Darum erhöht PostFinance wirklich die Gebühren

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Politisches Signal?Darum erhöht PostFinance wirklich die Gebühren

Obwohl die PostFinance 2017 noch Gewinne schrieb, kündigt sie jetzt einen Stellenabbau an und erhöht die Gebühren. Warum trifft die Bank so drastische Massnahmen?

von
R. Knecht
Hansruedi Köng, CEO Postfinance, kündigte kürzlich einen Stellenabbau und höhere Gebühren bei der Bank an.
Die Postfinance machte im ersten Quartal rund 40 Millionen Franken weniger Zinsgewinn als in der Vorjahresperiode und es könnte noch schlechter werden, sagte ein Sprecher zu 20 Minuten.
Benjamin Manz, CEO des Vergleichsportals Moneyland.ch, glaubt, dass die PostFinance mit der frühen Ankündigung vor allem ein Signal an die Politik senden will: «Die Bank hofft schon seit Jahren, das Kreditverbot aufheben zu können», so Manz.
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Hansruedi Köng, CEO Postfinance, kündigte kürzlich einen Stellenabbau und höhere Gebühren bei der Bank an.

Keystone/Peter Klaunzer

Höhere Gebühren und Stellenabbau: Bei der PostFinance häufen sich die schlechten Neuigkeiten derzeit. Kunden und Mitarbeiter werden in Mitleidenschaft gezogen. Antworten auf die wichtigsten Fragen zur PostFinance:

Wie steht es um das Geschäft der PostFinance?

Im vergangenen Jahr hat die PostFinance ihren operativen Gewinn leicht auf rund 550 Millionen Franken steigern können. Im ersten Quartal des Jahres sei das Ergebnis allerdings stark rückläufig gewesen, moniert die PostFinance. «Wir erwarten, dass sich die Situation weiter verschlechtert», sagte ein Sprecher der Bank zu 20 Minuten.

Warum baut die Bank Stellen ab?

Die Post selbst nennt Margenerosion im Zinsgeschäft als Grund. «PostFinance ist von der Zinssituation besonders stark betroffen, weil ihr aufgrund des ihr vom Bund auferlegten Kreditverbots geringe Alternativen zur Verfügung stehen», so der Sprecher. Der Stellenabbau sei Teil von Massnahmen mit dem Ziel, die Effizienz zu steigern und Kosten zu senken. Die Personalkürzungen sollen rund 50 Millionen Franken einbringen. Benjamin Manz, CEO des Vergleichsportals Moneyland.ch, glaubt, dass die PostFinance mit der frühen Ankündigung vor allem ein Signal an die Politik senden will: «Die Bank hofft schon seit Jahren, das Kreditverbot aufheben zu können», so Manz.

Was ist das Kreditverbot?

Die PostFinance darf laut Postgesetz keine Kredite oder Hypotheken vergeben. Dies, weil sie dem Staat gehört und dieser laut National- und Ständerat aus ordnungspolitischen Gründen nicht mit einer eigenen Bank am Markt tätig sein sollte. Für die PostFinance wären Kredite allerdings ein lukratives Geschäftsfeld. Mit Massnahmen wie Stellenabbau und Gebührenerhöhungen kann die Bank laut Manz signalisieren, dass sie sich gegenüber anderen Banken benachteiligt fühlt. «Es ist fraglich, ob die Schweiz eine weitere Grossbank braucht, die Gewinnmaximierung ins Zentrum stellt», so Manz. Aus Konsumentensicht gebe es darum keinen Grund, das Kreditverbot aufzuheben.

Wird den Angestellten gekündigt?

Ja, es ist mit Kündigungen zu rechnen, wird CEO Köng in der Mitteilung der PostFinance zitiert. Mehrheitlich soll der Abbau aber über natürliche Fluktuation, auslaufende befristete Arbeitsverhältnisse und Pensionierungen erfolgen.

Warum schon wieder ein Stellenabbau?

Die Gewerkschaft Syndicom hält den angekündigten Abbau für einen Teil der Salamitaktik der PostFinance. Denn bereits 2017 strich die Bank über 40 Vollzeitstellen wegen der Automatisierung. Die PostFinance dementiert den Vorwurf: «Wir wussten damals noch nicht, was an zusätzlichen Massnahmen nötig sein würde.» Im Rahmen des Sparplans «Victoria 2020» reduziert die PostFinance laut dem «Tagesanzeiger» die Zahl der Vollzeitjobs allerdings um fast 20 Prozent.

Warum steigen die Gebühren?

Ähnlich wie beim Stellenabbau geht es auch hier darum, zusätzlich rund 50 Millionen Franken zu erwirtschaften. Das sagt der PostFinance-CEO im Interview mit dem «Tagesanzeiger». Das sind im Schnitt gegen 20 Franken pro Kunde.

Sollte ich wegen der Gebühren die Bank wechseln?

Dafür dürfte es zu früh sein, sagt Manz von Moneyland.ch. Welche Produkte genau teurer werden, ist noch nicht bekannt. Erst wenn man das weiss, könnten Kunden entscheiden, ob sich ein Wechsel lohnt.

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