Social MediaWerben Schweizer Influencer bald auf Tiktok?
Sara Leutenegger posiert auf Tiktok mit Mövenpick-Glace. Der Inhalt sei nicht gesponsert – noch nicht. Laut Experten wird Tiktok bald zur neuen Werbeplattform.
Sie möge sie nicht, sie liebe sie: Sara Leutenegger (25) steckt auf Tiktok ihre Zunge in einen grossen Kübel Mövenpick-Glace und fragt ihre Follower, was ihre Lieblingsglace sei. Geld erhält die Schweizer Influencerin laut eigenen Angaben dafür aber nicht.
«Ich bin noch keine Kooperation über Tiktok eingegangen. Das Glace-Video ist spontan entstanden, als ich einen Post für Insta vorbereitet habe», sagt Leutenegger zu 20 Minuten. Das Video ist nicht der einzige Content, den die Zürcherin von Instagram auf der Videoplattform Tiktok geteilt hat: Ein kurzer Insta-Clip mit einem Rexona-Deo hat sie ebenfalls auf der chinesischen App veröffentlicht.
Das werden ihr in Zukunft immer mehr Schweizer Influencer gleichtun, sagt Henrik Kammermann vom Influencer-Marketing-Unternehmen Picstars mit Sitzen in Zürich und Berlin. Die Mediengruppe Tamedia, zu der auch 20 Minuten gehört, ist an Picstars beteiligt. «Weil Tiktok noch eine grössere Reichweite als Instagram hat, sind immer mehr Influencer auch auf der Video-App aktiv.» Firmen werden daher vermehrt über Tiktok für ihre Produkte werben wollen.
Zielgruppe zu erreichen, ist schwierig
Geld mit gesponserten Inhalten zu verdienen, ist auf Tiktok aber gar nicht so einfach. Denn im Vergleich zu Deutschland hat die App in der Schweiz noch keine grosse Reichweite, so Kammermann. «Auch sehen die Nutzer in erster Linie globale Inhalte, es ist daher schwieriger für Firmen über Tiktok ihre Zielgruppe zu erreichen.»
Das bestätigt auch Mövenpick: Zurzeit sei die Reichweite innerhalb der Schweiz zu niedrig, deshalb werde noch kein bezahlter Content auf der Plattform aufgeschaltet, heisst es auf Anfrage von 20 Minuten.
Influencer auf Tiktok selber finden
Interessanter könnte Tiktok für Schweizer Unternehmen ab 2020 werden. Dann lanciert die App ihren eigenen Influencer-Marktplatz, wie Kammermann von Picstars erklärt. Dort können Unternehmen direkt auf Tiktok nach passenden Influencern für ihre Brands suchen.
Sara Leutenegger ist deshalb bereits im Gespräch mit Tiktok: «Es ist sicher interessant, mit der Plattform direkt zusammenzuarbeiten, weil Tiktok die Inhalte dann pusht und man mehr Menschen erreichen kann.» Bis es so weit ist, sind Leuteneggers Tiktok-Videos nicht als Werbung gekennzeichnet. Doch: «Grundsätzlich gilt: Werbung muss stets klar erkennbar sein», so Thomas Meier, Sprecher der Lauterkeitskommission.
Dabei komme es nicht darauf an, auf welcher Plattform Werbeinhalte aufgeschaltet würden: «Solange Schweizer Konsumenten davon betroffen sind, muss klar erkennbar sein, was Inhalt und was kommerzielle Kommunikation ist.» Besonders jüngere Menschen könnten nicht immer zwischen Werbung oder redaktionellen Inhalten unterscheiden.
Allerdings wird die Lauterkeitskommission nur auf Beschwerde aktiv. Bisher seien aber noch keine solchen bezüglich Tiktok-Beiträgen eingegangen.
Deutsche Influencer sahnen auf Tiktok ab
Anders als in der Schweiz, nutzen deutsche Influencer Tiktok bereits rege, um Geld zu verdienen. Der 17-jährige Vlogger HeyMoritz aus Deutschland verdient zwischen 10'000 und 12'000 Euro mit einem Tiktok-Post, wie Picstars mitteilt. Dem jungen Influencer folgen rund 898'000 Personen auf der App.
Noch mehr Geld erhält FalcoPunch auf Tiktok: Der deutsche Internetstar mit über 7 Millionen Fans erhält zwischen 25'000 und 29'000 Euro für ein Video. Nicht ganz so viel verdient Katulki. Obwohl die deutsche Influencerin über 1 Million Follower hat, kann sie nur mit 5000 bis 6500 Euro pro Post auf Tiktok rechnen.
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