So hart trifft der Shutdown kriselnde Shoppingcenter

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KurzarbeitSo hart trifft der Shutdown kriselnde Shoppingcenter

Die Corona-Krise führt zu happigen Umsatzeinbussen bei den Schweizer Einkaufszentren. Für manchen Retailer und Gastronomen sei das der Todesstoss, sagt ein Experte.

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Die Corona-Krise führt bei den Schweizer Shoppingcentern zu happigen Umsatzeinbussen. Ein Grossteil der Geschäfte wie hier im Sihlcity hat geschlossen.
Geöffnet haben in den Einkaufszentren nur noch Läden mit Waren des täglichen Bedarfs wie Supermärkte.
Die Supermärkte profitierten von Hamsterkäufen. Doch Non-Food-Läden droht nun die endgültige Schliessung.
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Die Corona-Krise führt bei den Schweizer Shoppingcentern zu happigen Umsatzeinbussen. Ein Grossteil der Geschäfte wie hier im Sihlcity hat geschlossen.

Keystone/Ennio Leanza

Die Corona-Krise führt bei den Schweizer Shoppingcentern zu happigen Umsatzeinbussen. Weil in den 191 Einkaufszentren des Landes (ohne Bahnhöfe und Flughäfen) der Grossteil der rund 5000 Läden und Restaurants bis 17. April geschlossen ist, verlieren die Zentren schätzungsweise 39 Millionen Franken Umsatz pro Tag. Das schreibt das Beratungsunternehmen Stoffelzurich in einer Mitteilung von Mittwoch.

Der Umsatzverlust hängt laut Branchenexperte Marcel Stoffel überwiegend vom Angebots- und Branchenmix der einzelnen Shoppingcenter ab. Kleinere Zentren, bei denen Lebensmittelgeschäfte die meiste Fläche beanspruchen, leiden weniger unter Umsatzschwund, denn die Läden mit Waren des täglichen Bedarfs sind bekanntlich weiterhin geöffnet.

«Shoppingcenter sind nicht in Existenz bedroht»

2018 erzielten die Shoppingcenter in der Schweiz einen Umsatz von 17,35 Milliarden Franken. Das ist fast ein Fünftel des gesamten Detailhandelsumsatzes. Für dieses Jahr sehen die Prognosen deutlich schlechter aus. Wie sich die aktuelle Umsatzsituation auf den Jahresumsatz auswirken wird, ist noch ungewiss. Doch die Zentren leiden ohnehin schon etwa unter der Onlinekonkurrenz und dem Einkaufstourismus.

Drohen nun bald Schliessungen von Shoppingcentern? Nein, sagt Marcel Stoffel zu 20 Minuten: «Die Eigentümer der Shoppingcenter sind nicht in ihrer Existenz bedroht.» Das bestätigen die CEO der Einkaufszentren Shoppingcenter Tivoli und Glatt auf Anfrage.

«Überschaubarer Schaden»

«Weil die Läden bis 17. April geschlossen haben, fehlt uns dieser Monat. Aber zum Glück sind wir in der Frühlingssaison und nicht im Weihnachtsgeschäft, so ist der Schaden überschaubar,» sagt Glatt-CEO Rageth Clavadetscher zu 20 Minuten. Shoppi-Tivoli-CEO Patrick Stäuble sagt auf Anfrage: «Ich kann den Schaden derzeit noch nicht beziffern, aber das Shoppi Tivoli wird dank Kurzarbeit und hoffentlich auch mit Unterstützung der Eigentümer weiter existieren.»

Bedroht sind dafür die Mieter, also die Shops. Der grösste Teil ihrer Kosten sind laut Clavadetscher die Löhne und Mieten. Die Mieten sind oftmals nicht an den Umsatz gebunden, wie Stoffel sagt. Deshalb werden die Einkaufszentren nun wohl einige Mieter verlieren. «Die Corona-Krise ist der Todesstoss für manchen Retailer und Gastronomen», sagt Stoffel. Gefährdet seien vor allem Händler aus Branchen, die es wegen der Onlinekonkurrenz schon vorher schwer hatten. Besonders gross ist der Onlineanteil etwa beim Verkauf von Unterhaltungselektronik, Kleidern und Schuhen.

Neuausrichtung zu Services, Dienstleistungen und Treatments

Den Eigentümern der Shoppingcenter dürfte es nicht egal sein, wenn ihre Mieter für immer schliessen müssen. «Die Abhängigkeiten sind gross. Zudem ist es schlecht fürs Image, wenn es im Einkaufszentrum leere Verkaufsflächen gibt», sagt Stoffel. Shoppi-Tivoli-CEO Stäuble hofft denn auch, dass die Schweizer Konsumenten nach der Krise wieder den Schweizer Detailhandel unterstützen und nicht im Ausland einkaufen.

Die Eigentümer müssen nun mit ihren Mietern schnell Lösungen finden, fordert Stoffel. Etwa mit einem Aufschub der Miete könnten die Vermieter den Läden und Restaurants etwas Luft verschaffen. Das Shoppi Tivoli und das Glattzentrum wollen situativ Lösungen mit ihren Mietern Lösungen finden, wie es auf Anfrage heisst.

Die Eigentümer sind künftig aber auch zu einer Neuausrichtung ihrer Einkaufszentren gezwungen, wie Stoffel sagt. Gefragt seien etwa kosmetische und medizinische Behandlungen. «In Einkaufszentren kann man in Zukunft mehr Services, Dienstleistungen und Treatments erleben. Ich kann zum Zahnarzt und anschliessend noch ins Yoga gehen», sagt Stoffel.

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