Zu Gast beim schärfsten Fleisch-Salzer der Welt

Das Nusr-Et Steakhouse in Dubai befindet sich im Hotelkomplex des Four-Season-Hotels
Im Innern des Lokals wurden so viele Tische wie möglich platziert.
Neben der Grillstation hat es eine Fleischtheke, wo das Fleisch der Hauptgerichte gezeigt wird.
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Das Nusr-Et Steakhouse in Dubai befindet sich im Hotelkomplex des Four-Season-Hotels

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Nusr-Et SteakhouseZu Gast beim schärfsten Fleisch-Salzer der Welt

Was steckt hinter dem Hype um das Internetphänomen «Salt Bae» – dem sexy Metzger Nusret Gökce? 20 Minuten war zu Besuch in seinem Steakhouse in Dubai.

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Wenn Nusret Gökce sein Fleisch salzt, jubeln auf Instagram über fünf Millionen Follower. In der Türkei ist der Metzger mit seinen Edel-Steakrestaurants schon längst bekannt. Seine einzigartige Pose beim Würzen machte ihn nun aber zum weltweiten Social-Media-Star mit dem Übernamen «Salt Bae». Keiner salzt das Fleisch mit solch einer Eleganz und Grazie, die ihresgleichen sucht. Doch ist das Essen in seinen Restaurants auch so gut wie die Würzmethoden und der Hype drum herum?

Drei Wochen im Voraus mussten wir reservieren, damit wir im Nusr-Et in Dubai einen Zweiertisch zu einer vernünftigen Zeit reservieren konnten. Das Lokal befindet sich im Komplex des Four-Seasons-Hotels. Es ist zum Bersten voll, als wir um 20.30 Uhr unsere Plätze einnehmen. Viel Charme hat das Restaurant nicht, die Innendekoration gestaltet sich eher nach dem Motto: So viele Tische wie möglich reinpacken.

Servicepersonal mit einem speziellen Humor

Dann unsere Begegnung mit dem Servicepersonal. Alle Kellner kommen aus der Türkei, tragen ein weisses Hemd, eine schwarze Schürze, Hut und Schnurrbart. Und alle verfügen über einen Humor, der permanent an der Grenze zwischen Sarkasmus und Beleidigung ist. «Das Nusret Special wird mit zwei Kilogramm Butter zubereitet – ich glaube ihr solltet lieber etwas Gesundes bestellen», sagt unser Kellner beispielsweise. Witz, Beleidigung oder gut gemeinter Gesundheitsratschlag? Wir wissen es nicht.

Mit dieser Art Humor muss man umgehen können. Am Tisch nebenan macht der Kellner gegenüber zwei Einheimischen einen Spruch über die angenehme Freiheit, die man zwischen den Beinen hat, wenn man ein traditionelles Emirati-Gewand trägt. Kommt gar nicht gut an.

Fleisch, Fleisch und nochmals Fleisch

Die Menükarte besteht, oh Überraschung, hauptsächlich aus Fleischgerichten. Bei den Hauptspeisen gibt es gleich mehrere unterschiedliche Varianten von Rindsfilet. Wir bestellen den Haussalat und die Fleisch-Sushi zur Vorspeise – das Nusret Special, trotz des Butter-Kommentars, ein Stück Short Rib, das mindestens acht Stunden geschmort wurde, sowie Trüffel-Kroketten als Beilage – viel zu viel, wie sich im Nachhinein herausstellt. Dazu eine Flasche Rotwein, die aufgrund der hohen Alkoholsteuer in Dubai ein kleines Vermögen kostet.

Der Salat ist solid: aus Eisbergsalat, Gurke, Tomaten, Ziegenkäse, Cranberrys und mit ein paar Walnüssen. Bei dem Fleisch-Sushi geht es nur um den Showfaktor. Mehrere Fleischbällchen gefüllt mit Reis werden vor unseren Augen mit einem Brenner angezündet. Das Gericht selber schmeckt eher langweilig und könnte ironischerweise etwas mehr Salz vertragen.

Die neue Definition von butterzart

Wenig später stellt man uns ein grösseres Stück Rindsfilet und einen grossen Knochen auf den Tisch. Das Fleisch ist aussen leicht angebraten, innen noch ziemlich roh. Man sagt uns lediglich, dass wir kurz warten müssten, bis das Fleisch geschnitten werde. Nach zehn Minuten sind wir leicht genervt und kurz davor, das Fleisch selber anzuschneiden. Doch was dann folgt, ist Foodporn wie aus dem Bilderbuch: Der Kellner schneidet das Filet in hauchdünne Stücke, legt sie auf einen heissen Teller und leert die flüssige Butter über das dünngeschnittene Fleisch. Ein Traum und wahrlich eine neue Definition von butterzart.

Eine Spezialität des Streakhouses Nusr-Et in Dubai. Besitzer ist der inzwischen weltberühmte Metzger Nusret Gökce - auch bekannt als Salt Bae.

So wird das Nusret Special am Tisch serviert und zubereitet.

Nicht weniger zart ist das Short-Rib-Stück: Der Kellner gleitet mit einer Zange widerstandslos durch das Fleisch um die Knochen herauszunehmen. Nur schon bei diesem Anblick läuft einem das Wasser im Mund zusammen und man wird anschliessend vom Geschmack keinesfalls enttäuscht. Das Fleisch wird natürlich in typischer Salt-Bae-Pose gesalzen.

Showfaktor gibt es auch noch beim Dessert: Artistisch wird eine Kugel Glace zwischen das Baklava geklemmt und mit einem Glas türkischem Tee serviert. Ein fantastischer Abschluss für ein grossartiges Abendessen. Lediglich die Fleisch-Sushi waren etwas überflüssig und ein Hauptgang hätte wohl gereicht. Fazit: Ein Besuch im Nusr-Et gehört auf die Bucketlist jedes Fleischliebhabers. Es hat aber auch seinen Preis: Alle Speisen, zwei Flaschen Wasser, eine Flasche Wein und ein Digestif kosten zusammen 2190 Dirham, was rund 600 Franken entspricht.

Gökce hatte grosse Expansionspläne

Und wo war Nusret «Salt Bae» Gökce? «Herr Gökce arbeitet derzeit sehr intensiv an der Eröffnung von Nusr-Et-Restaurants in der ganzen Welt – viel Zeit, um im Restaurant zu sein, hat er nicht mehr», sagt uns der Restaurant-Manager. Laut mehreren Medienberichten sollen schon bald Restaurants in London und New York folgen. «Seit dieser Sache auf Social-Media ist der Andrang auf unsere Lokale noch grösser, als er ohnehin schon war», so der Manger. In der Tat: Als wir um 0.15 Uhr das Restaurant verlassen, ist immer noch fast jeder Tisch besetzt – obwohl das Lokal eigentlich um 24 Uhr schliessen würde.

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