Wenger-Sackmesser heisst neu Victorinox

Aktualisiert

Ende einer LegendeWenger-Sackmesser heisst neu Victorinox

Anfangs des letzten Jahrhundert lieferte Wenger erstmals Sackmesser an die Schweizer Armee. Jetzt ist der Name Geschichte, das Produkt bleibt.

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Dieses Wenger-Sackmesser kann alles.

Dieses Wenger-Sackmesser kann alles.

Die Taschen- und anderen Messer der Marke Wenger aus Delsberg verschwinden vom Markt. Victorinox integriert die bereits ihm gehörende Firma und lässt die Messer künftig unter der eigenen Marke segeln.

Wie das Schwyzer Traditionsunternehmen Victorinox am Mittwoch mitteilte, bleiben alle Arbeitsplätze bei Wenger erhalten. Keine Änderungen gibt es beim Uhren- und Lizenzgeschäft von Wenger. Im Lizenzgeschäft bietet Wenger als wichtigste Sparte Reisegepäck und Aktentaschen an. Hinzu kommen Camping- und Outdoorartikel, Leder-Utensilien, Sportbrillen und anderes mehr.

Firmenpolitik: Kein Abbau von Arbeitsplätzen

Der Wenger-Standort in Delsberg bleibt erhalten. Die Niederlassung in den USA wird mit dem Victorinox-Sitz in Monroe (Connecticut) zusammengelegt. Wie Victorinox-Sprecher Urs Keiser auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA sagte, ist auch dort im Einklang mit der Firmenpolitik kein Arbeitsplatzabbau geplant.

Wie Victorinox schreibt, können viele Konsumenten die Messer von Victorinox und Wenger kaum unterscheiden. Da weltweit der Verdrängungskampf zunehme, mache das Setzen auf nur eine Messermarke Sinn. Die bisherige Konkurrenz entfalle. Die Bündelung der Kräfte ermögliche eine klare strategische Position sowie eine Konzentration der Investitionen in Produkte, Sortiment und Vertrieb.

2,2 Millionen Wenger-Messer

Victorinox hatte Wenger 2005 gekauft, um die damals angeschlagene Firma nach eigenen Angaben in Schweizer Händen zu halten. Wenger beschäftigt aktuell 248 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 193 davon in Delsberg, 47 in den USA und 8 an anderen Standorten. Die Messerproduktion umfasst rund 2,2 Millionen Stück im Jahr.

Bei Victorinox arbeiten rund 1900 Personen. Das Familienunternehman mit Sitz in Ibach (Gemeinde Schwyz) stellt jährlich 25 Millionen Messer her. Daneben gibt es Victorinox-Uhren, -Gepäck, -Bekleidung und sogar -Parfüm. (whr/sda)

Ein Unternehmen mit Tradition

Das Unternehmen wurde 1893 von Paul Boéchat unter dem Namen Paul Boéchat & Cie. gegründet. Sitz war die Gemeinde Courtételle im Schweizer Kanton Jura. 1895 wurde das Unternehmen von einer Investorengruppe aufgekauft und zunächst in Fabrique suisse de coutellerie S.A. umbenannt, 1900 nach einer Fusion mit der Basler Besteckfabrik dann in Schweizer Besteckfabrik. Gleichzeitig zog man in diesem Jahr in die Nachbargemeinde Delémont um, die bis heute Firmensitz geblieben ist.

1901 wurden erstmals Taschenmesser an die Schweizer Armee geliefert. Den Namen Wenger erhielt das Unternehmen im Jahr 1907, als Theo Wenger, der schon seit 1898 Direktor war, die Fabrik aufkaufte und sie in Wenger & Co. S.A. umbenannte. 1922 schliesslich erhielt das Unternehmen seinen heutigen Namen Wenger S.A.[1]

2001 begann für Wenger ein wirtschaftlicher Abstieg, da infolge der Terroranschläge am 11. September 2001 die Mitnahme selbst kleiner Messer im Flugzeug-Handgepäck nahezu weltweit verboten wurde. Dementsprechend wurde auch der Verkauf solcher Messer in Duty-Free-Shops auf Flughäfen eingestellt. Diese Duty-Free-Shops stellten jedoch eine bedeutende Absatzquelle für Schweizer Messer dar. Aufgrund des daraus resultierenden Gewinneinbruches geriet Wenger in finanzielle Schwierigkeiten. Konkurrent Victorinox erlebte mit einem Gewinneinbruch von 30 % dieselben Probleme, konnte aber aufgrund des höheren Gesamtumsatzes in der Gewinnzone bleiben. Im April 2005 wurde Wenger schließlich von Victorinox aufgekauft. (wikipedia.ch)

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