NikotinkickWird #juuling auch bei uns zum Hype?
Teenager in den USA sind verrückt nach den E-Zigaretten von Juul. Der Markteintritt in die Schweiz steht bevor.
Die E-Zigarette ist so populär, dass es für ihren Gebrauch schon ein eigenes Verb gibt: Juul raucht man nicht einfach; die jungen Nutzer nennen es «Juuling».
Grossbritannien war bis jetzt das einzige europäische Land, in dem es die E-Zigi zu kaufen gab. Das dürfte sich bald ändern: Die Zeichen verdichten sich, dass Juul den Markteintritt in die Schweiz plant. Die Firma sucht auf einem Online-Stellenportal einen Kommunikations- und PR-Mangager für die Schweiz. Das berichtet die «SonntagsZeitung».
Dampfwolken auf den Pausenplätzen
Hinter Juul steht ein milliardenschweres Start-up aus San Francisco. In den USA hat die E-Zigarette, die daherkommt wie ein USB-Stick und sich am Laptop aufladen lässt, einen kometenhaften Aufstieg hingelegt. Extrem beliebt ist Juul bei Teenagern. In den WCs und auf den Pausenplätzen an US-Highschools wird so fleissig gedampft, dass Lehrer, Eltern und Politiker nach Lösungen suchen, um den Gebrauch von Juul einzudämmen.
Die Jugendlichen zeigen sich unbeeindruckt – hüllen ihre Juul währenddessen in bunte Cases und posten Bilder und Videos vom «Juuling» auf Instagram und Youtube. Was 2017 der Fidget Spinner war, ist 2018 die E-Zigi von Juul.
Nikotinsalz sorgt für den Kick
Den Lifestyle-Faktor macht nicht nur das cleane Design aus. Juul gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen – etwa Gurke, Wassermelone, Mango oder Minze.
Anstelle von Nikotinflüssigkeit enhält die E-Zigarette Nikotinsalz. Auch das dürfte zur Popularität beigetragen haben: Das Inhalieren kratzt weniger im Rachen. Gleichzeitig ist der Nikotinkick bei Juul enorm. Eine Patrone hat gleich viel Nikotin wie eine ganze Packung normaler Zigaretten. Durch das Nikotinsalz gelangt das Nikotin schneller ins Blut, sagen Mediziner.
Bald 16 Milliarden Dollar wert
In der Schweiz dürfte eine weniger starke Version auf den Markt kommen. Es gelten die Grenzwerte der EU, die tiefer sind als in den USA.
Juul beherrscht laut dem Marktforschungsinstitut Nielsen rund 70 Prozent des E-Zigarettenmarkts in den USA. Der Wert der Firma dürfte bald die 16-Milliarden-Dollar-Marke knacken. Ein Starter-Pack mit vier Juul-Pods kostet in Grossbritannien 29,90 Pfund (rund 38 Franken).
Jugendliche zum Rauchen verleitet?
Der Erfolg der Juul-Produkte bei Jugendlichen in den USA hat mittlerweile für massiven Gegenwind gesorgt. US-Politiker kritisieren, dass das Unternehmen mit seinen Produkten bewusst auf Kinder und Jugendliche abziele – und das entgegen der Gesetzgebung, die Minderjährige vor Tabakprodukten schützen will. Auch Schweizer Präventionsexperten stehen Juul kritisch gegenüber (siehe Interview).
Das Unternehmen betont indessen, dass Juul für Erwachsene und bestehende Raucher gedacht sei. Gemäss Angaben auf der Website beschäftigt Juul ein eigenes Jugend-Präventionsteam.

Herr Beutler*, Juul kommt in die Schweiz. Sind Sie alarmiert?
Definitiv. Unsere Haltung zu E-Zigaretten ist normalerweise: Für Raucher, die aufhören wollen, können sie eine Hilfe zum Ausstieg sein. Bei Juul sehen wir das aber anders.
Wie denn?
Die Beispiele aus den USA zeigen: Das Produkt ist sehr populär bei Jugendlichen. Darum ist zu befürchten, dass Juul Teenager, die bis jetzt nicht geraucht haben, an die Nikotinsucht heranführen kann.
Warum stehen die Jugendlichen derart auf Juul?
Das Produkt scheint etwas zu bedienen, was bei ihnen gut ankommt. Das Unternehmen hat es geschafft, dass z. B. Videos von jungen Juul-Rauchern viralgehen. Es gibt auf Youtube zig Videos mit Jungen, die Rauchwolken in allen Formen produzieren. Das sieht dann superhip aus und weckt bei den Jugendlichen die Lust, es nachzumachen. vb
* Thomas Beutler ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Tabakprävention Schweiz