Die Rauchentwöhnung ist ein Milliarden-Geschäft

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NikotinersatzDie Rauchentwöhnung ist ein Milliarden-Geschäft

Auch Pharmakonzerne verdienen an Rauchern. Mit Nikotinkaugummis oder -pflastern. Und sogar mit Medikamenten.

Isabel Strassheim
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Isabel Strassheim
NIkotin gibt es auch in der Apotheke, dort als Kaugummi, Pflaster oder Tablette.
Die Preise für sie können die Apotheken frei festlegen.
Wie Zigaretten, Dampfer oder E-Zigaretten können auch Pflaster, Tabletten oder Kaugummis süchtig machen.
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NIkotin gibt es auch in der Apotheke, dort als Kaugummi, Pflaster oder Tablette.

Keystone/Gaetan Bally

Statt am Kiosk gibt es Nikotin auch in der Apotheke oder Drogerie. Das Geschäft mit Kaugummis, Pflastern oder Tabletten wie Nicorette oder Nicotinell wird auf drei Milliarden Dollar jährlich geschätzt. Seit die E-Zigaretten und Dampfer auf dem Markt sind, geht es allerdings zurück. Der Markt von Medikamenten zur Rauchentwöhnung ist davon nicht betroffen.

Um am Ball zu bleiben, wäre der Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) deswegen fast ins Geschäft mit E-Zigaretten eingestiegen. Nach einigem Nachdenken entschieden sich die Briten aber 2015 dagegen, denn die neuen Zigaretten seien «zu umstritten».

Süchtig nach Nikotinkaugummis

Anders als E-Zigaretten gehen die Nikotinersatzprodukte als Medikamente durch. Sie sind «Präparate, welche zur Behandlung der Nikotinabhängigkeit respektive zur Rauchentwöhnung dienen», erklärt Swissmedic-Sprecherin Danièle Bersier. Weil es eine Fachberatung brauche, gebe es sie nicht am Kiosk oder im Supermarkt. Stichproben von 20 Minuten zeigen, dass man die Kaugummis oder Pflaster in der Apotheke auch ohne Beratung bekommt. Eine Apothekerin sagt:«Einige sind süchtig danach und kaufen sie regelmässig, so wie Zigaretten.»

Anders als für rezeptpflichtige Medikamente variieren die Preise beim Nikotinersatz. «Es spielt der freie Markt», sagt Rahel Rohrer vom Schweizerischen Apothekenverband, Pharmasuisse. Die Unterschiede können massiv sein: Im Vergleich zu Deutschland kann der Preis in der Schweiz um rund das Vierfache höher ausfallen.

Novartis stösst Nicotinell ab

Für die Pharmafirmen selbst machen die Nikotinersatzprodukte nur einen geringen Umatzanteil aus. «Das ist zu vernachlässigen», sagt Pharmaanalyst Michael Nawrath von der Zürcher Kantonalbank. Die frei verkäuflichen Präparate spielen ohnehin in der Branche kaum eine Rolle. Nicotinell gehört zwar zu den führenden Ersatzprodukten, aber Novartis hat es zusammen mit allen anderen seiner rezeptfreien Mittel letztes Jahr an Konkurrent GSK verkauft. Dieser will diesen Geschäftsteil mit jenem von Pfizer zusammenlegen und dann ebenfalls abspalten.

Dagegen zählen verschreibungspflichtige Medikamente zur Rauchentwöhnung wie Champix (Wirkstoff Varenicline) vom US-Riesen Pfizer zu den Medikamenten. Von einer Abspaltung ist hier nicht die Rede, denn sie sind im Gegensatz zu den Nikotinersatzprodukten sehr lukrativ. Die Arznei ist trotz ihrer Nebenwirkungen ein Blockbuster, das heisst sie erreichte 2017 einen Umsatz von über einer Milliarde Dollar.

Fang gar nicht erst an!

Wer Zigaretten raucht, schadet seinem Körper in vielerlei Hinsicht. Doch auch wer auf die weniger schädlichen Alternativen umsteigt, tut sich nichts Gutes. Denn die menschliche Lunge ist einzig und allein «für das Atmen frischer Luft ausgelegt und jede Substanz, die über längere Zeit eingeatmet wird, kann Schaden anrichten», so die Europäische Gesellschaft für Atemwegserkrankungen. Deshalb gilt: Am besten ist es immer noch, gar nicht zu rauchen!

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