Lebensrettend oder völlig wirkungslos?

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GrippeimpfungLebensrettend oder völlig wirkungslos?

Beim Thema Grippeimpfung herrscht Uneinigkeit: Ein nutzloser Piekser oder sinnvolle, wenn nicht sogar überlebenswichtige Massnahme? 20 Minuten Online wollte es genau wissen und sprach mit einer Expertin.

von
Runa Reinecke

Die nächste Grippewelle kommt bestimmt, doch nur die wenigsten sind mit einer Impfung auf die Auswirkungen einer solchen Erkrankung vorbereitet. Nur eine Spritze und die Gefahr ist gebannt? Kritiker sind anderer Meinung und Patienten zunehmend verunsichert. Aus diesem Grund sprach 20 Minuten Online mit Prof. Dr. med. Kathrin Mühlemann, leitende Ärztin für Infektionskrankheiten am Inselspital in Bern.

20 Minuten Online:

Übernehmen die Kassen die Kosten für eine Grippeimpfung?

Kathrin Mühlemann:

Ja, für die Patienten- und Personengruppen, für die das BAG und die Eidgenössische Kommission für Impffragen die Grippeimpfung empfiehlt, werden die Kosten von den Kassen übernommen.

20 Minuten Online:

Wie wird der Grippeimpfstoff hergestellt?

Kathrin Mühlemann:

Er besteht heute nicht mehr aus lebenden Viren. Heute werden nur noch wichtige Bestandteile der Viren für die Herstellung genutzt, um die Immunantwort zu stimulieren und so die Schutzwirkung im Menschen zu generieren.

20 Minuten Online:

Wer sollte nicht von einer Grippeimpfung Gebrauch machen?

Kathrin Mühlemann:

Hier gibt es nur ganz wenige Ausnahmen: Viele der Impfstoffe enthalten noch Hühnereibestandteile, da sie in Hühnereiern hergestellt werden. Wer eine Hühnereiallergie hat, sollte dies vor einer Grippeimpfung unbedingt dem behandelnden Arzt mitteilen. Auch bei hohem Fieber ist es ratsam, eine Impfung zu verschieben.

20 Minuten Online:

Bin ich durch das Impfen 100-prozentig vor der Grippe geschützt?

Kathrin Mühlemann:

Nein, praktisch kein Impfstoff kann einen 100-prozentigen Schutz vor einer Krankheit gewähren. Aus Erfahrung weiss man, dass der Impfschutz bei jüngeren Patienten besser ist und mit zunehmendem Alter oder durch schwere Krankheiten (Krebsleiden und deren Therapie) vermindert wird. Deshalb ist es besonders wichtig, dass sich auch betreuende Personen wie Ärzte und Pflegepersonal in Spitälern oder Altersheimen regelmässig gegen Grippe impfen lassen, um das Ansteckungsrisiko ihrer geschwächten Patienten zu verringern.

20 Minuten Online:

Sind nicht gleichzeitig mehrere Grippeviren im Umlauf? Was kann ein

Impfstoff gegen eine Vielzahl von Viren ausrichten?

Kathrin Mühlemann:

Die Grippeimpfung deckt immer drei Virustypen ab. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) hat ein

dichtes Netz von Labors, welche die aktuell zirkulierenden Viren

überwachen. Aufgrund dieser Empfehlungen werden immer rechtzeitig die drei wichtigsten Virustypen bestimmt und der entsprechende Impfstoff hergestellt.

20 Minuten Online:

Wie oft muss man sich impfen lassen?

Kathrin Mühlemann:

Grippeviren verändern sich rasch durch genetische Mutationen (Veränderung im Erbgut). Deshalb muss der Impfstoff jährlich neu angepasst und die Impfung jährlich wiederholt werden.

Aktuelle Information des BAG:

Nebst der Information über die Pandemievorsorge haben die Vertreter des BAG auch Empfehlungen zur saisonalen Grippe erlassen. Schützen sollen sich vor allem Menschen mit erhöhtem Komplikationsrisiko, also Menschen über 65 Jahren und chronisch Kranke. Die diesjährige Kampagne des BAG will zudem vor allem jene für die Impfung motivieren, die regelmässig Kontakt zu den Risikopersonen haben und diese so leicht anstecken könnten. Am kommenden Freitag wird der Nationale Grippeimpftag durchgeführt, an dem man sich ohne Voranmeldung und zu einem Pauschalpreis bei den teilnehmenden Ärzten impfen lassen kann.

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