Sie macht öffentlich, wie viel sie verdient

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«Zeig deinen Lohn!»Sie macht öffentlich, wie viel sie verdient

Schon 350 Schweizer haben mit Namen und Foto auf einer neuen Website ihren Lohn veröffentlicht. Sie wollen gegen Lohnungleichheit vorgehen.

Isabel Strassheim
von
Isabel Strassheim
Das Portal Zeigdeinenlohn.ch: Hier kann jeder seinen Monatslohn veröffentlichen.
Die Lohntransparenz soll mehr Lohngleichheit bringen.
Prost auf die Lohngleichheit: Start der Kampagne «Lohngleichheit ist auch dein Bier» durch den Schweizerischen Gewerkschaftsbund am 13. Juni 2018 in Bern.
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Das Portal Zeigdeinenlohn.ch: Hier kann jeder seinen Monatslohn veröffentlichen.

Es ist zwar nicht verboten, über den eigenen Lohn zu reden, aber die meisten tun es nicht. Auf zeigdeinenlohn.ch können seit vergangenem Donnerstag alle, die wollen, ihren Monatslohn öffentlich machen. Mit Namen, Foto, Beruf und Alter. Rund 350 haben das bislang schon getan: von der Professorin für soziale Arbeit (brutto 11'500 Franken) über den Landschaftsgärtner (5700 Franken) bis zur Geschäftsleiterin (9167 Franken).

«Die Idee ist, die Hosen runterzulassen und für eine neue Gesprächskultur über Löhne zu sorgen», erklärt Isabelle Lüthi, Kampagnenleiterin der Unia. Hinter der neuen Plattform stecken verschiedene Gewerkschaften, Parteien und Organisationen. Mit der Transparenz wollen sie mögliche Lohnungleichheiten aufdecken. Um die statistische Vergleichbarkeit von Löhnen geht es der neuen Website dabei nicht, diese erfüllt der Lohnrechner «Salarium» des Bundes.

Frauen kriegen für den gleichen Job 20 Prozent weniger

Gewerkschaften gehen davon aus, dass Frauen in der Schweiz rund 20 Prozent weniger verdienen als Männer mit derselben Funktion. «Lohndiskriminierung trifft aber nicht nur Frauen. Oft sind auch Nicht-Schweizer oder Teilzeitarbeitende betroffen», sagt Lüthi.

Nach Ansicht des Schweizerischen Arbeitgeberverbands ist Transparenz überflüssig, um Lohngleichheit zu gewährleisten. «Geschlechtsneutrale Lohnsysteme mit verschiedenen Lohnstufen, wie sie in der Praxis angewendet werden, reichen aus», sagt Verbandssprecher Fredy Greuter.

Es sei gut fürs Arbeitsklima, wenn die Löhne innerhalb einer Firma offengelegt würden, sagt Nadine Brändli von der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes. «Die Mitarbeitenden wissen dann, dass es nichts zu verheimlichen gibt.» Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Lohnunterschiede erklärbar und gerecht seien. «Transparenz ist ein einfaches und sehr wirksames Mittel gegen Lohnungleichheit, die vor allem Frauen betrifft», betont Brändli.

In der Schweiz werde selten über den Lohn geredet, kritisiert Urs Arnold von der Kampagnenorganisation Campax. Er ruft zusammen mit Gewerkschaften und anderen Organisationen zur Kundgebungfür Lohngleichheit #Enough18 am 22. September in Bern auf.«Das das Thema ein Tabu ist, mag daran liegen, dass das Lohngefälle hier zum Teil sehr hoch ist.»

In der Schweiz entscheidet jedes Unternehmen je nach seiner Betriebskultur selbst, ob es die Löhne offenlegt oder bei Stellenausschreibungen auch gleich die Lohnhöhe nennt.Bei Vergleichen zwischen unterschiedlichen Firmen ist zu beachten, dass das Wissen um die Lohnhöhe allein nicht ausreicht. «Was am Ende auf dem Lohnzettel steht, hängt zum Beispiel von der Unternehmensgrösse ab, der Region, in der man arbeitet, und von der Branche beziehungsweise dem Bereich innerhalb einer Firma», sagt Fredy Greuter vom Arbeitgeberverband. ISH

In der Schweiz entscheidet jedes Unternehmen je nach seiner Betriebskultur selbst, ob es die Löhne offenlegt oder bei Stellenausschreibungen auch gleich die Lohnhöhe nennt.Bei Vergleichen zwischen unterschiedlichen Firmen ist zu beachten, dass das Wissen um die Lohnhöhe allein nicht ausreicht. «Was am Ende auf dem Lohnzettel steht, hängt zum Beispiel von der Unternehmensgrösse ab, der Region, in der man arbeitet, und von der Branche beziehungsweise dem Bereich innerhalb einer Firma», sagt Fredy Greuter vom Arbeitgeberverband. ISH

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