LutschtabakGrosskonzerne reissen das Snus-Geschäft an sich
Grosse Tabakkonzerne bringen ihre Snus-Produkte in die Schweiz – sie wollen den Online-Importeuren das Geschäft streitig machen. Diese geben sich kämpferisch.
Lutschen statt rauchen: Snus gewinnt als Alternative zur herkömmlichen Zigarette an Akzeptanz. Auch in der Schweiz wird der aus Schweden stammende Lutschtabak (siehe Box) zunehmend konsumiert – 2018 wurden über 50 Tonnen Snus in die Schweiz importiert. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat nun im Sommer 2019 das Verkaufsverbot für solche Produkte aufgehoben. Das ruft die grossen Konzerne auf den Plan.
Der Tabakkonzern British American Tobacco, zu dem etwa Lucky Strike gehört, hat bereits den Lutschtabak Epok lanciert. Man kann ihn etwa bei Coop und Denner kaufen. Am 11. November will der Camel-Besitzer Japan Tobacco International (JTI) Nordic Spirit auf den Markt bringen (siehe Box). Das ist laut der Firma die erste Snus-Variante in der Schweiz, die ganz ohne Tabak auskommt. Der Vorteil: Das Produkt sei im Vergleich zu herkömmlichem Snus zahnschonend.
Produkte wie Epok oder Nordic Spirit konnten Schweizer zwar schon in den vergangenen Jahren kaufen. Das geschah aber oft über Importplattformen wie etwa Snushof.com oder Snusmarkt.ch.
Verdrängungskampf hat begonnen
Die Onlinehändler nutzten eine Gesetzeslücke aus, um das Schweizer Verkaufsverbot von Snus zu umgehen. Da dieses Verbot jetzt nicht mehr existiert und die grossen Player in den Markt rücken, dürfte es für diese Importeure schwierig werden.
Es sei davon auszugehen, dass die grossen Hersteller nun versuchen würden, möglichst viel vom Markt zu übernehmen, sagt Marketing-Dozentin Adrienne Suvada von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften zu 20 Minuten: «Das dürfte ihnen nicht schwerfallen, wenn sie die Produkte günstiger verkaufen können oder Snus anbieten, den die Importeure nicht im Sortiment haben.» Wie viel die Produkte kosten, sei besonders wichtig, weil Snus eine eher junge Zielgruppe ansprechen solle, die sensibel auf den Preis reagiere.
SVP-Nationalrat Lukas Reimann, der ein Drittel der Aktien des in Schweden ansässigen Onlinehändlers Snushof besitzt, gibt sich kämpferisch: Das nun von JTI in der Schweiz lancierte Produkt Nordic Spirit sei in seinem Shop seit Monaten erhältlich.« Solange die Preisunterschiede zwischen Snushof und Kiosk mehr als 50 Prozent betragen, haben wir die Konkurrenz der Zigarettenweltkonzerne nicht zu fürchten», sagt Reimann zu 20 Minuten.
Ein Vorteil, den die grossen Anbieter in der Schweiz gegenüber Online-Importeuren haben, ist laut Marketing-Dozentin Suvada das Vertriebssystem: «Viele Konsumenten kaufen Tabakprodukte im Laden, wenn sie grad Lust darauf haben – bei einer Onlinebestellung ist die Wartezeit länger.»
Laut öffentlichen Zahlen aus Schweden haben Reimann und seine Kollegen mit Snushof einen Umsatz von umgerechnet rund 1,9 Millionen Franken geschrieben. Der Gewinn betrug gut 580'000 Franken. «Im 2019 sind die Zahlen von 2018 bereits übertroffen worden», sagt Reimann, der von einem weiteren Wachstum ausgeht.
Lukrative Margen
Andere Snus-Händler halten sich bedeckt bei der Frage, wie viel Geld sie mit diesem Geschäft verdienen. Laut Branchenkennern dürfte der Verlust von Marktanteilen den Importeuren zusetzen. Suvada geht davon aus, dass sie eine gute Marge haben. Gerade darum würden die grossen Konzerne jetzt ein Stück von dem Kuchen haben wollen.

Das ist Snus
Snus ist fein gemahlener Tabak, der unter die Unter- oder Oberlippe geschoben wird. Der Tabak ist mit Salz versetzt. Es gibt zwei Arten von Snus: «Lös» ist feuchtes Tabak-Pulver, welches man selber portionieren muss. Von einer «Portion» spricht man, wenn der Tabak bereits in Zellulose-Beutel verpackt ist. Snus gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen, etwa Pfefferminz, Lackritz oder Erdbeer.
Snus ohne Tabak
Für diejenigen, die zwar Nikotin konsumieren, aber den Geschmack von Tabak nicht mögen, gibt es auch Tabakfreien Snus. Am 11. November will der Camel-Besitzer Japan Tobacco International Nordic Spirit auf den Markt bringen. Das ist laut der Firma die erste Snus-Variante in der Schweiz ganz ohne Tabak. Der Vorteil sei etwa, dass das Produkt gegenüber herkömmlichem Snus zahnschonend sei.
Gesundheitliche Bedenken
Von den Herstellern wird Snus oft als gesündere Alternative zur Zigarette gehandelt, weil er die Lungen nicht belastet. Zudem stört das Snusen in der Regel auch die Mitmenschen weniger. Präventionsfachmann Markus Wildermuth vom Blauen Kreuz beobachtet vor allem den wachsenden Snus-Konsum der Jugend jedoch mit Sorge: Neben Schäden am Zahnfleisch könne er zu einer Abhängigkeit führen und den Umstieg auf Tabakzigaretten begünstigen. Auch das BAG schreibt, dass dessen Einschätzung bezüglich der gesundheitlichen Risiken trotz der Aufhebung des Verkaufsverbots unverändert bleibe: Snus mache rasch abhängig und erhöhe das Risiko von Speiseröhrenkrebs sowie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.