Swisscom-Offensive bringt nicht nur Vorteile

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Tiefere Roaming-GebührenSwisscom-Offensive bringt nicht nur Vorteile

Der Telecom-Konzern senkt die Tarife fürs Surfen im Ausland. Teils werden die Preise aber auch massiv teurer.

von
Dominic Benz

Telecom-Experte Jean-Claude Frick ordnet die neuen Roaming-Preise der Swisscom ein.

Die Swisscom prescht in Sachen Roaming vor: Wie der Telecom-Konzern am Mittwoch mitteilte, werden die Preise für die Datenpakete im Ausland um 20 bis 50 Prozent gesenkt. Die neuen Preise gelten sowohl für Privat- als auch für Firmenkunden ab dem 19. März.

Für Telecom-Experte Jean-Claude Frick vom Vergleichsdienst Comparis bringen die neuen Tarife den Kunden viele Ersparnisse. «Roaming ist aber immer noch teuer», urteilt Frick.

Versteckte Preiserhöhungen

Die neuen Roaming-Preise bringen nicht nur Vorteile. Ralf Beyeler, Telecom-Experte beim Vergleichsdienst Moneyland, kritisiert etwa versteckte Preiserhöhungen. Diese seien teils massiv, etwa im Fall des boomenden Reiseziels Namibia. Bisher kosteten dort 50 Megabyte 30 Franken. Für die gleiche Datenmenge verlangt die Swisscom jetzt umgerechnet 500 Franken. «Das ist eine Preiserhöhung um knapp 1600 Prozent», rechnet Beyeler. Er wirft dem Telecom-Konzern vor, solche Erhöhungen nicht klar zu kommunizieren.

Auch die Gültigkeitsdauer der Datenpakete ist Beyeler ein Dorn im Auge. Diese beträgt 30 Tage. «Das ist nicht kundenfreundlich», so der Experte. Es sei an der Zeit, dass Kunden solche Pakete unbeschränkt oder mindestens ein Jahr lang nutzen könnten. Ebenso kritisiert Beyeler die Basistarife. Diese seien im Vergleich zu den Paketpreisen nach wie vor viel zu hoch.

Keine Abschaffung der Roaming-Tarife

Dass es in der Schweiz bald keine Roaming-Preise mehr gibt wie in der EU, glaubt Beyeler nicht. «Die Swisscom-Preise sind kein Schritt in Richtung Abschaffung.» Das ist auch für Jean-Claude Frick klar: «Von der Situation wie in der EU sind wir noch weit entfernt.»

Auf Anfrage weist die Swisscom darauf hin, dass sie als Schweizer Anbieterin nicht von den regulierten EU-Preisen profitiert. «Swisscom muss die Einkaufspreise für Roamingleistungen mit jedem Anbieter einzeln verhandeln. Wir konnten so aber unsere Preise laufend senken», sagt eine Sprecherin. Roaming sei für viele Swisscom-Kunden ohnehin kein Thema mehr. Die Mehrheit der Kunden habe heute Roaming ausreichend im Abo integriert.

Salt und Sunrise dürften nachziehen

Dass die Preise nicht überall sinken, bedauert die Swisscom auf Anfrage. Länder wie etwa Namibia würden keine besseren Einkaufskonditionen bieten. «Wir haben erwägt, deshalb Roaming in diesen Ländern ganz zu unterbinden», sagt eine Sprecherin. Sie betont, dass die Roaming-Kosten für jedes Land im Internet und in der Roaming- sowie Cockpit-App ersichtlich sind. Zudem habe sich gezeigt, dass die bisherige Gültigkeitsdauer der Datenpakete meistens ausreiche. «Nichtsdestotrotz werden wir uns dieses Bedürfnis noch einmal anschauen», verspricht die Sprecherin.

Die Preis-Offensive der Swisscom dürfte in den kommenden Wochen nicht die einzige bleiben. Sunrise möchte zwar noch keine Details nennen. Dennoch bestätigt das Unternehmen, «dass die Roaming-Preise wie immer in dieser Jahreszeit nach unten purzeln». Salt lässt ausrichten: «Wir überprüfen unsere Tarife und die Möglichkeit allfälliger Anpassungen fortlaufend.»

Was Telecom-Experte Jean-Claude Frick von den neuen Roaming-Preisen der Swisscom hält, sehen Sie im Video-Interview oben.

Surfen im Ausland wird bei der Swisscom deutlich billiger: Der Mobilfunkriese senkt die Kosten für 197 Destinationen, wie er am 14. März 2018 mitteilte.
Ab 19. März kostet unter anderem ein 200-MB-Datenpaket in Westeuropa 7.90 statt 9.90 Franken.
In Ländern wie Vietnam,Tunesien oder Uganda sind es 19.90 statt 39.90.
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Surfen im Ausland wird bei der Swisscom deutlich billiger: Der Mobilfunkriese senkt die Kosten für 197 Destinationen, wie er am 14. März 2018 mitteilte.

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