StaatshilfeSo könnte die Rettung der Swiss ablaufen
Die Swiss verhandelt wegen der Corona-Krise mit dem Bundesrat über Hilfe. Experten beantworten wichtige Fragen und sagen, warum der Staat trotzdem kein Swiss-Eigentümer werden könnte.
Die Swiss hat am Donnerstag an einer Pressekonferenz über die Situation in der Corona-Krise gesprochen.
Swiss-Chef Thomas Klühr hat am Donnerstag an einer Pressekonferenz über die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Airline gesprochen. Klühr geht davon aus, dass die Swiss wohl vorübergehend Hilfe durch den Schweizer Staat benötigen wird. Michael Winkler, Analyst für Airlines bei der ZKB, und Andreas Wittmer, Leiter der Forschungscenter für Aviatik an der Universität St. Gallen, beantworten die wichtigsten Fragen zur Swiss:
Braucht die Swiss tatsächlich Staatshilfe?
Bisher sah es gut aus für die Swiss. Fürs letzte Jahr vermeldete die Airline knapp 580 Millionen Franken Gewinn. Doch wegen der Corona-Krise schreibt sie nun wohl rote Zahlen, wie ZKB-Analyst Michael Winkler vermutet. Ein Grossteil der Swiss-Flotte ist derzeit am Boden, der Flugbetrieb um 80 Prozent reduziert. Sollte sich die Situation noch verschlimmern, droht eine komplette temporäre Einstellung des Flugbetriebs. Falls die Situation lange dauert, braucht die Swiss laut Airline-Chef Klühr staatliche Unterstützung. Das sehen auch die Experten so. Andreas Wittmer von der Universität St. Gallen sagt: «Ohne Staatshilfe wird es in 2 bis 4 Monaten kaum mehr gehen.»
Wie stabil steht die Swiss da?
Die Liquidität sei zumindest vorzeitig gegeben, später könne es aber schwierig werden, sagt Winkler. «Die Kapitalausstattung der Swiss und ihrer Muttergesellschaft Lufthansa ist gut, der Grossteil ihrer Flugzeuge sind in ihrem Besitz.» Die Flugzeuge könnten die Airlines für mehrere Milliarden Euro bei Banken beleihen. Deshalb rechnet Winkler damit, dass, wenn im Sommer die Swiss ihren Betrieb wieder normalisieren kann, sie mit einem blauen Auge aus der Krise kommt.
Ab wann braucht die Swiss Hilfe vom Staat?
Derzeit befindet sich die Swiss in Verhandlungen mit dem Bundesrat. Doch die Swiss bekommt bereits Hilfe vom Staat in Form von Kurzarbeitsentschädigung. Die Kurzarbeit war eine von mehreren Sparmassnahmen, die die Swiss in den vergangenen Tagen veranlasste. Dadurch kann die Swiss ihre Erfolgsrechnung entlasten. Etwa ein Drittel der Kosten der Lufthansa-Gruppe seien Fixkosten, wovon ein grosser Teil die Mitarbeiterlöhne ausmachten, sagt Winkler.
Wie viel Geld braucht die Swiss?
Das ist unklar. Es hängt auch davon ab, wie lange die Corona-Krise dauert. Über Details sowie die Höhe allfälliger Staatshilfen will Swiss-Chef Klühr nichts sagen. Er betonte aber an der Pressekonferenz am Donnerstag, die Hilfe sei vorübergehend und werde zurückbezahlt. Doch ausser liquiden Mitteln und Kurzarbeitsentschädigung könnte die Swiss laut Winkler etwa mit Kreditbürgschaften vom Staat unterstützt werden.
Müsste nicht Deutschland helfen, weil die Swiss der Lufthansa gehört?
Das ist ein Vorschlag, der bereits von Politikern verschiedenster Parteien lanciert wurde, wie der «Tages Anzeiger» berichtet. Der volkswirtschaftliche Nutzen der Swiss findet in der Schweiz statt. Sie zahlt hier ihre Steuern und beschäftigt viele Zulieferer aus der Region. «Deshalb ist die Forderung der Swiss nach Hilfen vom Schweizer Staat berechtigt», findet Andreas Wittmer von der Universität St. Gallen. ZKB-Analyst Winkler glaubt ohnehin, dass sich auch die Muttergesellschaft Lufthansa um die Swiss kümmern wird. «Vor der Corona-Krise war die Swiss ein ertragsstarker Teilbereich der Lufthansa. Deshalb glaube ich nicht, dass die Lufthansa die Swiss einfach fallen lässt.» Dieses Geld für die Swiss fehle der Lufthansa dann und diese wiederum müsse vom deutschen Staat Hilfe beantragen, sagt Wittmer.
Braucht die Schweiz die Swiss?
Nicht unbedingt, obwohl die Swiss das natürlich stark betont. «Landesfluggesellschaften haben heute nicht mehr die gleiche Bedeutung wie vor 30 Jahren. Damals waren Airlines ein Aushängeschild, das man schützen musste», sagt Winkler. Heute würden die Fluggesellschaften auf eigenen Beinen stehen und in normalen Zeiten gutes Geld erwirtschaften. Ausserdem würden bei einer Pleite der Swiss andere Fluggesellschaften einen Teil der Strecken der Swiss übernehmen, aber bei weitem nicht alle.
Wenn der Staat die Swiss rettet, wird er dann Miteigentümer?
Der Staat ist nun gefordert, zu überlegen, wie er die Hilfe für die Überbrückung aufsetzt. Überbrückungskredite haben den Nachteil, dass sie nach der Krise zurückbezahlt werden müssen und damit die Erholung aus der Krise beeinflussen. «Eine Beteiligung dürfte schwierig sein, da die Swiss der Lufthansa gehört und man da wohl länger verhandeln müsste und allenfalls die Zeit fehlt,» sagt Andreas Wittmer, «allerdings wäre es natürlich interessant, wenn der Staat zu gegebener Zeit nach der Krise auch von Aktienwertsteigerungen der Lufthansa-Gruppe profitieren könnte und so einen Teil des Unterstützungsbeitrags zurückerhalten könnte.» ZKB-Analyst Winkler rechnet damit, dass die Regeln für staatliche Beihilfen in der Krisensituation aufgeweicht werden könnten. Deshalb sei auch denkbar, dass der Staat der Swiss hilft, ohne dass er Miteigentümer wird.
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