Revolut, Neon, N26Wie sicher sind Smartphone-Banken?
Ob Revolut, Neon oder Zak: Viele Konsumenten schrecken vor reinen Smartphone-Banken zurück. Das sind die Gründe für ihre Bedenken.
Etablierte Finanzinstitute erhalten digitale Konkurrenz: Diese Woche hat das Start-up Neon seine Konto-App lanciert. Die Zürcher Firma kommt ohne Filialen aus – Kontoerstellung und -verwaltung geschehen per Handy. Neon ist nach Zak von der Bank Cler die zweite Schweizer Smartphone-Bank. Zudem ist etwa die Konto-App der britischen Firma Revolut in der Schweiz verfügbar, und die deutsche N26 steht kurz vor dem Marktstart (siehe Bildstrecke oben).
Smartphone-Banking klingt praktisch, aber die Firmen wecken bei Konsumenten auch Zweifel, wie Sandro Graf, Marketing-Dozent an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, sagt: Die Angst vor dem Unbekannten schrecke die Kunden ab. «Gerade wenn es um Geld geht, ist das gefühlte Risiko hoch», sagt Graf zu 20 Minuten.
Schutz des Guthabens
Wenn es um Sicherheit beim Banking geht, betrifft das in erster Linie die technischen Systeme: Sind Transaktionen und Guthaben ausreichend vor dem Zugriff von Drittparteien geschützt? Bei den etablierten Instituten funktioniere das so gut, dass die Ansprüche an die Neulinge besonders hoch seien, so Graf.
Der Experte geht aber davon aus, dass die technischen Systeme bei Smartphone-Banken zuverlässig sind. Das fehlende Vertrauen sei für die neuen Firmen Ansporn, besonders sicher zu sein: «Sie sind sich bewusst, dass sie sich bei der Sicherheit keine Fehler erlauben dürfen.»
Konkurs-Gefahr
Ausser der technischen Sicherheit gibt es aber noch einen weiteren Aspekt, der Konsumenten von den Smartphone-Banken abschreckt: Was, wenn das Smartphone-Start-up in Konkurs geht? «Solche Jungfirmen sind oft nicht so beständig», sagt Graf. Wer befürchtet, dass eine Smartphone-Bank bald wieder dichtmacht, der wolle ihr lieber nicht sein Geld anvertrauen.
Zum Schutz der Konsumenten brauchen Bankdienstleister in der Schweiz darum eine Bewilligung von der Finanzmarktaufsicht. Eine solche holen die Smartphone-Banken aber nicht direkt ein, sondern lassen ihr Konto über eine bereits bewilligte Bank führen. Bei Zak ist es die Bank Cler, bei Neon die Hypothekarbank Lenzburg. Dadurch gelten auch bei den Smartphone-Banken Vorschriften wie etwa der Einlegerschutz (siehe Box).
Verworrene Hintergründe
Bei den ausländischen Anbietern wird es kompliziert. So hat Revolut eine Autorisierung in Grossbritannien zur Abwicklung von elektronischen Zahlungen und eine europäische Bankenlizenz in Litauen. Für Schweizer Kunden sei aber lediglich die britische Bewilligung ausschlaggebend, sagte ein Revolut-Sprecher zu 20 Minuten. Die Smartphone-Bank wickelt Finanzdienstleistungen in der Schweiz über ein Korrespondenzkonto bei der Credit Suisse ab – ebenfalls eine von der Finma bewilligte Institution.
Die verworrenen Hintergründe gerade bei ausländischen Anbietern dürften aber einige Kunden abschrecken: «Ein Durchschnittsbürger will eher weniger ein Konto bei einem unbekannten ausländischen Institut eröffnen», sagt Graf.
Vorteil für etablierte Banken
Für die etablierten Banken seien die Bedenken der Konsumenten ein Vorteil, findet Graf. Zwar würden die Institute bei der Innovation und Flexibilität hinter den Smartphone-Banken herhinken – die meisten Kunden seien aber nicht bereit, ihre langjährige Beziehung mit der Hausbank deswegen aufzugeben.
«Die Leute probieren die Dienste aber aus», so Graf. Und wenn sie sich an das neue Angebot gewöhnen würden, sei es denkbar, dass sie zunehmend ihre Bankdienstleistungen bei den Smartphone-Konkurrenten in Anspruch nähmen.
Einlegerschutz bei Smartphone-Banken
Der Schweizer Einlegerschutz sieht vor, dass Kunden im Konkursfall Einlagen bis zu 100'000 Franken sofort, also noch vor dem Konkursverfahren, ausbezahlt bekommen. Bei Zak und Neon gilt dieser Einlegerschutz. Bei der deutschen N26 beträgt der Einlegerschutz 100'000 Euro. Revolut legt die Kundengelder auf Konten bei den britischen Banken Barclays und Lloyds. Sollte Revolut insolvent werden, können Kunden ihr Geld von dort zurückverlangen. Diese Ansprüche werden laut Revolut vor anderen Kreditoren berücksichtigt – der britische Einlegerschutz namens Financial Services Compensation Scheme greift bei Revolut aber nicht.