SUV und LimousinenMobility bietet jetzt auch Luxus-Autos an
SUVs von Land Rover und Limousinen von Jaguar: Der Carsharing-Anbieter Mobility will zahlungskräftige Kunden anlocken. Der VCS ist kritisch.
Bei der Carsharing-Firma Mobility denken die meisten zuallererst an rote Autos – und an praktische Kleinwagen oder Kombis. Das Unternehmen gibt sich gern einen ökologischen Anstrich. Man bezwecke einen «energie-, rohstoff- und umweltschonenden Betrieb von Fahrzeugen», heisst es in den Statuten der Genossenschaft.
Teure Luxus-Karossen und schwere SUVs sind nicht unbedingt das, was die Schweizer mit Mobility verbinden. Doch genau auf diese Fahrzeugkategorie setzt die Anbieterin jetzt: Carsharer können ab sofort Autos der Marken Land Rover und Jaguar fahren. Mobility spricht in einer Mitteilung von «luxuriösem Fahrspass».
Neun Luxusautos am Start
Im Angebot sind neu die SUVs Jaguar F-Pace, Land Rover Discovery Sport und Land Rover Velar. Bei den Limousinen kommen der Jaguar XF und der Jaguar XE dazu. Insgesamt stehen neun Luxusautos an fünf Standorten für die Kunden bereit.
Der Tarif: 9 Franken pro Stunde und 1.50 Franken pro Kilometer. Zum Vergleich: In der Budget-Kategorie kostet ein Mobility-Auto 2 Franken pro Stunde und 55 Rappen pro Kilometer. Das Premium-Angebot wird bis Mai 2020 getestet. Danach wird entschieden, ob es weitergeführt, ausgebaut oder beendet wird.
«Falscher Anreiz»
Der Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) steht der neuen High-End-Kategorie kritisch gegenüber. Zwar unterstütze man grundsätzlich die Carsharing-Idee, sagt Geschäftsführer Anders Gautschi zu 20 Minuten. Dass Mobility jetzt Luxusautos ins Angebot nehme, könne aber einen falschen Anreiz schaffen.
«Die Premium-Fahrzeuge könnten zum Beispiel Verkehrsteilnehmer zum Autofahren verleiten, die sonst mit dem ÖV reisen würden», sagt Gautschi. Zudem seien grosse Autos wie SUVs ineffizient und verbrauchten zu viel Treibstoff. «Mobility sollte nicht für diese Art Fahrzeuge stehen, sondern für eine ökologische, sinnvolle Mobilität.»
«Nicht das Automodell ist entscheidend»
Bei Mobility weiss man, dass das neue Angebot mit Blick auf die Unternehmensphilosopie Fragen aufwirft. «Uns ist bewusst, dass Premium punkto Nachhaltigkeit auf den ersten Blick verwirren kann», sagt Sprecher Patrick Eigenmann.
Doch sei auch klar: Je mehr Leute ein Auto teilten, desto besser für die Umwelt. Carsharer würden oft auf eigene Autos und auf unnötige Fahrten verzichten. «Darin liegt der grosse, nachhaltige Hebel – und nicht im Automodell», so Eigenmann. Da jedes dritte in der Schweiz verkaufte Auto ein SUV sei, habe das Premium-Angebot gute Chancen, Anklang zu finden.
Kein typisches Rot
Die Luxusautos kommen nicht im typischen Rot daher, sondern werden in dezenten Farben gehalten (siehe Bildstrecke). Der Grund: Nach dem Einsatz fürs Carsharing können die Fahrzeuge so besser als Occasion weiterverkauft werden. Mobility schafft die Luxusautos auch nicht selbst an: Für die neue Kategorie spannt das Unternehmen mit dem Auto-Grosshändler Emil Frey zusammen. Genutzt werden Fahrzeuge, die bereits Emil Frey gehören.
Die Idee dahinter: Fahrzeuge stehen bei den Garagisten oft rund um die Uhr still. Wenn sie zum Carsharing angeboten werden, verdienen die Händler etwas daran: Mobility tritt ihnen einen Teil des Fahrtenumsatzes ab. Im Gegenzug kann das Unternehmen sein Netz an Standorten erweitern. Mobility arbeitet bereits mit den Garagisten des Autogewerbe-Verbands Schweiz (AGVS) zusammen.
Autohändler unter Druck
Laut einer Studie des Beratungsunternehmens Bain & Company wird die Profitabilität der Autohäuser bis 2025 deutlich sinken. Klassische Verkaufsstellen seien unter Druck und würden bei den Neukunden und im Servicegeschäft verlieren.
Darum sei es sinnvoll, dass Autohändler Carsharing-Flotten warten oder betreiben. So könnten sie ihre
Servicekapazitäten weiterhin gewinnbringend einsetzen.