
Wer keinen Turboschaden riskieren will, der nimmt auf den letzten Kilometern nach einer längeren Fahrt den Fuss vom Gas und senkt die Drehzahl. Auf diese Weise kühlt der Turbolader genügend ab und Ölverkokung wird verhindert.
WebstockAuto-RatgeberSoll ich Turbomotor nach der Fahrt laufen lassen?
Bruno ist unsicher, wie er mit seinem Turbomotor umgehen soll. Muss er das Aggregat nach Beendigung der Fahrt noch laufen lassen und kühlen?
Frage von Bruno ans AGVS-Expertenteam:
Ich habe einmal gelesen, man soll Autos mit Turbomotoren nach der Fahrt noch eine Weile laufen lassen, weil sonst der Turbolader nicht mehr richtig geschmiert wird. Wie ist das bei modernen Fahrzeugen mit Start-Stopp-Automatik?
Antwort:
Lieber Bruno
Turbolader erreichen Drehzahlen von bis zu 300'000 Umdrehungen pro Minute. Dazu wirken die Drehzahlen von Verbrennungsmotoren von 6000 bis 7000 Umdrehungen geradezu mickrig. Im und rund um den Turbolader herrschen sehr hohe Temperaturen und Temperaturdifferenzen: um die 1000 Grad auf der Turbinenseite, wo das Abgas durchströmt, und rund 250 Grad auf der Verdichterseite, wo die Frischluft einströmt und komprimiert wird. Diese Temperaturen entstehen bei längerer Fahrt mit hohen Drehzahlen und können beim sofortigen Abstellen des Motors zu einem Hitzestau im Motorraum führen.
Diese angestaute Hitze wiederum kann bewirken, dass es im Turbolader zur Ölverkokung kommt. Denn ein Teil des Öls, das zur Schmierung, Kühlung und Schwingungsdämpfung der Laderwelle benötigt wird, verbleibt nach dem Abstellen des Motors im Turboladergehäuse und zersetzt sich bei zu hohen Temperaturen zu Ölkohle. Diese führt zu erhöhter Reibung und zu einer Unwucht der drehenden Turboladerteile und irgendwann zu einem Defekt. Deshalb ist es wichtig, dass für ausreichend Kühlung gesorgt wird. Bei laufendem Motor sorgen Ölpumpe und Ölkühler für Zirkulation und Kühlung des Öls. Nach dem Abstellen des Motors kann das Öl jedoch nicht mehr zirkulieren.
Bei vielen modernen Autos mit Start-Stopp-Automatik überwacht deshalb das Motorenmanagement die Temperaturen und deaktiviert die Automatik bei zu hohen Temperaturen. Bei einigen Fahrzeugen wird der Turbolader zudem auch nach Abstellen des Motors aktiv gekühlt, dazu ist der Turbo in den Wasserkühlkreislauf des Motors integriert. Das ist jedoch nicht bei allen Fahrzeugen der Fall.
Wir empfehlen auf jeden Fall, den Turbo nach einer längeren Fahrt «kaltzufahren», das heisst, auf den letzten Kilometern den Fuss vom Gas zu nehmen und die Drehzahl zu senken. Dank des Fahrtwindes ist diese Abkühlmethode deutlich wirksamer, als den Motor bei Leerlaufdrehzahl im Stand abkühlen zu lassen. Und beim Starten solltest du vermeiden, den Motor gleich nach dem Anlassen in hohe Drehzahlbereiche zu jagen. Bis der richtige Öldruck aufgebaut ist, dauert es 10 bis 20 Sekunden. Und ganz wichtig: Die richtige Ölqualität und der richtige Ölstand sind für Turbomotoren besonders wichtig, dazu gehört auch der regelmässige Ölwechsel. Auch der Luftfilter sollte regelmässig geprüft und nach Herstellervorgabe getauscht werden. Wenn Fremdkörper in den Ansaugtrakt gelangen, dauert es bis zum Turbolader-Schaden meist nur wenige Sekunden.
Gute Fahrt!
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