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Doktor Sex«Meine Freundin ist beim Sex total egoistisch»

In den drei Jahren, in denen Remy eine Freundin hat, war stets sie es, die bezüglich Nähe und Distanz das Sagen hatte. Selber schuld, findet Doktor Sex.

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Manche Männer glauben, ihr Schmollen könne Probleme lösen. (Szene aus «Listen Up Philipp», Tribeca Film)

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Frage von Remy (28) an Doktor Sex: Ich habe seit fast drei Jahren Jahren eine Beziehung. Eigentlich bin ich sehr glücklich mit meiner Partnerin. Ein Problem gibt es jedoch: Von Anfang an war meine Freundin beim Sex total egoistisch. Nie lässt sie sich von mir anmachen und will nur Sex, wenn sie von sich aus in Stimmung ist. Sobald ich erste Schritte mache, wenn sie gerade keine Lust hat, blockt sie mich ab. Ich muss dann immer warten, bis sie wieder einmal will. Ich habe langsam das Gefühl, dass es immer nur um ihre Bedürfnisse geht und darum, ob sie gerade Bock hat. Auch mit der Abwechslung klappt es nicht. Wenn ich zum Beispiel gerne eine andere Stellung als die Missionarsstellung machen möchte, heisst es immer gleich nein und sie möge jetzt nicht oder habe keine Lust auf etwas anderes. In einer Beziehung geht es doch um beide und nicht nur um eine Person? Was kann ich tun, um mehr auf die Rechnung zu kommen?

Antwort von Doktor Sex

Lieber Remy

Die landläufige Vorstellung besagt, dass eine partnerschaftliche Beziehung ein von Liebe und gegenseitigem, balanciertem Geben und Nehmen geprägter Akt der Selbstlosigkeit ist. Meine Erfahrung aus der Paarberatung ergibt ein anderes Bild: Beziehungen sind auf Zeit angelegte, weitgehend ökonomisierte Lebensgemeinschaften, die bestenfalls von Liebe oder einem Gefühl getragen sind, das man dafür hält, und in denen es darum geht, während der Dauer dieses für Liebe gehaltenen Gefühlszustands gegenseitig physische und psychische Dienstleistungen und Zuwendungen auszutauschen, ohne dass sicht- und spürbar wird, dass dabei auch Machtansprüche und Eigeninteressen mit im Spiel sind.

Genau um das Ausagieren dieser Machtansprüche geht es in deiner Frage – und bei deiner Freundin.

Ja, eine Beziehung findet in Gegenwart zweier Menschen statt. Und beide sollen darin ihre Interessen und Bedürfnisse wahrnehmen und auch ausdrücken dürfen. Es liegt in der Natur der Gemeinschaft, dass die persönlichen Anliegen des Gegenübers aber nicht nur zur Kenntnis genommen werden, sondern auch Niederschlag finden in der Gestaltung des gemeinsamen Alltags. Das alles scheint mir aber in einer Zeit, in der von morgens früh bis abends spät über Emanzipation und Gleichberechtigung diskutiert wird, derart selbstverständlich, dass es kaum mehr der Rede wert ist. Trotzdem scheint es deine Freundin noch nicht wirklich begriffen zu haben.

Es wäre nun ein leichtes, über sie herzuziehen und ihr vorzuwerfen, sie würde dich ungerecht behandeln und sollte bezüglich deiner sexuellen Wünsche mehr Rücksicht an den Tag legen. Bringen würde dies aber genau gar nichts, denn das Problem bist du. Damit soll nicht gesagt sein, dass ihr Verhalten unproblematisch ist. Im Gegenteil: Es gäbe einiges, was sie daran verändern könnte – und möglicherweise auch sollte. Jedoch hat sie keinen Anlass dazu, denn abgesehen von dem leisen Murren, das du hier ertönen lässt, spielst du ihr Spiel mit und akzeptierst die von ihr festgelegten Regeln. Es scheint mir dringend angezeigt, dass du hinstehst und klarmachst, dass es für dich so nicht mehr weitergeht. Zeige deiner Freundin unmissverständlich auf, was in Sachen Sex deine Bedürfnisse sind. Und danach: Verhandelt darüber ob und wie es unter diesen Umständen mit eurer Beziehung weitergehen soll. Good Luck!

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