Das würde die Fusion von Sunrise und UPC bedeuten

Aktualisiert

Fortgeschrittene VerhandlungenDas würde die Fusion von Sunrise und UPC bedeuten

Was würde passieren, wenn Sunrise UPC übernimmt? Und wie wahrscheinlich ist das überhaupt? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

R. Knecht
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R. Knecht
Will sich der Sunrise-CEO Olaf Swantee UPC unter den Nagel reissen? Laut Medienberichten sind die Verhandlungen bereits fortgeschritten.
Laut dem Telecom-Experten Jean-Claude Frick vom Vergleichsdienst Comparis.ch würden sich bei einer Fusion die Preise verbessern. Seit Anfang Jahr nutzt UPC das Netz der Swisscom – bei einer Fusion würde UPC wohl zu Sunrise wechseln. «Wenn UPC beim Konkurrenten kaufen muss, hat die Firma niemals so gute Preise, wie wenn sie das Netz des Eigentümers nutzen kann», so Frick.
Da UPC vor allem im Bereich Sport-TV stark ist, könnte Sunrise mit dem Kauf der Firma künftig mehr Inhalte anbieten – zum Beispiel Liveübertragungen von Eishockeyspielen.
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Will sich der Sunrise-CEO Olaf Swantee UPC unter den Nagel reissen? Laut Medienberichten sind die Verhandlungen bereits fortgeschritten.

Keystone/Christian Beutler

Sunrise könnte sich bald UPC schnappen. Die Verhandlungen sind bereits fortgeschritten, wie die «Financial Times» unter Berufung auf Insider berichtet. Der Sunrise-Grossaktionär Freenet wisse von Gesprächen zwischen Sunrise und UPC, erklärte eine Freenet-Sprecherin am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Ähnliche Verhandlungen sollen bereits in der Vergangenheit gescheitert sein – was ist diesmal anders? Und wie würde sich die Schweizer Telecom-Welt verändern, wenn die Fusion tatsächlich durchkommen würde? Das sind die Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Was hätte der Kunde von einer Fusion?

Laut dem Telecom-Experten Jean-Claude Frick vom Vergleichsdienst Comparis.ch dürften sich die Preise verbessern. Seit Anfang Jahr nutzt UPC das Netz der Swisscom – bei einer Fusion würde UPC wohl zu Sunrise wechseln. «Wenn UPC beim Konkurrenten kaufen muss, hat die Firma niemals so gute Preise, wie wenn sie das Netz des Eigentümers nutzen kann», sagte Frick zu 20 Minuten. Die Frage ist allerdings, inwieweit die Firmen die Preisvorteile an die Kunden weitergeben.

Profitieren Sunrise-Kunden auch?

Da UPC vor allem im Bereich Sport-TV stark ist, könnte Sunrise mit dem Kauf der Firma künftig mehr Inhalte anbieten – zum Beispiel Liveübertragungen von Eishockeyspielen. Kunden, die den Internetanschluss bei Sunrise haben, könnten laut Frick zudem schnelleres Internet haben. UPC biete in Gegenden, wo es keinen Glasfaseranschluss gibt, über das eigene Netz oft die schnellste Verbindung.

Würde UPC verschwinden?

Es ist denkbar, dass der Name UPC nach der Übernahme von Sunrise fallen gelassen wird, sagt Frick. Ob das heisst, dass UPC als Tochterunternehmen komplett verschwinden und in den Sunrise-Konzern integriert würde oder dass die beiden Firmen mit einer komplett neuen Marke auftreten würden, kann der Experte nicht abschätzen.

Was würde die Fusion für die Branche bedeuten?

«Mit einer Fusion hätten wir in der Schweiz einen noch stärkeren Anbieter neben der Swisscom», sagte Panagiotis Spiliopoulos, Head of Research bei Vontobel, zu 20 Minuten. Dieser hätte das Potenzial, stärker in die Infrastruktur zu investieren. Auch Frick von Comparis glaubt, dass eine Fusion von Vorteil für die Branche wäre: In der Schweizer Telecom-Welt gehe es vor allem darum, mit der dominanten Swisscom mitzuhalten. «Wenn sich zwei Firmen zusammentun, hat die Swisscom zwar weniger Konkurrenz, dafür wird der einzelne Konkurrent stärker.»

Ist eine Fusion überhaupt wahrscheinlich?

Frick hält es für sehr realistisch, dass Liberty Global jetzt bereit wäre, die Tochterfirma UPC zu verkaufen. «Liberty Global war jahrelang eher am Zukaufen, mittlerweile ist der Konzern aber extrem verschuldet und hat 2018 begonnen, Firmen wieder zu verkaufen», so Frick. Auch dass Sunrise der Käufer sein könnte, überrascht den Experten nicht: «Man munkelt immer wieder, dass diese beiden Firmen fusionieren wollen.» Das sei zum «Running Gag der Telecom-Branche» geworden. Für den Vontobel-Analysten Spiliopoulos macht vor allem die Tatsache, dass sich die Angebote von Sunrise und UPC weitgehend ergänzen, einen möglichen Deal plausibel.

Spielt auch 5G eine Rolle?

Wahrscheinlich schon, sagt Frick. Offenbar habe UPC nicht für eine 5G-Lizenz mitgeboten. Die Fusion würde es UPC ermöglichen, über das Sunrise-Netz günstig 5G-Dienste anzubieten, was auch dem Kunden in Form von niedrigen Preisen zugutekommen könnte. Falls Übernahmepläne bestehen, dürften es die beiden Firmen eilig haben, denn 5G ist schon in den Startlöchern.

Was sagen die Telecom-Firmen?

UPC und Sunrise geben sich zugeknöpft. «Wir nehmen die Medienberichte der vergangenen Tage zur Kenntnis, kommentieren jedoch keine Spekulationen», sagte Sunrise-Sprecherin Therese Wenger zu 20 Minuten. Selbst wenn die Verhandlungen fortgeschritten sind, dürfte es laut Frick noch länger dauern, bis der Deal definitiv ist. «Wenn es so weit ist, muss die Wettbewerbskommission das Ganze noch einmal ganz genau anschauen», so der Experte. Der gesamte Prozess von den Verhandlungen bis zum Verkauf könne locker zwölf Monate dauern. Spiliopoulos von Vontobel glaubt aber nicht, dass die Wettbewerbskommission etwas gegen eine Fusion haben könnte, da sich die Angebote der beiden Firmen ergänzen und der Regulator erhöhtes Investitionspotenzial generell begrüsse.

Börse reagiert auf Übernahmegerüchte

An der Börse in Zürich gingen die Sunrise-Aktien, aber auch die Titel des Schweizer Marktführers Swisscom auf Talfahrt und verloren 1,5 und 2,2 Prozent. Ein Börsenhändler stufte eine mögliche Übernahme von UPC grundsätzlich als guten Schritt für Sunrise ein. (SDA)

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