Horrender ZuschlagSchweizer zahlen für diese Jeans 60 Prozent mehr
Ein 20-Minuten-Leser hat an einem Zara-Preisschild gekratzt – und ärgert sich über den horrenden Schweiz-Zuschlag.
Es ist die gängige Praxis vieler internationaler Kleiderhändler: Die Preise, die sie in Euro verlangen, überkleben sie einfach mit dem Schweizer-Franken-Preis. So erkennt der Kunde nicht, wie hoch die Preisdifferenz zwischen den beiden Währungen ist.
Das hat der Westschweizer 20-Minuten-Leser Léon F.* gerade selbst erlebt. Er war am Place du Molard in Genf bei Zara shoppen. Gekauft hat er zwei Paar Jeans. Zu Hause, als er die Preisschilder entfernen wollte, fiel ihm auf, dass unter dem Etikett der blauen Jeans ein anderer Preis durchschimmerte.
Bei genauerem Hinsehen erkannte F: Die Jeans, die bei Zara in Genf 69.90 Franken gekostet hatte, waren mit einem Euro-Preis von 39.95 angeschrieben (s. Bildstrecke oben).
Verärgert kratzte der Kunde auch das Preisschild der schwarzen Jeans weg. Und auch dort das Ergebnis: Er hatte 49.90 Franken für die Hose bezahlt. In Euro hätte der Preis 39.95 betragen.
Händler rechtfertigen sich
Wenn man den aktuellen Euro-Franken-Kurs von 1.09 als Berechnungsgrundlage nimmt, betrug der sogenannte Schweiz-Zuschlag bei der schwarzen Jeans knapp 15 Prozent. Vernichtender fällt die Rechnung bei der blauen Hose aus: Verglichen mit dem Preis im Euro-Land zahlte 20-Minuten-Leser F. in Genf 60 Prozent drauf.
20 Minuten hat Zara um eine Stellungnahme gebeten. Die Anfrage blieb unbeantwortet. Die meisten Händler rechtfertigen die höheren Preise in der Schweiz jeweils mit höheren Infrastrukturkosten, höheren Mieten und höheren Löhnen als in der EU.
«Abzocke der Importeure»
Diese Argumentation lässt Sara Stalder, Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS), nicht gelten. «Kleider, Kosmetik und Zeitschriften haben in der Schweiz ungerechtfertigt hohe Preise, die nichts zu tun haben mit unseren Löhnen oder einer besseren Qualität», sagt sie auf Anfrage von 20 Minuten. Es gehe nicht an, dass ein identisches Importprodukt derart verteuert werde, nur weil es in der Schweiz verkauft werde.
Dass es auch anders gehe, zeige das Beispiel der Elektronikprodukte, so die Konsumentenschützerin. «Sie sind bei uns teilweise günstiger als im benachbarten Ausland, was beweist, dass der ungerechtfertigte ‹Zuschlag Schweiz› reine Abzocke der Importeure ist.»
Kommission befasst sich mit Initiative
Die SKS hat die Initiative «Stop der Hochpreisinsel – für faire Preise» lanciert. Diese und der indirekte Gegenvorschlag des Bundesrates wurden im August in der Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Nationalrates diskutiert. Die Kommission wird sich im Oktober erneut mit der Vorlage befassen.
*Name der Redaktion bekannt