So war es mit Trump in Davos

Aktualisiert

Rede am WEFSo war es mit Trump in Davos

Der US-Präsident hat seine erste Rede in der Schweiz gehalten. 20 Minuten war ganz vorne mit dabei.

Dominic Benz
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Dominic Benz

Das diesjährige World Economic Forum (WEF) war ein Trump-Forum. Es gab in Davos fast nur ein Thema: Trump, Trump, Trump. Erst recht am Freitagvormittag.

Im Kongressraum ist die Hektik noch viel schlimmer als üblich: Vor allem Journalisten drängeln nervös vor dem Haupteingang des Saals. Alle warten auf Trumps Rede. Sie ist erst auf 14 Uhr angesetzt, doch schon nach 10 Uhr finden sich die ersten Journalisten vor dem Saal im Foyer ein. «Ich stand nicht mal für ein Konzert meiner Lieblingsband so lange an», sagt ein wartender Journalist aus Italien.

Wer schafft es, wer nicht?

Plötzlich geht die Meldung rum, dass im Saal einige Plätze für Schweizer Journalisten reserviert seien. Wer also Trumps Rede beiwohnen will, muss sich sputen. Denn die Gelegenheit, einem US-Präsidenten so nahe zu sein, gibt es für viele nur einmal im Leben. Die grosse Frage ist also: Wer von den Medienvertretern schafft es in den Saal, wer nicht?

Hektisch fragt man nach dem richtigen Ort zum Anstehen. Immer wieder kommen Sicherheitsleute und geben den Journalisten Anweisungen, wo man zu warten hat. Im Foyer herrscht plötzlich Aufregung. Es wird umgebaut und Tische werden aufgestellt: Die saudische Delegation lädt zum Mittagsbuffet.

«Trump first»

Doch das interessiert nicht wirklich. «Trump First» ist das Motto der Wartenden. Dann geht es schnell. Plötzlich dürfen die Journalisten im Gänsemarsch nach vorn treten, Richtung Haupteingang des Saals. Mit «Halt, nicht weiter!» stoppt ein Security-Angestellter kurz vor der Tür den Medientross. Der Puls steigt. War es das jetzt? Kommen wir nicht rein?

Ständig muss man sich auf ein Nein gefasst machen. Die Strategie der Security kann sich schnell ändern. Das war jetzt jedes Mal so, wenn Trump irgendwo im Kongresshaus auftauchte. Man wurde oft weggeschickt oder stehen gelassen. Doch nicht jetzt: Der Medientross wird um 12.30 Uhr in den Saal gelotst. Bei den Presseplätzen stehen in einer Reihe weitere Sicherheitsleute. Sie durchsuchen die Taschen der Journalisten. Flüssigkeiten darf man wie im Flugzeug nicht dabeihaben. Beim Hinsetzen spüren viele Erleichterung: Man hat es in den Saal geschafft.

Buhrufe für «Fake News»

Langsam füllt sich der Raum, bis um punkt 14 Uhr WEF-Gründer Klaus Schwab und Trump auf der Bühne erscheinen. Eine Blaskapelle untermalt den Auftritt musikalisch. Dann spricht Trump. Viele im Publikum unterstützen seine Politik nicht. So will man eine gewisse Gleichgültigkeit zeigen. Dennoch hört man zu, schaut ihn genau an. Das ist er also, dieser umstrittene Präsident, der sich mit Nordkorea anlegt und gegen Medien wettert. Beim Begriff «Fake News» kommen Buhrufe und Gelächter aus den Publikumsreihen. Es ist nicht das einzige Mal.

Nach knapp einer halben Stunde verlässt Trump die Bühne. Sobald er hinuntersteigt, steht auch das Publikum auf und drängt sich zu den Ausgängen. Jetzt kann man gehen, man hat ihn gesehen. Der Inhalt der Rede scheint gerade nicht zu interessieren. Über diesen kann man nachher immer noch nachdenken.

Der Spuk ist vorbei

Langsam leert sich der Saal. Während sich im Foyer die Menge noch staut, kommt die Meldung, dass Trump schon im Heli Richtung Kloten unterwegs sei. Der Spuk ist vorbei. Die Frage ist jetzt nur noch: Wie kommt man möglichst staufrei ins Unterland zurück?

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