Steigende Preise fressen Lohnerhöhung wieder weg

Aktualisiert

Weniger KaufkraftSteigende Preise fressen Lohnerhöhung wieder weg

Die Schweizer Wirtschaft ist im Hoch. Die Angestellten merken davon nicht viel: Die Lohnerhöhungen sind bescheiden, den Rest frisst die Teuerung weg.

Dominic Benz
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Dominic Benz
Die Schweizer Wirtschaft läuft auf Hochtouren.
Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) ihre Wachstums-Prognose für 2018 deutlich von 2,4 auf 2,9 Prozent angehoben.
Für 2019 erwartet das KOF nach wie vor eine «solides» Plus von 2 Prozent.
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Die Schweizer Wirtschaft läuft auf Hochtouren.

Keystone/Peter Klaunzer

In der Schweizer Wirtschaft läufts – und zwar so gut, dass sich ansonsten eher trockene Ökonomen begeistern lassen. Die Experten der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) haben ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr deutlich erhöht – und zwar auf «beachtliche» 2,9 Prozent, so die Wortwahl des KOF. Auch für 2019 wird ein «solides» Plus von 2 Prozent erwartet.

Bei den Löhnen hingegen wird die Hochkonjunktur nicht ankommen. «Die Firmen werden sich mit Erhöhungen zurückhalten», sagt Andreas Kühn, der mit seiner Firma Know.ch Lohnprognosen erstellt. Gründe seien etwa die Handelspolitik von US-Präsident Trump oder Unsicherheiten wegen des Brexit.

Keine grossen Sprünge beim Lohn

Auch die Credit Suisse erwartet trotzt Wirtschaftsboom keine grossen Sprünge beim Lohn. Sie prognostiziert zwar für 2019 eine nominale Lohnerhöhung von 1 Prozent. «Real wird aber nicht viel mehr im Portemonnaie der Arbeitnehmer sein», schreibt die Grossbank.

Schuld ist die Teuerung, sprich: steigende Konsumentenpreise. Sie fressen die ohnehin schon bescheidenen Lohnerhöhungen, die Schweizer Firmen versprechen, wieder weg. Die Credit Suisse schätzt darum das reale Lohn-Plus im kommenden Jahr auf noch 0,3 Prozent. «Die Kaufkraft wird kaum zunehmen», bestätigt KOF-Ökonom Michael Siegenthaler auf Anfrage. Im laufenden Jahr werden die um die Teuerung bereinigten Reallöhne sogar um 0,2 Prozent sinken. «Letztlich kann man von einer Stagnation der Löhne sprechen.»

Arbeitnehmer hatten früher mehr Geld im Sack

Weil die Teuerung seit 2017 wieder anzieht, werden sich die Schweizer daran gewöhnen müssen, dass ihre Löhne weniger wert sind. Von 2011 bis 2017 war noch das Gegenteil der Fall: Zwar ist die Schweizer Wirtschaft in dieser Zeit laut Siegenthaler «meist nur unterdurchschnittlich gewachsen», und auch die Löhne sind nur wenig gestiegen.

Dennoch hatten die Arbeitnehmer mehr Geld im Sack. «Weil die Preise in dieser Zeit unter dem Strich gefallen sind, ist die Kaufkraft gestiegen», erklärt der Ökonom. Das sei insbesondere nach dem Frankenschock der Fall gewesen. «Obwohl es also den Firmen schlecht ging, gab es ein Plus bei den realen Löhnen.»

Das zeigt ein Blick auf die Entwicklung der Saläre zwischen 2010 und 2017 im Baugewerbe. Dort lag der Medianlohn laut Angaben des KOF im Jahr 2010 bei 5848 Franken. 2017 betrug er 6035 Franken – ein Plus von 3,2 Prozent. Die Lohnsumme war aber in der Praxis noch mehr wert: Weil die Preise unter dem Strich um 1,9 Prozent sanken, lag der Reallohn im Baugewerbe im Jahr 2017 sogar bei 6146 Franken.

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