspezialisierten Branchen in der Schweiz stehen auch wir vor der Herausforderung, genügend Fachkräfte zu finden», sagt Swiss-Sprecherin Karin Müller zu 20 Minuten. Der anhaltend hohe Bedarf an Piloten in den kommenden Jahren sei eine Herausforderung.
Der Flugzeughersteller Boeing hat letztes Jahr in einer Studie prognostiziert, dass allein in Europa in den nächsten 20 Jahren 146'000 neue Piloten benötigt werden. Weltweit sind es rund 790'000 Piloten.