«Europas Airlines werden alle Staatshilfe brauchen»

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Swiss-Chef schlägt Alarm«Europas Airlines werden alle Staatshilfe brauchen»

2019 machte die Swiss einen Gewinn von 578 Millionen Franken. Im laufenden Jahr sei die Entwicklung unberechenbar. Auch ein komplettes Grounding ist denkbar.

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Swiss-Chef Thomas Klühr rechnet mit dem Schlimmsten: Auch eine komplette Einstellung des Betriebs kann nicht mehr ausgeschlossen werden.
2019 konnte die Swiss einen Gewinn von 578 Millionen Franken einfahren.
Für das Jahr 2020 gibt sie jedoch aufgrund der unberechenbaren Entwicklung keine Ergebnisprognose ab.
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Swiss-Chef Thomas Klühr rechnet mit dem Schlimmsten: Auch eine komplette Einstellung des Betriebs kann nicht mehr ausgeschlossen werden.

Keystone/Walter Bieri

Nach dem Rekordgewinn im Vorjahr hat die Swiss 2019 trotz mehr Umsatz wieder weniger verdient. Der Umsatz stieg leicht auf 5,33 Milliarden Franken von 5,30 Milliarden Franken vor einem Jahr.

Der Betriebsgewinn sank auf 578 Millionen Franken nach 636 Millionen, wie die Fluggesellschaft am Donnerstag mitteilte. Im Vorjahr hatte die Schweizer Airline noch mit 636 Millionen Franken das beste Ergebnis ihrer Geschichte eingeflogen. Grund für den Gewinnrückgang waren die höheren Technik- und Treibstoffkosten.

Zu spüren bekam die Swiss auch die geringere Frachtnachfrage wegen der schwächelnden Weltwirtschaft. Insgesamt habe sich die Swiss angesichts der herausfordernden Rahmenbedingungen einmal mehr gut behauptet, hiess es.

Zwei Drittel der Flugzeuge nicht in Betrieb

Die Zukunft ist allerdings zappenduster. Denn in diesem Jahr ist die Swiss wie die ganze Airlinebranche durch das Coronavirus in schwere Abwärtsstrudel geraten.

Wegen der Reisebeschränkungen und Grenzschliessungen vieler Staaten hat die Swiss hat wie die Konzernmutter Lufthansa den Flugplan massiv zusammengestrichen. In den letzten Wochen habe man das Angebot um über 80 Prozent reduziert, schrieb die Swiss. Über zwei Drittel der Flotte wurden bereits aus dem Betrieb genommen.

Bis zu 24 Maschinen des Typs Airbus A320 werden auf dem Militärflugplatz Dübendorf abgestellt, weil sie im Moment wegen des Passagiereeinbruchs nicht gebraucht werden. Weitere Flugzeuge, vor allem jene der Langstreckenflotte, bleiben am Flughafen Zürich abgestellt.

Einstellung des Flugbetriebs nicht ausgeschlossen

«Die Swiss ist bestrebt, auch minimale Verbindungen so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, um bei einem Abflachen der Krise die Anbindung an die Länder, die sich öffnen, möglichst zeitnah wieder aufnehmen zu können», erklärte Swiss-Chef Thomas Klühr im Communiqué. «Sollte sich die Situation gar noch weiter verschlechtern und zusätzliche Reiseverbote erlassen werden, kann eine komplette, temporäre Einstellung des Flugbetriebs auch bei der Swiss nicht mehr ausgeschlossen werden.»

Zur sofortigen Sicherung der Liquidität hat die Swiss zahlreiche Kosteneinsparungsmassnahmen eingeleitet. Darunter sind ein Einstellungsstopp, die Verschiebung der Auszahlung von Lohnbestandteilen, ein anteiliger Lohnverzicht des Kaders, oder der Stopp von nicht betriebsnotwendigen Projekten. Zudem führt die Swiss in den nächsten Tagen Kurzarbeit ein.

Brauchts bald Staatshilfe?

Für die Airline-Branche zeichnet Klühr ein düsteres Bild:

«Es ist davon auszugehen, dass alle Airlines in Europa auf staatliche Unterstützung angewiesen sein werden», so der Swiss-Chef. Die Frage sei nicht ob, sondern wann. Auch wenn die Swiss im Verbund mit der Lufthansa Group einen längeren Atem als manch andere europäische Airline hat, wird es laut Klühr bei einer länger anhaltenden Krise zu einem temporären Liquiditätsengpass kommen.

«Sollte dieser Fall eintreten, ist es wichtig, dass schnell Liquidität zur Verfügung gestellt wird und zeitnah Zusagen für weitere Massnahmen wie staatliche Garantien oder Überbrückungskredite − die nach der Krise zurückbezahlt werden können − erfolgen», so Klühr weiter. (vro/sas/sda)

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